Harry
Ich raffe mich auf und muss mit meinen Füßen die Kartons und Aluschalen zur Seite schieben, um den Boden zu sehen. Wie konnte ich es so weit kommen lassen? Zwischendurch habe ich der Reinigungsfirma geschrieben, dass sie erstmal kein Personal schicken sollen. Die Situation ist mir unangenehm. Es sieht in meinem Zimmer aus, wie auf einem Schlachtfeld. Leere Flaschen, Verpackungen von verschiedenen Restaurants mit Lieferservice. Teilweise leer und manche mit Essensresten. Übelkeit steigt in mir auf und meine Füße bringen mich wieder zur Toilette. So wie es angefangen hat, soll es auch wieder aufhören. Ich übergebe mich in die Toilette, mehrmals. Diesmal ist es nicht nur Wasser, sondern die ganzen ungesunden Sachen die ich gegessen habe. Sie wollen meinen Körper auf eine nicht sonderlich angenehme Weise verlassen. Ich spüle alles weg und gehe rüber zum Waschtisch. Mein Spiegelbild erschreckt mich. Augenringe, fahle graue Haut, Pickel, ein fiel zu langer Bart und fettige Haare. Was habe ich getan. Wie konnte ich mir das antun? Wie konnte ich mich so gehen lassen? Der Plan war eigentlich ein anderer.
Ich kann mir nicht in die Augen sehen. Ich kann diesen Anblick nicht ertragen. Ich beschließe Duschen zu gehen. Ich habe es wirklich nötig. Nicht nur mein Anblick ist fürchterlich, mein Duft steht dem Anblick in nichts nach. Das warme Wasser entspannt meine Muskeln sofort. Es tut gut sich den Muff der letzten Tage einfach abzuspülen. Ich schäume meine Haare und meinen Körper ein paar mal ein und merke wie meine müden Knochen wieder Leben eingehaucht bekommen. Es fühlt sich gut an. Mit neuer Energie stehe ich vorm Spiegel und rasiere mein Gesicht. Die Augenringe sind noch immer tief, aber mein Spiegelbild ist erträglicher geworden. Mit einem Turban auf dem Kopf stehe ich vor meinem großen offenen Schrank im Ankleidezimmer. Ich entscheide mich für eine helle Jeans und einen schwarzen Hoodie. Zurück im Schlafzimmer ziehe ich die großen Vorhänge wieder auf. Die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich kneife die Augen zusammen. Sie steht noch nicht sehr hoch, es ist wohl noch früh. Ich öffne das Fenster und lass frische Luft in den stickigen Raum. Meine Kopfschmerzen weichen und machen Platz für einen Plan. Ich werde jetzt erst den ganzen Müll entsorgen und eine Runde durch den angrenzenden Park drehen. Nicht laufen nur gehen. Einen Schritt vor den anderen.
Ich schalte mein Handy ein und bekomme einen Schreck. 6 Tage habe ich in meinem Bett verbracht. 6 Tage habe ich mich nicht bewegt. 6 Tage habe ich nicht auf meinen Körper gehört. 6 Tage habe ich mich verkrochen. Es dauert fast eine Stunde um den Boden von den Überresten meines Absturzes zu beseitigen. Nach dem Abend meiner Ankunft habe ich keinen Schluck Alkohol mehr getrunken. Die halbvolle Flasche Wodka steht noch immer auf der Kommode neben dem Bett. Ich schnappe mir die Flasche und gehe ins Badezimmer. Den Inhalt lass ich in den Ausfluss des Waschbeckens laufen. Danach gehe ich zurück ins Schlafzimmer und werfe die Flasche in den großen schwarzen Müllsack. Ich ziehe mein Bett ab und werfe die dreckige Bettwäsche die Treppe runter. Ich werde das Bett später neu beziehen. Vorher kann es noch etwas auslüften. Mein Blick schweift durch das Zimmer. Alles beseitigt. Keine Hinweise mehr auf die letzten 6 Tage.
Ich schlüpfe in meine weißen Vans und ziehe meine grüne Jacke über, meine pinke Beanie ziehe ich mir tief ins Gesicht, Kapuze drüber und meine Sonnenbrille auf die Nase. Schlüssel und Portmonnaie stecke ich in meine Jackentasche. Vor der Tür entsorge ich den vollen Müllsack in der Tonne. Es fühlt sich befreiend an. Die frische Luft belebt meinen Geist, die Sonne wärmt mein Gesicht. Ich gehe einfach los. Ich habe kein Ziel. Nach einer Weile komme ich an einem kleinen Coffeeshop vorbei. Es riecht himmlisch. Frisch gerösteter Kaffee steigt mir in die Nase. Einen Kaffee könnte ich jetzt auch gebrauchen. Ohne lange zu überlegen, gehe ich in den Laden. Redemption Roasters- ich bin hier schon oft lang gekommen, doch nie ist mir dieser Laden aufgefallen. Er ist hell eingerichtet, viele kleine Tische mit hellen Holzstühlen. Hinter einer kleinen Scheibe findet man Croissants, Scones, frisches Brot und kleine Kuchen. Mein Blick schweift über die Auslage und mein Magen meldet sich. Ich studiere die Karte, die mit Kreide auf eine schwarze Wand geschrieben wurde. Fettiges essen sollte ich erstmal meiden. Meine Finger zupfen an meiner Unterlippe.
"Hey, kann ich dir helfen? Du siehst aus, als könntest du dich nicht entscheiden." Eine freundliche Stimme weckt mich aus meinen Gedanken. Ich löse den Blick von der Karte und treffe auf blaue Augen. "Ääähhhmmm ja, danke." Sie grinst breit. Es ist ein ehrliches Lachen welches ihre Augen trifft und kleine Falten wirft. Sie beugt sich leicht nach vorne und ihre langen schwarzen Haare fallen ihr über die Schultern und Bilden einen Rahmen um ihr Gesicht. Sie hat helle Haut, fast weiß und ist nur ein kleines Stück kleiner als ich. Zu ihrer Figur kann ich nichts sagen, da sie einen weiten Strickpulli und eine Schürze trägt. "Auf was hast du denn Lust?" Etwas nervös trete ich von einem Bein auf das andere. Die Situation ist komisch. Ich habe gerade ihren ganzen Körper gescannt und sie ist total entspannt. Ich habe seit Tagen nicht mit Menschen gesprochen. Sie ist die erste Person die ich sehe und mit der ich spreche. Sag was Harry. "Kaffee." Idiot. Meine innere Stimme ist wie immer herzlich und gnadenlos ehrlich. Neuer versuch. "Ich hätte gerne einen Kaffee und etwas zu essen." Besser. "Das mit dem Kaffee bekomme ich hin. Bei deiner Essensbestellung solltest du etwas konkreter werden. Süß oder herzhaft?" Sie strahlt übers ganze Gesicht. Das steckt mich an und ich versuche es auch mit einem Grinsen, dass vermutlich aussieht, als hätte ich einen Schlaganfall. "Gesund bitte." Zwei Wörter, ich bin so ein Esel. Die 6 Tage in meinem Bett müssen dafür gesorgt haben, dass mein Hirn und mein Anstand geschmolzen sind. "Möchtest du gerne hier essen oder wolltest du was mitnehmen?" Eigentlich wollte ich hier gar nicht rein. Eigentlich wollte ich spazieren gehen. Eigentlich wollte ich aber auch einen Termin bei meiner Therapeutin machen und eigentlich wollte ich nicht 6 Tage versumpfen. Eigentlich sollte ich auch wirklich schnell bei meiner Therapeutin anrufen und eigentlich sollte ich bei irgendwelchen Terminen sein. "Eigentlich würde ich gerne hier essen, wenn das okay ist?" Warum sollte es nicht okay sein? Es ist ein Cafe, da sitzen Leute und trinken Kaffee und essen etwas. Idiot. Gnadenlos. "Na dann, such dir einen Platz und ich bring dir etwas gesundes. Ich mag den Platz da hinten in der Ecke. Da hat man seine Ruhe und kann abschalten." Sie zeigt auf die letzte Ecke des Cafes. Eine kleine Sitzecke aus Paletten, mit großen Kissen und einem kleinen dreibeinigen Tisch. Sieht wirklich gemütlich aus. Ich vertraue auf ihren Rat und steuere direkt auf die Ecke zu.
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Touchless \\Harry Styles
Fanfic*** Hände, überall sind Hände die nach mir greifen. Ich bekomme keine Luft, mein Herz rast, Schweiß steht mir auf der Stirn. Mir wird schwindelig und ich falle. Es stürzen dunkle Gestalten ohne Gesicht auf mich. Hände berühren mich und ich schreie...