Hotdog

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Harry

Nach dem wir noch eine ganze Weile gelaufen sind, wirkt June viel klarer. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Vorfall nie wieder erwähnen werde. Ich denke schon. Sicher um sie das ein oder andere mal aufzuziehen. "Wir sind gleich da. Irgendwie war es trotzdem ein schöner Abend. Ich hatte eigentlich gar keine Lust mein Bett zu verlassen. Flo hat aber einfach nicht locker gelassen und jetzt bin ich froh, dass er mich überredet hat. Wir waren erst in zwei anderen Clubs, in dem einen gab es nur grüne Drinks. Die waren so eklig und ich weiß noch immer nicht was da drin war." Sie schüttelt sich und ich weiß genau wie sie sich fühlt. "Dann müssen wir uns da verpasst haben. Katharina hat mich auch in so einen Club geschleppt. Es war laut, stickig und voll. Und die Drinks waren wirklich nicht gut und giftgrün. Geht es dir jetzt besser?" "Ja schon. Ich könnte nur etwas zu essen gebrauchen. Mein Magen knurrt und wenn ich jetzt nichts esse, geht es mir morgen richtig schlecht." Noch immer halte ich sie in meinem Arm. Was essen ist keine schlechte Idee. "Gibt es hier in der Gegend noch etwas?" Es ist wirklich spät und hier in der Gegend sieht es nicht so aus, als hätte noch etwas auf. "Ich kenne da was. Ist aber ein kleiner Umweg. Also falls du noch Zeit hast. Wenn nicht ist es auch okay. Ich kann auch alleine gehen" Sie streicht sich verlegen und nervös eine Strähne hinters Ohr. Ich bleibe abrupt stehen. "June ich meine es ernst. Es tut mir wirklich leid wie ich mich verhalten habe. Ich hätte dich nicht wegschicken dürfen nur weil ich mit mir nicht klar komme. Ich habe mich wie ein Idiot verhalten. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es tun. Ich kann es aber nicht und ich kann mich nur entschuldigen. Es tut mir leid. Wirklich." ich greife nach ihren Händen. "Natürlich möchte ich Zeit mit dir verbringen. In den letzten zwei Wochen hat mir etwas gefehlt. Du hast mir gefehlt. Deine Nähe, unsere Gespräche. Einfach alles" Sie schaut mir in die Augen und ich sehe ihre Unsicherheit. "Ich kann dir nicht versprechen, dass es einfach wird und ich kann dir auch nicht versprechen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Und ich kann es auch verstehen, wenn du mich nicht mehr möchtest, wenn du mir nicht noch eine Chance geben willst. Ich kann dir nur versprechen, weiter an mir zu arbeiten. June ich will es wirklich." Ihr Blick wird weich. "Ist schon okay." Ich schüttel meinen Kopf. "Nein, es ist nicht okay. Ich bin nicht okay. Ich habe wirklich viele Probleme und es wird wirklich nicht einfach. Ich möchte, dass du das weißt. Ich möchte, dass du dir sicher bist, auf was du dich einlässt. Ich will dich nicht mit in meinen Sumpf ziehen. Ich habe dich an dem Abend weggeschickt um dich zu retten." Endlich ist es raus. Endlich fühle ich mich leichter. "Pass auf. Ich kann verstehen warum du das tust. Aber ich muss und will nicht gerettet werden. In den letzten zwei Jahren habe ich mir verboten etwas zu fühlen. Ich habe mich und mein Herz eingeschlossen. Ich will das nicht mehr. Ich will was fühlen. Das komplette Paket. Auch wenn es heißt, dass ich verletzt werden kann. Ich bin bereit. Ich bin sowas von bereit für dich Harry Styles." Ich ziehe sie in eine feste Umarmung und lege mein Kinn auf ihrem Kopf ab. "Danke." Womit habe ich sie verdient? "Können wir jetzt was essen gehen und dann bring mich bitte wohlbehütet nach Hause." scherzt sie. "Ich denke, ich habe mich beim Haare halten wirklich ritterlich geschlagen." kontere ich. "Oh Styles, der war wirklich fies. Beweg dich. Ich habe Hunger und möchte wirklich ins Bett." Sie löst sich aus der Umarmung und geht einfach los. 

"Setz dich schon mal. Bin gleich zurück. Was willst du trinken?" June zeigt auf die kleinen Hocker an einem runden Holztisch. "Nur ein Wasser bitte." Ich greife in meine Tasche und will ihr gerade Geld geben als sie abwinkt und im Laden verschwindet. Sie muss aufhören immer für mich zu bezahlen. Bisher hat sie immer Essen mitgebracht und bezahlt. Im Cafe wird sie sicher nicht genug verdienen um Wohnung und Studium zu finanzieren. Ich muss das unbedingt mal ansprechen. So geht es nicht. Irgendwie ist es aber schön, dass sie so unabhängig ist und nicht nur mein Geld will. Ich könnte sie auch mal zum Essen ausführen. Ein richtiges Date. Das würde ich gut finden. Würziger Duft steigt mir in die Nase und mir fällt auf, dass ich sie gar nicht gefragt habe, was wir essen. Es riecht nach gebratenen Zwiebeln und frischem Brot. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und ich merke, dass ich wirklich hungrig bin. Ein kurzer Blick auf mein Telefon zeigt mir, dass es bereits 5 Uhr ist. Bald wird es hell und die Stadt erwacht zum Leben. Mit zwei Flaschen Wasser unterm Arm und mit beladenden Händen kommt June aus dem Laden. Ihr triumphierender Blick zeigt mir, dass ihr Beutezug erfolgreich war. "Ich hoffe du magst Hotdogs." Ich bin kurz enttäuscht und versuche mir nichts anmerken zu lassen. "Ja schon aber" Sie unterbricht mich sofort. "Sind vegan." grinst mich an und hält mir einen hin. "Danke. Aber June. Können wir kurz was klären?" Sie schnauft. "Können wir bitte erst essen? Es riecht so köstlich und ich will nicht warten. Oder du redest, ich esse und höre zu, wenn es so wichtig ist." Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Okay, erst essen." Es ist schön ihr beim Essen zuzusehen. Sie genießt es in vollen Zügen. Sie macht dabei kleine seufzende Geräusche und hat die Augen halb geschlossen. "Hör auf damit und wenn du nicht gleich anfängst zu essen, esse ich deinen auch noch." Der Hotdog ist wirklich gut, es wäre wirklich schade gewesen, ihn nicht zu essen. Satt und zufrieden machen wir uns auf den Weg zu Junes Wohnung. 

Sie wohnt in einem alten Mehrfamilienhaus aus rotem Backstein. Vor der Tür bleiben wir stehen. "Ich bin wirklich froh, dass wir uns heute getroffen haben. Danke das ich dich nach Hause bringen durfte." Ich vergrabe meine Hände tief in meinen Hosentaschen und schaue auf meine Schuhe. "Magst du noch mit rauf kommen?" fragt sie. "Wenn das für dich okay ist? Es ist schon spät und du bist müde." Noch immer schaue ich auf meine Schuhe. Die weißen Vans mit den rosa Schnürsenkeln hatten auch schon bessere Tage und ich sollte sie mal wieder in die Waschmaschine stecken. "Deine Schuhe scheinen interessant zu sein. Ich mag die Schnürsenkel. Und kannst du bitte aufhören immer so höflich zu sein? Ich habe morgen frei und kann den ganzen Tag schlafen. Also wenn du gerne mit rauf kommen möchtest, dann los. April ist bei unseren Eltern und wird vor morgen Abend nicht zurück sein. Wir haben also die ganze Wohnung für uns." Sie sucht nach ihrem Schlüssel und schafft es nach dem dritten Anlauf das Schlüsselloch zu treffen. Vielleicht ist sie doch nicht so nüchtern, wie ich dachte und ich sollte ihre Situation nicht ausnutzen. Aber ich würde schon gerne mit hoch gehen. Zu groß ist meine Neugierde und nur zu gerne möchte ich die Nacht in ihrer Nähe verbringen. "Kommst du?" fragt sie ungeduldig und ich schmeiße meine Bedenken über Board. Sie wohnt ganz oben und es ist mir etwas unangenehm, dass ich trotz des ganzen Sports außer Puste bin. Eventuell habe ich doch noch nicht ganz mein altes Level erreicht. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. June ist auch aus der Puste, was es nicht ganz so unangenehm macht. "Na dann, willkommen bei mir zu Hause." Sie öffnet die Tür, diesmal scheint der Schlüssel beim ersten mal gepasst zu haben, und lädt mich mit einer Geste ein, vor zu gehen. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen und gehe vor. June schaltete hinter mir das Licht an und wir stehen in einem kleinen Flur mit großem Spiegel und einer Garderobe. Der Boden ist toll. Altes Holzparkett , wahrscheinlich noch original. Hohe Wände mit Stuck an der Decke. Beeindruckend. "Komm." Sie zieht mich weiter und ich schaffe es gerade noch, meine Jacke an die Garderobe zu hängen. Der Boden zieht sich, so wie es scheint, durch die ganze Wohnung. "Möchtest du was trinken?" fragt sie, aber ich schüttel nur mit meinem Kopf. Es riecht nach einer Mischung aus Apfel, Vanille, frischer Wäsche und June. Ich habe noch nicht viel von der Wohnung gesehen, aber ich fühle mich direkt wohl. Der alte Boden knarzt beim darüber laufen und ich frage mich, wie alt er wirklich ist. Sie zeigt mir schnell das Bad, Wohnzimmer und die Küche und ich versuche mir jedes Detail einzuprägen. Es gibt nicht viel Deko, dafür viele Pflanzen, keine Farbe an den Wänden und helle Möbel. Im Wohnzimmer eine kleine Couch und ein Sessel, zwei große Doppelfenster, ein großes Bücherregal mit farblich sortierten Büchern. 

Vom Flur gehen noch zwei Türen ab. Ich denke eins wird Aprils Zimmer sein und eins das von June. Noch immer führt sie mich an der Hand durch ihre Wohnung. Sie bleibt vor einer Tür stehen. "Das ist mein Zimmer." Sie klingt nervös. Sie öffnet die Tür und ich weiß nicht, was ich sagen soll. 




Touchless \\Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt