Harry
Der Platz ist wirklich schön. Ich bin auf der Bank bis in die Ecke gerutscht. In den letzten Jahren habe ich gelernt, wie ich mich in bestimmten Situationen schützen kann. An Tischen zum Beispiel nie außen sitzen. Der Blick durch die große Glasfront auf den kleinen Hinterhof hat etwas beruhigendes. Das erste mal seit Tagen, seit Wochen das ich mich wohl fühle. Ich beschließe im Sommer noch einmal her zukommen. Im Hinterhof gibt es Sitzmöglichkeiten, ein paar Bäume und Lichterketten hängen an den Wänden. Mein Blick bleibt an dem kleinen Teich hängen. Ein paar braune Seerosenblätter schwimmen auf der Oberfläche. Der Wind formt kleine seichte Wellen, die dafür sorgen, dass sich das Kraut vom Grund im Takt hin und her wiegt. Das laute Brummen der Kaffeemaschine löst meinen Blick. Ich ziehe meine Jacke, Mütze und Sonnenbrille aus und lege die Sachen neben mich auf die Bank. Hier in der Ecke sollte ich meine Ruhe haben. Ich beobachte das Mädchen von eben, wie sie hinter der riesen Maschine steht und sich ausgelassen mit ihrem Kollegen unterhält. Obwohl sie mit ihrer Arbeit und dem Gespräch beschäftigt ist, strahlt sie eine Ruhe und Gelassenheit aus, die mich fasziniert. Da ist wieder dieses herzliche, offene Lächeln was mich schmunzeln lässt.
Mit einem Tablett und einem breiten Grinsen kommt sie auf mich zu. Erst jetzt sehe ich den Rest von ihr. Sie trägt eine weite schwarze Hose mit Rissen an den Knien und dazu knallrote Chucks. Sie hat eine schlanke Figur, doch ich vermute ein paar Rundungen unter der weiten Hose und dem weiten Pullover. Ich versuche ihr Lächeln zu erwidern, doch es will mir nicht recht gelingen. Es sieht wahrscheinlich so aus, als hätte ich Schmerzen. Das sollte ich erstmal lassen. "Achtung heiß und nicht fettig. Genau das was du brauchst. Einen starken Kaffee und eine Vitaminbombe, mit allem was deine müden Geister wieder belebt. Das findest du nicht auf der Karte, aber du siehst aus als hättest du ein paar harte Tage hinter dir." Sie stellt mir die Tasse mit dem Kaffee genau vor die Nase und dazu eine große Schüssel mit Müsli und Obst. Mein Magen knurrt. Verräter. Ich hoffe sie hat es nicht gehört. "Dankeschön. Das sieht köstlich aus." Ihre Bemerkung lass ich unkommentiert. Sie rückt den Stuhl gegenüber von mir ab und setzt sich einfach hin. "Lass es dir schmecken." Prüfend schaue ich sie an. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Mein Hirn funktioniert einfach nicht. "Danke." poltert es mit etwas zu hoher Stimme aus mir heraus. Nimm den Löffel, befülle ihn und schiebe ihn in deinen Mund. Ist nicht schwer, hast du schon oft gemacht. Ermahnt mich meine innere Stimme.
Gesagt getan. War wirklich nicht schlecht. Ein genüssliches "Mhhhh" kommt mir über die Lippen. Es ist kein aufwändiges Mahl, aber es ist trotzdem köstlich. Unter den Haferflocken ist Joghurt und ein paar karamellisierte Nüsse, dazu frisches und getrocknetes Obst und ein paar Flocken Schokolade. "Es ist wirklich gut. Solltet ihr auf die Karte schreiben." Einen nach dem anderen Löffel schiebe ich mir in den Mund und kaue genüsslich. Sie sitzt die ganze Zeit gegenüber und beobachtet mich beim Essen. "Na, geht es dir jetzt besser?" fragt sie vorsichtig. Ich muss ja wirklich einen schlechten Eindruck hinterlassen haben. "Ja danke." Kommunikation ist meine Stärke. Ich ziehe die Nase kraus. "Der Platz hier ist wirklich schön." "Ja oder? Du solltest ihn im Frühling sehen, wenn die Bäume langsam grün werden. Dieses helle grün, zart und jung. Wenn die Blätter sich gerade aus den Knospen gerollt haben. Dann ist es noch viel schöner." Ich weiß genau was sie meint. "Der Frühling ist eine besondere Jahreszeit. Alles erwacht wieder zum Leben und kommt aus dem Winterschlaf. Alles ist noch jung und verletzlich. Irgendwie zart und doch so kraftvoll." Ich mag es wie sie Dinge beschreibt. "Das stimmt. Darf ich fragen wie du heißt?" "Oh sorry, ich bin unhöflich. Ich bin June. So wie der Monat, halb Frühling halb Sommer." Sie streckt mir ihre Hand hin und ich greife nach ihr ohne zu zögern. Zu sehr bin ich mit ihrer Aussage über ihren Namen beschäftigt. Sie schüttelt kräftig meine Hand aber es fühlt sich nicht so komisch wie sonst an. Es ist okay. "Hi halb Frühling, halb Sommer. Ich bin Harry. Heimat und Herrscher." Vorsichtig löse ich meine Hand aus ihrer. Fragend schaut sie mich an. "Die Bedeutung von meinem Namen. Mit Frühling und Sommer kann ich nicht mithalten." "Heimat und Herrscher ist aber auch nicht schlecht." Kontert sie mit einem Augenzwinkern und einem breiten Lächeln. "Kommst du von hier? Ich glaube ich sehe dich hier heute zum ersten mal." "Ich wohne ein paar Straßen weiter, aber ich bin heute tatsächlich das erste mal hier. Ich bin beruflich viel unterwegs und leider nicht so oft zu Hause. Wohnst du auch in der Gegend?" "Ich wohne etwas zentraler und komme immer mit der Bahn. Ich arbeite hier nur nebenbei. eigentlich studiere ich Medienmanagement. Was machst du beruflich, dass dich so selten zu Hause sein lässt?" Die Fragen aller Fragen. Ehrlich sein oder doch einen leichten Ausweg suchen? "Ich bin Musiker." Okay, also die Wahrheit. Sie mustert mich mit prüfendem Blick. Es rattert. Wahrscheinlich geht sie alle Musiker mit dem Namen Harry durch, die sie kennt. Da es nicht viele gibt, wird sie gleich darauf kommen. "Aus der Boyband?" Bingo. "Cool, aber du bist jetzt alleine unterwegs, oder?" Okay super, sie macht kein großes Ding draus. "Ja genau. Im Dezember ist mein zweites Album geplant und gerade nehme ich eine kleine Auszeit. Wie einen kleinen Urlaub vor der nächsten Tour." Das ist mehr als ich sagen wollte, sie macht es mir wirklich leicht. "So wie du aussiehst, hast du den bitter nötig. Was hast du geplant für deinen Urlaub?" Vielleicht noch eine Serie gucken? Pieckst mich die Stimme gehässig. "Eigentlich noch gar nichts. Einfach runter kommen und entspannen." "Hast du heute schon was vor? Ich hab da was, was dir gut tun würde. Keine Angst, du wirst dort keine Autogramme oder ähnliches geben müssen." Was hat sie vor? Mein Herz schlägt wie wild. Neue und ungewisse Situationen machen mich nervös. Ich werde nein sagen. "Okay, wann?" Entschuldigung? Ich wollte doch nein sagen.
"Holst du mich hier 19.00 Uhr ab? Zieh dir was leichtes, bequemes an. Es war schön dich kennen zu lernen Heimat und Herrscher. Ich muss jetzt weiter arbeiten und dein Kaffee wird kalt. 19.00 Uhr?" Nein, nein, nein. "Ich werde hier sein Frühling." Wenn ich dieses Cafe verlasse, sollte ich nach Hause gehen und mich einsperren. Für immer. Auf was habe ich mich da eingelassen? Ich trinke meinen Kaffee aus, zahle bei Junes Kollegen und verlasse fast laufend das Cafe. Nur ein paar Schritte und ich bin da, wo ich eigentlich hin wollte. Ich bin im Park. Die Sonne ist weg, aber es ist noch hell. Ich gucke auf mein Telefon. Es ist 16.00 Uhr. Unzählige Nachrichten und Anrufe verpasst. Ich öffne zu erst die Nachrichten. Nichts wichtiges. Meine Mum hat angerufen. Den Rückruf verschiebe ich auf morgen. Jeff hat auch angerufen. Wäre es wichtig gewesen, hätte er mir eine Nachricht geschickt. Ich schiebe das Telefon zurück in meine Tasche und laufe einfach gerade aus. Es ist kühl. Ich ziehe meine Jacke etwas weiter zu.
Was war das eben? Auf was habe ich mich da eingelassen. Ein Treffen mit einer Fremden und dazu auch noch zu einer unbekannten Aktivität. Ich merke wie mein Herz wieder anfängt wild zu schlagen. Ich habe Angst und bin nervös und irgendwie neugierig. Irgendwas an June reizt mich. Ist es ihre Gelassenheit, ihre Intelligenz oder wie sie Dinge beschreibt? Ich weiß es nicht. Harry sei nicht so feige. Was soll schon passieren? Ja genau, was soll schon passieren?
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Touchless \\Harry Styles
Fanfiction*** Hände, überall sind Hände die nach mir greifen. Ich bekomme keine Luft, mein Herz rast, Schweiß steht mir auf der Stirn. Mir wird schwindelig und ich falle. Es stürzen dunkle Gestalten ohne Gesicht auf mich. Hände berühren mich und ich schreie...