Harry
28... Achtundzwanzig. ZWEI ACHT. Rückblickend gesehen, war das letzte Jahr eines der schwersten und doch schönsten überhaupt. Erst mein Absturz, dann June und zum Ende noch mein neues Album. Gerade haben wir ein paar Tage Pause von der Tour. Mein neues Album ist erfolgreicher als das letze. Ich bin so dankbar für alles. Ich bin wirklich gespannt, was das neue Lebensjahr für mich bereit hält. Ich habe wirklich viel an mir gearbeitet. Ich höre mehr auf meinen Körper und meinen Geist. Nehme mich auch mal zurück, wenn ich merke es wird zu viel. Gerade auf Tour ist es leichter für mich, auf meine innere Stimme zu hören. Auf der Bühne gebe ich alles, bis aufs letzte, aber die Tage danach gehören mir und meinem Körper. An June denke ich kaum noch. Wenn ich an sie denke, bin ich nicht mehr traurig. Nur dankbar. Gehört oder gesehen habe ich sie nicht wieder. Ab und zu erwische ich mich, wie ich ihren Account bei Instagram suche. Da ist aber nichts. Eine neue Nummer hat sie auch. Kurz vor Weihnachten, als der Tequila zu gut geschmeckt hat, habe ich versucht anzurufen. Im Nachhinein bin ich wirklich froh, dass sie die Nummer gewechselt hat. Das hätte wirklich unangenehm werden können. Betrunken sollte man ein Telefon nicht bedienen dürfen. Da kommt nie etwas gutes bei raus.
"Schatz, komm rein und puste deine Geburtstagskerzen aus. Du holst dir hier draußen den Tod." ruft meine Mum aus der Terrassentür. Ich sitze mit einer dicken Decke und dem schwarzen Kater meiner Mum auf dem Schoß eingekuschelt und betrachte die Baumkronen die im Wind hin und her wippen. Die Ruhe die mich hier durchströmt, spüre ich nur hier. Zu Hause denke ich. Hier bin ich zu Hause. Hier bin ich geerdet. Vorsichtig hebe ich den Kater samt Decke hoch und setze ihn auf den Platz neben mir. Er knurrt, dreht den Kopf und rollt sich wie ein Knäuel zusammen um gleich wieder die Augen zu schließen. Katze müsste man sein. Katze bei meiner Mum müsste man sein, grinse ich in mich hinein. Den beiden Katern fehlt es an nichts. Manchmal frage ich mich, ob die beiden Kater Gemma und mich ersetzen sollen. Meine Mum sollte nicht alleine sein. Sie ist schon viel zu lange alleine in diesem großen Haus. Vielleicht ist es uns auch allen vorbestimmt alleine zu sein. Obwohl ich ja gelernt habe, dass ich nicht alleine bin. Und dieses Gefühl der Einsamkeit ist auch etwas blasser geworden. Doch manchmal trifft es mich. Mir fehlt etwas. Zweisamkeit und Nähe. Seit June war da niemand, der mich interessiert hat. Ich habe aber auch nicht gesucht. Vielleicht wird es im neuen Jahr auch einfach Zeit, wieder mit offenen Augen durchs Leben zu ziehen. Das sollte ich mir vornehmen.
Im Haus duftet es nach frisch gebackenem und irgendetwas würzigem. Ich denke Mum hat schon das Abendessen vorbereitet. Ich schüttel mich. Es war draußen doch kälter als gedacht. Ich reibe mit meinen Händen über meine Oberarme und gehe so in die Küche. Der Gedanke an einen heißen Kaffee und ein Stück Kuchen wärmt mich bereits. "Überraschung!" Ich bleibe abrupt im Türrahmen stehen. Ich denke mein Mund steht vor Überraschung offen. Sie sind alle hier. Gemma, Katharina, Jeff, Mitch und sogar Niall. Die Küche wirkt zu klein für die ganzen Menschen. Als sie auch noch anfangen Happy Birthday zu singen, ist die Kälte ganz verschwunden und ich muss ein paar mal hart schlucken, um den Kloß in meinem Hals los zu werden. "Was macht ihr denn alle hier. Wie?" frage ich mit brüchiger Stimme. Die fetten Grinsen im Gesicht meiner Freunde verraten mir, dass sie genau wissen, das ich mit den Tränen kämpfe. "Happy Birthday mein Schatz." flüstert meine Mum mir ins Ohr und küsst mich auf die Wange. Ich nehme sie fest in den Arm und lege meine Wange auf ihrem Kopf ab. "Danke Mum. Für alles. Ich liebe dich wirklich sehr." gebe ich zurück und drücke ihr einen Kuss auf den Scheitel. Sie drückt sich von mir weg und strahlt mich an, wie nur sie es kann. "Das weiß ich meine Sonne. Ich liebe dich auch und bin so stolz auf dich." Gänsehaut bildet sich auf meinen Unterarmen und ich schließe sie noch einmal fest in meine Arme. "Danke!" ist alles was ich raus bekomme. "Lass deine Gäste nicht warten." schiebt sie mich in die Richtung meiner Freunde.
Alle drücken mich nacheinander fest und murmeln mir Glückwünsche ins Ohr. "Hazza, puste deine Kerzen aus." ruft Niall mit seinem irischen Akzent und einem breiten Grinsen über den Tisch. "Wünsch dir was." sagt Gemma und schiebt den Kuchen mit den brennenden Kerzen in meine Richtung. Ich hole tief Luft, halte kurz inne, puste und schließe meine Augen. Ich wünsche mir.... Zweisamkeit. Mehr nicht. Nur einen Partner an meiner Seite. Jemanden mit dem ich einfach alles teilen kann. Der mich so nimmt wie ich bin, der weiß was ich bin und auch mit dem Rummel um mich herum umgehen kann. Ich öffne meine Augen und alle gucken mich erwartungsvoll an. "Ich sage nichts. Dann geht mein Wunsch nicht in Erfüllung." grinse ich. "Wer möchte Kuchen?" versuche ich schnell abzulenken, springe auf und hole Teller und Tassen aus den Schränken. "Ich. Sofort! Ein großes Stück." Alle lachen laut. Niall hat wie immer Hunger. Alle sitzen versammelt um den großen Tisch. Die Gespräche gehen kreuz und quer, alle sind entspannt und scheinen sich wohl zu fühlen. Ich merke wie sich ein dümmliches Grinsen in meinem Gesicht breit macht. Ich habe wirklich großes Glück, so einen bunten Haufen um mich herum zu haben. Keinen von ihnen möchte ich missen. Katharina erzählt von ihrem letzten Kunden, der sich in einer Anwendung so daneben benommen hat, dass sie den Sicherheitsdienst rufen musste. Niall erzählt von seinen Abenteuern auf dem Golfplatz und das er demnächst auch eine Platte rausbringen möchte, aber das ihm das Golfen zur Zeit mehr gibt, als die Bühne. Jeff unterhält sich mit meiner Mum, aber sie sitzen so, dass ich nicht hören kann, um was es geht. Und Mitch? Mitch ist Mitch und sagt einfach gar nichts. Wenn man ihn nicht kennt, könnte man denken er hasst einfach die ganze Welt und Emotionen sind einfach nicht sein Ding. Dabei kenne ich keinen Menschen der herzlicher und emotionaler ist als Mitch. Er hat seine ganz eigene Art Gefühle zu zeigen. Ich liebe einfach alles an diesem Kerl.
Wir sitzen noch ewig so zusammen, plündern die kompletten Weinvorrat von meiner Mum und genießen einfach diese lockere Runde. Ich könnte mir keinen besseren Geburtstag wünschen. "Wie kommt ihr eigentlich alle nach Hause?" frage ich und merke wie schwer meine Zunge schon ist. "Wir sind alle hier untergebracht." sagt Mitch. Ich gehe in Gedanken die Zimmer hier im Haus durch. "Keine Angst Schatz. Nicht alle hier. Ich habe sie alle untergebracht. Mach dir keine Gedanken. Es muss keiner mehr fahren." Ich forme mit meinen Lippen ein Danke in die Richtung meiner Mum und sie nickt. Ich lass mich etwas tiefer in den Stuhl sinken und merke, dass nicht nur meine Zunge schwer ist. Auch meine Augenlieder scheinen eine Tonne zu wiegen. Die letzten Wochen auf Tour scheinen doch Spuren hinterlassen zu haben. Nordamerika haben wir bereits bespielt und jetzt steht Europa an. Ich kann ein Gähnen nicht unterdrücken. "Na, alter Mann... Musst du ins Bett?" scherzt Mitch und knufft mir mit seinem Ellenbogen in die Seite. "Das ist nicht witzig. Ich habe einen sitzen und außerdem bist du viel älter." gebe ich zurück. "Ich dachte du zeigst uns noch dein Dorf." Mitch ist der einzige der Holmes Chapel nicht kennt. Alle anderen sind hier groß geworden oder waren mindestens schon einmal hier. "Jetzt?" frage ich ungläubig. "Klar. Ich will alles sehen." Nüchtern betrachtet er den restlichen Wein in seinem Glas. "Okay, dann los." Noch immer verstehe ich nicht warum genau. "Will noch jemand mit?" Alle schütteln den Kopf. Ich nehme mir noch eine Flasche Wein vom Tisch und ein Augenzwinkern später stehen wir vor der Tür und ziehen los.

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Touchless \\Harry Styles
Fanfiction*** Hände, überall sind Hände die nach mir greifen. Ich bekomme keine Luft, mein Herz rast, Schweiß steht mir auf der Stirn. Mir wird schwindelig und ich falle. Es stürzen dunkle Gestalten ohne Gesicht auf mich. Hände berühren mich und ich schreie...