Unsicherheit

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June

Meine Glieder fühlen sich steif an und ich muss mich erstmal kräftig strecken. Der Blick auf meine Armbanduhr zeigt mir, dass es weit nach Mittag ist. Genervt schnaufe ich und verdrehe die Augen. Ich mag es nicht so lange im Bett zu liegen und so viel vom Tag zu verpassen. Links neben mir brummt es. Ich bin so überrascht, dass ich zusammen zucke. Harry, ich bin bei Harry. Wir haben die Nacht zusammen verbracht, nachdem ich hergekommen bin. Wir haben miteinander geschlafen. Okay, das ist untertrieben. Als ich gestern hergekommen bin, wusste ich nicht recht, was das zwischen uns ist. Ehrlich? Ich weiß es noch immer nicht. Was ich weiß, ich fühle mich wohl bei ihm. Es ist schön so begehrt zu werden. Er weiß genau was er tut. Egal wie es weiter geht, ich will es einfach genießen. Versuchen nicht darüber nachzudenken, was passiert ist. Wieder nach vorne sehen und einem anderen Menschen vertrauen. Meine eigene Mauer wieder abreißen und einfach leben. Ich bin mir nicht sicher, ob er der Richtige dafür ist, gerade mit seinem Job und seiner Präsenz. Harry fängt an sich zu strecken und ich schiebe meine Gedanken und Unsicherheiten einfach zur Seite. "Guten Morgen." brummt es zu meiner Linken. "Guten Morgen? Weißt du wie spät es ist?" frage ich ihn grinsend. Ich richte mich etwas auf, lehne mich mit dem Rücken ans Kopfende und schaue zu ihm runter. 

Er liegt auf dem Bauch, die Hände unters Kissen geschoben. Seine dunklen Locken stehen in alle Richtungen und ich kann nicht anders als in seine vollen Haare zu greifen. Seine Muskeln im Rücken spannen sich an, als er seinen Kopf in die Richtung meiner Hand schiebt. Ich beobachte das Muskelspiel auf seinem Rücken. Man sieht, dass er viel Sport macht. Mir gefällt der Anblick sehr und in meinem Inneren sammelt sich eine Wärme, die ich lange nicht gespürt habe. "Nein, keine Ahnung. Ich habe geschlafen wie ein Stein." Seine Stimme klingt kratzig und tief. Auf seinen Wangen liegt eine Röte, die mich an letzte Nacht erinnert und die Wärme im Inneren weiter anfacht. Gott, wie kann man nach dem wach werden so heiß sein? Ich will gar nicht wissen, wie ich aussehe. Wahrscheinlich stehen meine Haare auch in alle Richtungen, nur sieht es bei mir nicht so verwegen, sondern eher wie bei einer Vogelscheuche in einem Garten aus. Meine Hand wandert, wie von selbst, über seinen Nacken und meine Finger zeichnen sacht seine definierten Muskeln am Rücken entlang. "Trainierst du viel? Also auch wenn du auf Tour bist?" Meine Finger streichen immer wieder auf und ab und zeichnen kleine Muster in seine gebräunte Haut. Ich frage mich kurz wie er es schafft, im Februar so eine schöne Farbe zu haben. Da fällt mir wieder ein, wer vor mir liegt. Die Unsicherheit kommt wieder zurück, langsam kriecht sie aus der Ecke in die ich sie verbannt habe. "Wenn ich auf Tour bin, gibt es außer den Auftritten nichts anderes. Ich konzentriere mich auf die Musik und auf meinen Körper. Ich schlafe viel, mache Sport, ernähre mich gesund. Wenn ich frei habe und zu Hause bin, lass ich es oft schleifen. Vielleicht ist das auch der Grund warum ich immer wieder abrutsche. Sobald ich keine Routine und keinen geregelten Ablauf habe, rutsche ich ab. Ich habe nie wirklich gelernt meine Freizeit richtig zu gestalten. Als ich mit den Jungs unterwegs war, gab es nicht viele Pausen. Andere haben unseren Tag geplant und wir waren die meiste Zeit auf Tour. Ich war fast in allen Teilen der Welt, doch ich hatte nie Zeit mir die Städte in denen wir waren, richtig anzugucken. Und wenn wir frei hatten, war ich meistens so kaputt, dass ich einfach nur geschlafen habe bis es wieder los ging." Irgendwie klingt es furchtbar. Ausgebeutet und um die Jugend beraubt. "Das tut mir leid, Harry. Wirklich." In einer Bewegung richtet er sich auf und sitzt vor mir. Ich bin mir nicht sicher, ob ihm bewusst ist, dass er nackt ist. Wenn ja, scheint es ihm egal zu sein und ich beneide ihn um sein Selbstbewusstsein. Bin ich es doch die, die sich die Decke fast bis zur Nasenspitze gezogen hat. Obwohl es total blöd ist, immerhin hat er mich schon nackt gesehen. Aber nun schützt mich nicht mehr die Dunkelheit. "Es braucht dir überhaupt nicht leid tun." Reißt er mich aus den Gedanken und ich muss mich kurz sammeln, um wieder Anschluss an unser Gespräch zu finden. Kurz dachte ich, er hätte meine Gedanken gelesen und meine Unsicherheit gespürt. "Es war eine tolle Zeit und ich habe alles daran geliebt. Wäre es anders gewesen, würde ich nicht wieder auf der Bühne stehen. Es ist jetzt nur anders, weil ich selbstbestimmter arbeiten kann." Antworten kann ich nur mit einem Nicken, da sein nackter Körper mich einfach so sehr ablenkt. 

Mein Blick wandert über seine breite Brust, über den Schmetterling und seinen Bauchmuskeln und hält bei dem Tattoo in seiner Leiste. Die Wärme in meinem Bauch ist zurück und es fühlt sich absolut gut und richtig an. Harry räuspert sich und ich merke wie meine Wangen sich verfärben. Am liebsten würde ich mir die Hände vors Gesicht legen, aber das wäre nicht wirklich erwachsen. Also löse ich meinen Blick und schaue ihm ins Gesicht. Und am liebsten würde ich ihm dieses dümmliche Grinsen aus dem Gesicht wischen. Ich kann es aber nicht. Es ist so ansteckend, dass ich auch grinsen muss. Seine Augen strahlen und um sie bilden sich kleine Fältchen. Wenn er so breit grinst, ist ein Auge etwas kleiner als das andere, was sein Gesicht noch interessanter macht. Wenn er lacht, dann mit allem Leuchten, welches er aufbringen kann. Wenn er lacht, ist es echt. Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und schiebt sie hinter mein Ohr. Seine Finger streifen dabei die Stelle hinter meinem Ohr, die so empfindlich ist. Mein Körper reagiert auf diese zarte Berührung mit einem Schaudern und einer Gänsehaut. An seinem Blick, kann ich sehen, dass er genau weiß, was seine Berührungen mit mir machen. Seine Pupillen sind weit, dass grün ist fast verschwunden. Ein leichter Glanz und ein dunkles Funkeln liegen in ihnen. Wie soll ich je dieses Bett verlassen, wenn er mich so ansieht? 

Ich beuge meinen Oberkörper etwas nach vorne und halte die Decke dabei diesmal nicht fest. Wie gewünscht rutscht sie nach unten und gibt meinen nackten Oberkörper frei. Ich beobachte seine Reaktion und sofort wird mein Grinsen breiter. Ich scheine die selbe Wirkung auf ihn zu haben, wie er auf mich. Wenige Zentimeter trennen unsere nackten Körper von einander. Eine kleine Bewegung und ich kann seine warme Haut auf meiner spüren.  Es ist schwer ihm zu widerstehen, er ist wie ein Magnet der mich anzieht und so beuge ich mich noch etwas nach vorne, um ihn zu küssen. Vorsichtig und abwartend. Obwohl mein Verstand nach mehr schreit, möchte ich ihn nicht überfallen. Harry erwidert meinen Kuss genauso vorsichtig. Die Vorsicht hält aber nicht lange an, er packt mich an meinen Hüften und zieht mich auf seinen Schoß. Meine Knie links und rechts neben seinen Beinen und meine Arme um seinen Nacken geschlungen, genieße ich das Gefühl von nackter warmer Haut an meiner. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Warm und weich. Wie eine seichte Brise Meeresluft an einem warmen Sommertag. Ich schließe die Augen und genieße. Ich will nie wieder auffachen, es ist einfach zu schön um wahr zu sein. Er ist Harry Styles, faucht mein Unterbewusstsein. Ich will es nicht hören, ich will es wirklich nicht hören. Ich weiß, dass wir keine Zukunft haben, aber ich kann nicht anders. Ich sperre den Gedanken aus und küsse ihn. Gerade ist er nicht Harry Styles, gerade ist es nur Harry aus dem Cafe. In meiner Blase ist er einfach nur Harry. 





Touchless \\Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt