Die heiligen Hallen des Harry Styles

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Harry

Es klingelt. Moment... Es klingelt. Ich brauche einen Moment, um mich zu orientieren. Ich bin zu Hause und muss auf der Couch eingeschlafen sein. Es klingelt noch einmal. "For fuck sake" rutscht es mir über die Lippen. Außer meiner Mom weiß keiner,  dass ich hier bin. Ich hoffe sie hat sich nicht ins Auto gesetzt und ist her gekommen. Es klingelt noch einmal. "Jaaaaaaaaaa. Ich komme doch." Ich weiß das mich die Person draußen nicht hören kann. Meine Klingel befindet sich draußen am Tor. Ich schaue auf den kleinen Bildschirm an meiner Tür. Ich glaube es nicht. Da steht June und grinst breit in die Kamera. Schnell öffne ich die Tür um direkt zum Tor zu gehen. Sie klingelt noch einmal. Der Boden unter meinen nackten Füßen ist eiskalt. Ich hätte mir Schuhe anziehen sollen, doch ich bin einfach zu überrascht über ihren Besuch. Ich öffne das große Tor. 

"Sind sie Herr dieses Hauses?" begrüßt sie mich. "Ich hab zwar deine Nummer nicht, aber ich weiß wo du wohnst. Deine Einladung und die Aussicht auf ein gutes Essen, konnte ich mir doch nicht entgehen lassen." Ich stehe wie angewurzelt da. "Was ist? Lässt du mich rein oder wollen wir beide hier erfrieren?" Sie hat ihre Hände in ihrem dicken Mantel vergraben und wippt auf ihren Füßen vor und zurück. Meine Füße fühlen sich an wie Eisklumpen. Stimme? Wo ist meine Stimme. Ich finde sie nicht. Ich nicke und halte ihr das große Tor auf. Sie schlüpft unter meinem Arm hindurch und geht auf die Eingangstür zu. "Schön hier." murmelt sie. Ich schließe das Tor und gehe ihr hinterher. Wenn ich meine Stimme nicht bald finde, wird es unangenehm. "In der Uni war so viel los, dass ich es nicht mehr geschafft habe, dir zu schreiben. Ich hoffe, es ist okay, dass ich jetzt hier bin." Stimme? "Ja klar." Geht doch. Gar nicht so schwer. Natürlich ist es schön, dass sie hier ist. Habe ich doch den ganzen Nachmittag auf ihre Antwort gewartet. Ich hole schnell ihren Vorsprung auf und schaffe es vor ihr an meiner Eingangstür zu sein. "Komm rein." "Danke." Sie steht im Eingangsbereich und schaut sich um. "Wow, wohnst du hier alleine?" Ich mag das Haus in London. Es ist gemütlich eingerichtet und bietet genug Platz. Es ist für eine Person vielleicht etwas groß, daher verstehe ich ihre Frage. 

"Ja." Gott, was ist nur los mit mir? Ich muss mir wirklich mehr Mühe geben. "Sorry, ich bin auf dem Sofa eingeschlafen und noch nicht ganz wach." Versuche ich zu erklären. "Ja kein Problem. Man sieht, dass du geschlafen hast." Sie prüft mein Gesicht mit einem dicken Grinsen. Ich schaue in den Spiegel an der Garderobe. Ich habe eine große Falte vom Kissen im Gesicht und meine Haare stehen in alle Richtungen. Ich muss unbedingt einen Termin zum Schneiden machen. Verlegen versuche ich mir die Falte aus dem Gesicht zu reiben und die Haare zu richten. Ohne Erfolg. Sie waren vorhin noch etwas nass als ich mich auf die Couch gelegt habe. "Du siehst gut aus." Ein warmes Gefühl legt sich auf meine Wangen. Bitte nicht rot werden. "Kann ich dir deinen Mantel abnehmen?" Ich muss sie von meinem Gesicht ablenken. Mit Komplimenten kann ich nicht umgehen. Sie machen mich verlegen. Sie dreht mir ihren Rücken zu und deutet mir somit an, dass ich ihren Mantel abnehmen kann. Ich greife nach dem Kragen und berühre mit meinen Fingern flüchtig ihren Hals. Ihr Körper reagiert sofort auf meine kleine Berührung. Sie bleibt in ihrer Bewegung stehen und wenn ich es richtig sehe, hält sie die Luft an. Dieses Kribbeln in meinem Bauch wird immer stärker. Ich habe so etwas lange nicht gefühlt. Gerne würde ich sie noch einmal berühren aber es ist nicht der richtige Zeitpunkt. Und ich habe Angst. 

Einen Augenblick später hänge ich ihren Mantel in die Garderobe. Sie trägt eine schwarze Sportleggings und einen weiten grauen Strickpulli. Sieht gemütlich aus, aber mein Blick bleibt auf ihren Socken hängen und ich muss grinsen. Sie merkt wo mein Blick landet und schiebt die Füße übereinander als wäre ihr das unangenehm. "Was? Ich hatte keine Zeit mehr andere anzuziehen." "Komm, ich muss dir was zeigen." Ich greife nach ihrer Hand und ziehe sie mit mir. Warte. Ich halte ihre Hand. Sie ist klein, warm und weich. Ich genieße die Berührung. Es macht mir nichts aus. Ich horche noch einmal in mich hinein. Nein es macht mir nichts aus. Mein Herz und Puls sind im Einklang, meine Atmung normal. Keine Schweißausbrüche. Nur das Kribbeln in meiner Magengegend. Das ist gut und total verrückt. Ich führe sie um die Ecke zu meinem Flur bis hin zur Treppe. Sie lacht laut. "Okay, damit habe ich nicht gerechnet. Meine pinken Socken passen perfekt zu deiner pinken Treppe. Wieso hast du pinken Teppich auf deiner Treppe?" Ich muss auch grinsen. "Naja, der lag hier schon als ich das Haus gekauft habe und irgendwie konnte ich mich nicht von ihm trennen." "Kann ich verstehen. Er passt hier null rein, aber irgendwie doch. Ich mag sowas." Wir bleiben noch kurz an der Treppe stehen, sagen kein Wort. Schauen nur auf die Treppe. Ich halte noch immer ihre Hand in meiner. 

Sie streicht vorsichtig mit ihrem Daumen über meinen Handrücken. Mein Blick fängt ihren. Fragend und prüfend schaut sie mich an, aber es ist okay. Es fühlt sich gut an. Vielleicht sollte ich versuchen nicht so viel darüber nachzudenken und den Moment genießen. "Möchtest du den Rest vom Haus auch sehen?" frage ich mit etwas zu tiefer und rauer Stimme. "Na aber sicher. Gibt es noch mehr von solchen Überraschungen?" "Nein leider nicht. Der Teppich ist das Highlight. Komm wir fangen oben an." Zeige ich ihr auch mein Schlafzimmer? Das ist das erste Zimmer im oberen Stockwerk. Das wäre irgendwie komisch. Ich beschließe am Ende des Flurs mit dem Badezimmer zu beginnen. "Hier gehen kleine Entenschnäbel schwimmen." "Die Wanne ist riesig. Da könnte man drin ertrinken." Verlegen kratze ich mir am Hinterkopf. "Vielleicht sollten wir wieder runter gehen." "Hör auf zu spinnen. Ich will alles sehen. Das braucht dir nicht unangenehm sein. Du hast dafür gearbeitet." Sie macht eine ausschweifende Geste mit ihrem Arm. "Ich möchte nicht wie ein Angeber wirken." Ihre Hand löst sich aus meiner und sie dreht sich um. Will sie gehen? Bitte nicht.

Sie macht an der nächsten Tür halt. "Was ist hier hinter?" Ich atme hörbar aus. Erleichterung durchflutet mich. "Mein Ankleidezimmer." "Ich will es sehen. Die heiligen Hallen des Harry Styles." "Mach auf und geh rein." Sie öffnet die Tür, bleibt mitten im Raum stehen und betrachtet die offenen Kleiderschränke. "Hab ich mir irgendwie anders vorgestellt." Sie klingt enttäuscht. "Wie meinst du das? Wie denn?" "Ich habe mir deine Bilder auf Instagram angeguckt. Da waren so viele schöne Muster und Farben auf deinen Outfits aber wenn ich deine Schränke so sehe." Sie macht eine kurze Pause. "Das ist so normal." "Das sind die Sachen die ich privat Trage. Auf der Bühne und bei Terminen sind es extra Outfits. Ähnlich wie bei jemandem der ins Büro geht. Die laufen ja auch nicht in ihrer Freizeit in Anzügen rum." "Verstehe. Jogginghose und Shirt. Beste Kombi überhaupt." Sie deutet auf mein Outfit. "Hätte ich gewusst, dass du mich besuchst, hätte ich mir etwas anderes angezogen." "Unsinn. Du bist zu Hause, du sollst dich wohl fühlen. Ich bin ja nun auch nicht im Buisnesslook unterwegs." Ich nicke. Es ist so einfach mit ihr. Alles was sie sagt ergibt Sinn. 

Ich zeige ihr noch die untere Etage und wir stehen in der Küche. Ich wollte ja kochen. "Möchtest du was trinken?" "Ein Wasser bitte." "Gerne. Ich habe noch nichts fürs Essen vorbereitet. Das wird jetzt etwas dauern. Setz dich doch einfach." "Darf ich dir helfen? Dann sind wir vielleicht etwas schneller fertig. Ich hab echt hunger." "Hast du denn gar nichts gegessen?" "Es war viel los und ich wollte gerne zu dir." Sie guckt verlegen auf den Boden. "Ich freue mich wirklich, dass du hier bist. Ehrlich gesagt, war ich geknickt als du nicht geschrieben hast. Ich dachte schon, ich habe etwas falsch gemacht." Sie blickt wieder nach oben und macht einen Schritt auf mich zu. Sie steht so dicht vor mir, dass ich ihre Wärme spüren kann. Das Kribbeln in meinem Bauch wird immer stärker. Mein Atem beschleunigt sich, aber nicht aus Angst sondern aus Erregung. Mein Körper reagiert auf ihre Nähe so wie ein gesunder Körper und Geist das einfach macht. Ihre Atmung geht auch unregelmäßig und ihre Wangen sind gerötet. Fühlt sie das gleiche? 

"Du hast gar nichts falsch gemacht Harry." Sie kaut auf ihrer Unterlippe und blickt mir tief in die Augen. Ich beuge mich ein kleines Stück nach vorne. Unsere Nasenspitzen berühren sich fast. June duftet nach Vanille und Apfelblüten. Sie riecht nach Frühling. 

Touchless \\Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt