Harry
Montag, 7.30 Uhr. Ich bin früh wach. Der Sport und der ruhigere Alltag sorgen für einen guten Schlaf. Den letzten Alptraum hatte ich als June hier war. Ich fühle mich erholt und mein Geist ist klar. Vor dem Frühstück möchte ich noch eine Runde laufen gehen. Im Park ist es neblig und ich kann nicht weit gucken. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit sammelt sich Feuchtigkeit in meinem Gesicht. Zusammen mit dem Schweiß durch meine Anstrengung, habe ich schnell das Gefühl, dass meine Kleidung komplett durchnässt ist. Ich laufe meine Runde trotzdem zu Ende. Aufgeben ist keine Option. Heute hatte ich nicht so viele Probleme den Hügel hoch zu kommen. Nach dem Duschen sitze ich mit noch nassem Haar und einer dampfenden Tasse Kaffee vor meiner Müslischale. Hunger habe ich nicht wirklich und ich rühre nur lustlos mit dem Löffel durch den Brei. Traue ich mich? Ziehe ich mich jetzt an und gehe ins Cafe? June hat sich nicht gemeldet. Kein gutes Zeichen oder? Ich schiebe die Schale mit dem Müsli weg. Ich kann jetzt nichts essen und der Kaffee schmeckt auch nicht wirklich. In meinem Bauch zieht sich etwas zusammen. Ich bin aufgeregt. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte mal so nervös war. Ich lehne mich zurück und lege den Kopf in den Nacken. Was mach ich denn jetzt? Hier rum sitzen wird nichts an meiner Situation ändern.
Ich atme einmal tief durch und öffne die Tür. Das Flattern in meinem Bauch wird immer stärker. Mein Blick schweift durch das Café, aber ich kann sie nicht sehen. Maze steht am Tresen und lächelt mich breit an. "Guten Morgen Harry. Gute siehst du aus. Weißt du schon was du möchtest?" Ich kann sie immer noch nicht wirklich einordnen. "Hi. Nur einen Kaffee bitte. Ist June schon da?" Sie meinte doch, dass sie heute arbeitet. Enttäuschung macht sich breit. "Eigentlich müsste sie schon längst hier sein. Sie ist immer pünktlich. Das passt gar nicht zu ihr." Ich hoffe ihr ist nichts passiert. Sie sollte nicht alleine durch London fahren. Zu viele Spinner sind hier unterwegs. Ich greife nach meinem Telefon und zögere nicht lange. Ich scrolle durch mein Telefonbuch und rufe sie an. Es klingelt. "Harry es ist wirklich gerade schlecht." Sie ist außer Atem und es hört sich an, als würde sie rennen. "Geht es dir gut? Ist dir etwas passiert?" Meine Stimme klingt fremd. "Ja, ja. Alles gut. Kann wirklich nicht." Hinter mir wird die Tür aufgerissen und da steht sie. Das Telefon am Ohr, ein leichter Schweißfilm glänzt auf ihrer Stirn. Sie ist völlig aus der Puste und ihre Haare stehen wild ab. Ihr Blick trifft meinen. "Ohhh hi Harry." Noch immer hat sie ihr Telefon am Ohr. Sie stürmt an mir vorbei und geht direkt zu Maze. "Maze es tut mir leid. Ich hab verschlafen. Das ist mit noch nie passiert." Sie klingt noch immer traurig und gestresst. Ich beschließe mich zurück zu ziehen und gehe an den Tisch hinten am Fenster.
Der Nebel hängt nicht mehr so tief wie heute morgen. Die Baumspitzen kann ich nicht sehen, die Kronen sind vom Nebel umschlossen. Irgendwie ein ruhiges Bild. Ich wäre froh wenn mein Inneres auch so ruhig wäre. June ist hier, aber was soll ich sagen? Maze stellt mir meinen Kaffee hin und zwinkert mir wie beim letzten mal zu. Was soll das? Ich bedanke mich und tue so als würde ich etwas wirklich wichtiges in meiner Tasche suchen. Ich bin froh, dass ich mein in Leder gebundenes Notizbuch und einen Stift dabei habe. Ich krame beides aus meiner Tasche, dazu noch meine Kopfhörer, die ich mir sofort in die Ohren stecke. Maze versteht die Geste wohl, verdreht die Augen und verschwindet. Es gibt einfach Menschen die nicht auf einer Welle sind und ich glaube Maze und ich schwimmen nicht auf der selben. Ich schüttel meinen Kopf, schlage meine Notizheft auf und lese meine letzten Notizen. Eine Textzeile schwirrt mir seit Tagen durch den Kopf. Immer und immer wieder.
What am I now? What if I'm someone I don't want around?
Bin ich der, der ich sein möchte? Wer bin ich? Kann mich jemand lieben, wenn ich es selbst nicht schaffe mich zu lieben. So wie ich bin? Will ich so sein? Oh man. Niemand, wirklich niemand bereitet dich auf so etwas vor. Niemand sagt dir, wenn du ein Kind bist, was dich erwartet. Erwachsen sein ist Mist. Pochender Schmerz macht sich in meinen Schläfen breit. Ich drehe meinen Kopf von links nach rechts und merke wie verspannt mein Nacken ist. Vielleicht war so viel Sport doch nicht die beste Lösung. Mein Blick ruht wieder auf dem kleinen Teich auf dem Innenhof. Irgendwie schafft er eine Ruhe in mir. Ob es im Februar zu früh ist, um ein Loch für einen Teich zu buddeln? Im Augenwinkel sehe ich, wie sich jemand an meinen Tisch setzt. Erschrocken fahre ich herum und versteife mich unbewusst. "Störe ich?" Es ist June. Sie sitzt auf der Ecke mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Sie sieht wirklich fertig aus. Vorhin hatte ich keine Gelegenheit sie genauer zu betrachten. Doch jetzt sehe ich ihre tiefen Augenringe. Ihre Haut ist blass und die leichte Röte auf ihren Wangen, die ich sonst so gerne mag, ist wie weggeblasen. Ihre Haare stehen in alle Richtungen ab, aber nicht so gekonnt wie bei Katharina. Sie zupft verlegen an ihrer Nagelhaut und schafft es nicht mich anzusehen.
"Du störst nie." Gebe ich zurück. "Da hatte ich letzte Woche ein anderes Gefühl." flüstert sie. Okay, sie kommt direkt zur Sache. Ich hoffe, dass ich nicht der Grund für ihre Erscheinung bin. "June du hast da etwas falsch verstanden." Große Augen schauen mich an, aber nicht auf die gute Weise. Idiot ruft meine innere Stimme mir zu. "Warte ich versuch es noch einmal. Ich habe mich falsch ausgedrückt." Besser Styles, das kannst du besser. "Freitag als wir telefoniert haben, das war nicht meine Freundin. Das ist irgendwie falsch rüber gekommen und ich hätte es dir gerne schon vorher erklärt, aber ich hatte leider nicht die Möglichkeit." Sie schaut mich prüfend und mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Vorwürfe machen kann ich gut. Das Gespräch läuft genau in die richtige Richtung. Nicht. Ich greife nach meinem Telefon, scrolle durch meine Galerie und suche eins der ältesten Bilder von Katharina und mir raus. "Hier, das ist Katharina. Wir kennen uns schon sehr lange und sie ist mir wirklich wichtig. Als Freund. Da war noch nie mehr und da wird auch nie mehr sein. Guck." Ich scrolle weiter durch meine Galerie und zeige Bilder von uns in verschiedenen Jahren. Dabei fällt mir auf das Katharina ziemlich oft Frisur und Farbe wechselt. "Letzte Woche stand sie einfach vor meiner Tür. Gemma hat ihr verraten, dass ich da bin und sie war etwas sauer, weil ich mich nicht gemeldet habe. Wir haben seit Jahren die Vereinbarung, dass wir uns melden, sobald einer von uns in London ist. Nur diesmal hab ich mich, außer bei meiner Familie, bei niemandem gemeldet. Ich brauche Zeit für mich und war auch gar nicht in der Lage, mich bei jemanden zu melden. Es tut mir leid, wie ich mich letzte Woche verhalten habe. Ich hätte gleich ehrlich zu dir sein sollen. Dafür möchte ich mich wirklich aufrichtig bei dir entschuldigen." Vorsichtig greife ich nach ihrer Hand, doch sie zieht ihre weg, legt beide auf ihrem Schoss ab und heftet den Blick darauf. Ich habe es verbockt. Wie in Zeitlupe ziehe ich meine Hand zurück und fange an, an der Ecke von meinem abgegriffenen Lederbuch zu spielen.
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Touchless \\Harry Styles
Hayran Kurgu*** Hände, überall sind Hände die nach mir greifen. Ich bekomme keine Luft, mein Herz rast, Schweiß steht mir auf der Stirn. Mir wird schwindelig und ich falle. Es stürzen dunkle Gestalten ohne Gesicht auf mich. Hände berühren mich und ich schreie...