Ich kann und ja, ich werde.

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Harry

Meine Mum steigt irgendwann auf Wein um und wir lassen uns eine Pizza vom Italiener liefern. Ich bleibe bei Tee und Wasser. Immer wieder spulen die letzten Gespräche in meinem Kopf ab. "Ich muss sie anrufen." platzt es aus mir heraus. "Ja musst du mein Schatz. Sei ehrlich und entweder es ist okay oder es soll einfach nicht sein. So schwer es auch ist. June hat die Wahrheit verdient und ich denke nicht, dass eine Beziehung mit einer Lüge beginnen sollte." Sie knufft mir in die Seite. Nein so sollte es nicht beginnen. Ich trage schon genug Probleme mit mir herum. Ich sollte nicht noch mehr Probleme schaffen. 

Es klingelt. Bitte nimm ab. "Hi." Sie klingt traurig. "Hast du kurz Zeit? Ich würde dir gerne etwas erklären." Ich will keine Zeit verlieren. Jetzt oder nie. "Warte kurz." Sie hält den Hörer zu und nuschelt irgendwas. Ich kann leider nicht verstehen, was sie sagt. "So jetzt. Ich musste noch schnell in mein Zimmer, damit wir ungestört reden können." Ich überlege wie ihr Zimmer aussehen könnte, es ist bestimmt hell und aufgeräumt. "Also?" reißt sie mich aus meinen Gedanken. "Ich habe über unser Gespräch nachgedacht. June ich war so durcheinander und musste meine Gedanken und Gefühle sortieren. Ich bin noch immer durcheinander, aber ich muss es dir sagen. Ich war nicht ehrlich. Ich..." Sie holt tief Luft. "Ich wusste es, sie ist deine Freundin oder? Warum sollte ich auch einmal Glück haben? Wie sollte man es auch mit mir aushalten... Wer möchte denn..." Sie wiederholt die Sätze von diesem John. "Stop. June nein. Hör auf. Sag sowas nicht." Die Wut in meinem Bauch ist zurück. "Was ist es denn Harry? Was?" Sie ist aufgebracht und ihre Stimme zittert. "Lass es mich erklären. Es tut mir Leid, dass ich vorhin nicht den Mut dazu hatte. Ich bin so blöd. Ich schaffe es einfach nicht, mutig zu sein. Ich wusste, dass ich es kaputt mache. Du warst so ehrlich zu mir und ich schaffe es nicht. Ich bin kaputt June. Ich bin einfach total im Arsch." Ich muss eine Pause machen. Rastlos laufe ich durch das Gästezimmer. Auf und ab. "Was Harry. Sag es einfach. Ich will es hören." Warum muss es so kompliziert sein. Warum kann es nicht einmal im Leben einfach sein? "Zu 1D Zeiten hatte ich mehrere Beziehungen. Ich bin von einer in die nächste gestürzt und ich war nicht ehrlich. Wenn es kompliziert wurde, bin ich weiter gezogen. Ich habe mir keine Mühe gegeben. Ich war so unreif. Ich möchte mein Verhalten nicht auf mein Alter oder auf irgendetwas anderes schieben. Ich alleine bin Schuld daran, wie es gelaufen ist. Ich alleine bin Schuld daran, dass ich vielen Mädchen weh getan habe. Ich habe daraus gelernt. Ich habe gelernt, dass es ein Fehler war. Guck mich an. Ich bin ein Wrack und noch schlimmer ich bin alleine. Ich habe einfach nichts auf die Reihe bekommen. Ja meine Karriere läuft ganz gut, aber was habe ich davon? Ich verbringe meine Abende alleine und ich bin selbst Schuld. Hätte ich mir mehr Mühe gegeben und etwas mehr Energie in meine Beziehungen gesteckt, dann wäre es jetzt vielleicht anders. Im Weglaufen bin ich einfach gut. Jetzt sitze ich hier im Gästezimmer meiner Mum, anstatt meinen Abend mit dir zu verbringen. Es tut mir so leid June. Vielleicht steht unsere Begegnung unter keinem guten Stern. Ich hätte es besser Wissen müssen. Ich mache immer alles kaputt. Ich kann es verstehen wenn du mich nie wieder sehen möchtest. Ich kann es so verstehen." Meine Stimme bricht und ich muss mich setzen. Es war richtig ihr die Wahrheit zu sagen aber der Gedanke, sie nie mehr zu sehen, nie mehr mit ihr zu sprechen, tut weh. 

Eine lange Pause entsteht. Ich lausche ihrem Atem und warte darauf, dass sie etwas sagt. "Möchtest du das denn?" Ich kann ihr nicht folgen. "Was meinst du?" Frage ich nach. "Möchtest du denn, dass wir uns nicht wieder sehen?" 

"Ich möchte nichts anderes mehr als das. Ich möchte dich wieder sehen. Ich würde sogar noch einmal zum Pilates mit gehen. Ich will dich aber zu nichts drängen." Meine Hände schwitzen und ich wische sie an meiner Hose ab. Gott wann war ich bitte das letzte mal so nervös. "Ich kann nicht verstehen, wie du so etwas machen konntest Harry. Ich will es auch nicht verstehen, aber ich bin nicht in der Position, um über deine Vergangenheit und über dein Handeln zu Urteilen. Es ist deine Geschichte und ich kann darüber sauer sein oder es einfach akzeptieren. Du musst mir nur eins versprechen und das meine ich wirklich ernst." Es besteht noch Hoffnung. Meine Mum hatte Recht, als sie sagte, dass June intelligent ist. "Alles." antworte ich. "Sag das nicht so leichtfertig. Sag nicht alles. Du kannst mir nicht einfach alles versprechen." gibt sie im ernsten Ton zurück. "June ich meine es ernst. Ich würde alles tun, um noch eine Chance zu bekommen. Wirklich alles." Ich meine es ernst. Oh ja, ich meine es wirklich ernst. Ich möchte June in meinem Leben. "Ich möchte nicht alles Harry. Nur eins. Ich möchte, dass du immer ehrlich zu mir bist. Mehr verlange ich nicht. Rede immer mit mir. Lauf nicht weg wenn es kompliziert wird. Egal wo uns unsere Reise hinführt. Sei ehrlich zu mir. Mehr möchte ich nicht. Ich will dich in mein Leben lassen. Ich möchte dich kennen lernen. Mit allem was zu dir gehört. Mit deinen Fehlern, mit deinen Ecken. Kannst du mir das versprechen?" Ihre Stimme klingt fest und das Zittern von vorhin ist verschwunden. "Ja. Ich kann und ja, ich werde. Ich will es wirklich. Ich werde an mir arbeiten und ich werde nicht damit aufhören. June du bist mir wichtig. Ich möchte dich auch in meinem Leben."

"Wir hatten echt einen beschissenen Start oder? Du stolperst einfach in mein Leben. Ich wollte nie wieder jemanden so nah an mich heran lassen und du schleichst dich einfach so in mein Herz, Styles. Mit all deinen Problemen, mit deinem riesen Päckchen. Meinst du wir bekommen das hin?" Ihre ehrliche Art berührt mich ein weiteres mal. "Entweder wir bekommen es hin oder wir stürzen beide in unser Unglück. Es gibt nur diese beiden Optionen." Ich hoffe auf das erste. "So wird es wohl sein. Das Leben ist ein riesen Abenteuer. Ich glaube ich habe mein Herz schon zu lange verschlossen. Es wird nicht leicht. Für dich nicht und auch für mich nicht. Nicht nur du musst an dir arbeiten. Auch ich. Schaffen wir das Harry?" Die letzte Frage ist kaum noch ein Flüstern. "Wir heilen uns gegenseitig." Und ich hoffe es wirklich. Ich hoffe so sehr, dass wir es schaffen. Ich hoffe so sehr, dass ich endlich einen Menschen gefunden habe, für den es sich zu kämpfen lohnt. Für mich und für sie. Wir sprechen noch eine ganze Weile über belanglose Themen und über unsere Pläne für die nächsten Tage. Ich möchte noch eine Weile hier bleiben und June hat in den nächsten Tagen mit der Uni und mit der Arbeit im Cafe zu tun. Wir wollen trotzdem jeden Tag telefonieren und ich denke, dass uns etwas Abstand gut tun wird. So kann jeder seine Gedanken und Gefühle ordnen. June klingt schläfrig und wir beenden das Gespräch. 

Ich kann wieder frei atmen. Es tut gut endlich alles los zu sein. Ich gehe wieder runter ins Wohnzimmer. Meine Mum sitzt mit einem Glas Wein und einer Zeitschrift in der Hand auf der gleichen Stelle, wie ich sie vorhin verlassen habe. Mit einem breiten Grinsen legt sie die Zeitung beiseite und klopft neben sich auf die Couch. "Na mein Herz, dann erzähl mal." Ich setze mich zu ihr, lehne meinen Kopf an ihre Schulter und erzähle ihr von meinem Telefonat mit June. Wir unterhalten uns bis tief in die Nacht, bis uns vor Müdigkeit immer wieder die Augen zufallen und wir beschließen ins Bett zu gehen. Ich liege noch eine Weile in meinem Bett und starre an die Decke. Was für ein Tag. So viele Emotionen, ich fühle mich wie überfahren. Ich bin müde, aber irgendwie frei.  

Touchless \\Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt