Harry
Es ist kälter geworden, große Schneeflocken tanzen im Lichtkegel der Laterne. Weit gucken können wir nicht, der Schnee verhindert die Sicht und knirscht unter unseren Stiefeln. Es ist friedlich. Schnee sorgt für eine seltsame Stille, denke ich. Ich mag das. Ich beobachte Mitch von der Seite und sehe, dass es ihm ähnlich geht. Er schweigt, was für ihn nichts besonderes ist, aber sein kleines Lächeln zeigt mir seine Zufriedenheit. Er sieht glücklich aus. Das ist mir in den letzten Wochen auf Tour öfter aufgefallen. Er hat sich verändert. Seit er und Sarah ein Paar sind, ist er anders geworden. Ein Schmunzeln legt sich auf meine Lippen und ich muss an den mürrischen und verschlossen Mitch von vor ein paar Jahren denken. Gott, ich dachte am Anfang ich knacke ihn nie. Nicht das er jetzt die absolute Plaudertasche ist, aber wenigstens ein paar Worte redet er mit mir. Was ich an ihm schätze? Seine gnadenlose Ehrlichkeit. Oft ist er so direkt und ehrlich, dass es weh tut. Aber verzichten möchte ich auf ihn nicht. Wir laufen noch eine Weile schweigend nebeneinander her. Jeder bangt seinen Gedanken hinterher. Obwohl in meinem Kopf zur Abwechslung nicht so viel los ist, wie sonst. Meine Gedanken wirken sortiert, irgendwie entwirrt. Ich denke es wird ein gutes Jahr. Aber ich will es nicht zu laut beschreien. Ich halte Mitch die halbvolle Flasche Wein hin. Stumm greift er nach ihr und trinkt einen großen Schluck. Ich schiebe meine Hände in meine Jackentaschen. Jetzt ist er dran sie zu halten und kann sich seine Hand abfrieren. Kurz überkommt mich das schlechte Gewissen, weil er seine Hände zum Gitarre spielen braucht. Aber ihm wird wohl nicht gleich die Hand abfallen. Er nimmt noch einen großen Schluck und atmet schnaufend aus. "Harry, ich muss dir was erzählen." beginnt er mit leiser Stimme. Sein Blick starr nach vorne gerichtet. Wir gehen noch ein Stück weiter. Ich will ihn nicht drängen, aber ich bin ungeduldig und nervös. Wieder schätze ich seine schonungslose und direkte Art. Bei dem Gedanken verdrehe ich die Augen und grinse in mich hinein. "Jaaaaa?" Frage ich gedehnt. Abrupt bleibt er stehen und greift nach meinen Oberarmen. Panik steht ihm ins Gesicht geschrieben. "Sarah ist schwanger." Er klingt atemlos. Als wäre er gerade einen Marathon gelaufen und nicht nur durch den Schnee gewartet. Die Info ist wohl noch nicht ganz in meinem weinvernebeltem Hirn angekommen. Viel zu sehr lenkt mich sein wirrer Blick ab und ich lache los. Laut und vielleicht etwas hysterisch, aber es geht mir gut. Was ich von Mitch nicht behaupten kann. Seine Augen werden immer größer und sein Blick immer verzweifelter. "Mein Freund, dass sind großartige Neuigkeiten. Ich freue mich für euch." Ich löse mich aus seinem Griff und ziehe ihn in eine feste Umarmung. Halte ihn fest so lange er es braucht. Keine Ahnung wie lange wir so da stehen. Schnee sammelt sich auf unseren Jacken und bleibt liegen. Ich löse mich nicht und er auch nicht. Scheint es zu brauchen, sammelt seine Gedanken, schmiedet Pläne. Ich weiß es nicht. Aber ich halte ihn. Ein Baby. Ein Baby entstanden aus Liebe. Wer Sarah und Mitch beobachtet, sieht, dass die beiden einiges verbindet. Sie wirken nicht wie ein typisches Paar, wirken als würden sie nicht zusammen passen. Sie halten nicht Händchen, schmachten sich nicht an und wirken eher kühl. Doch wenn man sie genauer beobachtet, sieht man genau, wie gut sie zusammenpassen.
Nach einer Ewigkeit schiebt er sich ein Stück zurück. "Danke." Ein Wort und er geht weiter. Er lässt mich einfach stehen. Dieser Typ ist unglaublich. "Das heißt, du wolltest gar nicht Holmes Chapel sehen? Ich glaube es nicht. Du jagst mich raus in die Kälte unter dem Vorwand einer Stadtführung und jetzt lässt du so eine Bombe platzen und mich einfach stehen?" Mit großen Schritten gehen ich ihm hinterher und habe ihn schnell eingeholt. "Also ich kann verstehen, dass du es nicht vor versammelter Mannschaft machen wolltest, aber wir sind schon eine ganze Weile auf Tour. Da wäre doch sicher mal eine ruhige Minute gewesen, meinst du nicht?" setze ich nach. "Halt die Klappe. Wirklich. Hör bitte auf zu brabbeln und sag mir wo das nächste Pub ist. " Gibt er kurz zurück. "Naja, hättest du wirklich eine Führung gewollt, wären wir an einem vorbei gekommen. Ich weiß nicht ob ich dir den noch zeigen will." Ehrlich gesagt, weiß ich nichtmal ob er noch geöffnet hat, geschweige denn ob es ihn noch gibt. "Harry." warnt er mich. "Komm" ich zeige auf die rechte Gasse und gehe voran in die Richtung. "Du freust dich nicht, oder?" frage ich ihn vorsichtig. "Ist das auch der Grund warum Sarah nicht mitgekommen ist? Habt ihr euch gestritten?" Ich habe noch nie gesehen, dass die beiden einen ernsthaften Streit hatten. Sie diskutieren gerne und auch mal lauter, aber sie streiten nicht. "Nein." antwortet Mitch knapp. "Nein, sie ist nicht mitgekommen weil sie schwanger ist, oder nein sie ist nicht mitgekommen, weil ihr Streit hattet?" frage ich im genervten Ton. "Beides nicht." Ich bleibe stehen und reiße die Arme in die Luft. "For fuck's sake Mitch. Du machst mich fertig. Erzählst du mir jetzt bitte was los ist?" Geduld ist nicht meine Stärke und dieses Gespräch schafft mich gerade sehr.
"Lass uns weiter gehen. Ich friere mir den Arsch ab und wenn ich noch mehr von diesem Wein trinke, habe ich morgen Sodbrennen aus der Hölle. Also werter Stadtführer, wärst du so freundlich und zeigst mir den schnellsten Weg zu einem ordentlichen Getränk?" Ist das sein ernst? Ist das sein fucking ernst? Er macht sich doch über mich lustig. Wieder stapft er einfach weiter durch den Schnee und lässt mich einfach stehen. "Du läufst in die falsche Richtung du sturer Esel." Als Antwort hebt er den Mittelfinger. Ich stecke meine Hände wieder in die Taschen und gehe in die richtige Richtung. Er schließt zu mir auf und läuft nun schweigend neben mir.
Am Pub angekommen, ist die Enttäuschung groß. Geschlossen. Mitch reißt verzweifelt am Türgriff. "Es ist zu." bremse ich ihn. "Du bist so schlau Harry Styles." schnippt er zurück. "Ich weiß. Schlau und weise." Ich muss lachen. Laut. Wirklich laut. Es hallt in der engen Gasse. Es durchbricht die friedliche Stille des Schneetreibens und hört sich durch den Hall etwas verrückt an. Mitch fällt mit ein. Und so stehen wir beide, durchgefroren vor einem geschlossenen Pub mitten in der Nacht. Und wir lachen. Lachen laut und etwas verrückt. Unser Mitternachtsschluck fällt wohl aus. Unser Lachen wird leiser und wir machen uns auf den Weg in die Richtung aus der wir gekommen sind.
"Harry ich hab einfach tierische Angst. Ich weiß einfach nicht ob ich soweit bin. Wir sind mitten auf Tour und wir beide lieben dieses Leben. Wir lieben es mit dir unterwegs zu sein und möchten nicht darauf verzichten. Ich liebe Sarah wirklich über alles und ich liebe auch unser Kind. Aber ich liebe auch einfach unterwegs zu sein. Ich habe Angst, dass ein Kind uns alles kaputt macht. Uns kaputt macht. Ich bin einfach noch nicht bereit sesshaft zu werden. Bei Sarah ist es ähnlich. Wir sind beide nicht bereit uns aufzugeben. Wie passt da ein Kind rein?" Keine Ahnung ob ich schon mal so viele Worte aus seinem Mund gehört habe. Wirklich keine Ahnung. Vielleicht ist es auch der viele Wein der seine Zunge locker macht. Vielleicht ist es auch der Wein, der mich einen Plan schmieden lässt. "Sarah kann so lange spielen wie sie möchte und es gesundheitlich vertretbar ist. Wenn das Baby da ist, macht ihr eine Pause und danach nehmt ihr es einfach mit. Wir engagieren eine Nanny für die Zeit wenn wir auf der Bühne sind. Wenn ihr weiter touren wollt, sollte es kein Problem sein." Auf den Touren mit 1D hatte unsere Visagistin auch ihre Tochter mit. Das ging auch ohne Probleme. "Sarah meinte auch, wir finden mit dir eine Lösung. Ich freue mich auf das Kind. Wirklich. Ich denke der Zeitpunkt für ein Kind passt nie. Ich liebe Sarah und sie liebt mich. Warum dann nicht die Liebe teilen?" Er wirkt klarer und hoffnungsvoller. "Wir schaffen das. Mach dir keinen Kopf. Wir setzen uns zusammen wenn wir wieder klar denken können und sprechen alles zusammen mit Sarah durch." biete ich ihm an. "So sei es, werter Stadtführer."
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Touchless \\Harry Styles
Fanfic*** Hände, überall sind Hände die nach mir greifen. Ich bekomme keine Luft, mein Herz rast, Schweiß steht mir auf der Stirn. Mir wird schwindelig und ich falle. Es stürzen dunkle Gestalten ohne Gesicht auf mich. Hände berühren mich und ich schreie...