Zwei Möglichkeiten

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Harry


Ich kann nicht atmen. Ich bin gerannt, ich weiß nicht wie weit und wo hin. Es tut weh. In der Lunge und im Herzen. Warum? Immer wieder die Frage. Warum? Ein Wort doch keine Antwort.

And I know that you're scared

Because hearts get broken

Sie hat Angst, aber sie hat mir nicht einmal die Chance gegeben es zu versuchen. Doch hat sie. Wieder diese fiese Stimme in meinem Kopf. Ich bleibe stehen. Ich kann nicht mehr. Warum muss immer alles so kompliziert sein? Und warum tut es so weh? Immer wieder die gleichen Fragen. Ist es Karma? Weil ich so vielen Frauen weh getan habe? Ich war einfach noch nicht bereit für alles. Was mach ich denn jetzt? Ich muss Lea anrufen. Auf keinen Fall darf ich wieder in ein Loch fallen, aus dem ich gerade erst wieder raus komme. Jetzt muss ich erstmal nach Hause. Ich schicke meinem Fahrer meinen Standort, denn ich habe keine Ahnung wo ich bin. Ich wollte einfach nur weg. Weg von June und weg von meinen Gedanken die mich auffressen. Sie meinte es liegt nicht an mir, aber ich verstehe es einfach nicht. Ich möchte nach Hause. Warum braucht mein Fahrer so lange. Rastlos laufe ich hin und her, bis ein schwarzer Wagen endlich vor mir hält. Ohne auf den Fahrer zu achten steige ich ein. "Hi Harry. Sorry hat etwas länger gedauert. Die Straßen waren voll. Was machst du hier auf der Ecke?" fragt Paul mit einem prüfendem Blick durch den Rückspiegel. "Es tut mir Leid, aber ich möchte wirklich nicht drüber sprechen. Kannst du mich bitte einfach nach Hause bringen?" Er nickt und fährt direkt los. Die Fahrt, die einfach viel zu lange dauert, bleibt still und ohne Gespräche. "Wir sind da. Stecken Sie in Schwierigkeiten, Sir?" fragt er mit seinem starken irischen Akzent. "Nein alles okay. Und du sollst nicht Sir sagen." Ich halte ihm die Hand hin und verabschiede mich.

Nach einer langen Dusche und einem aufgewärmten Essen aus der Mikrowelle geht es mir nicht wirklich besser. Draußen wird es gerade dunkel und es hat angefangen zu regnen. Man ich bin so bereit für den Frühli... Die Klingel unterbricht meinen Gedanken. Durch die Kamera über dem Türöffner sehe ich eine schwarze Kapuze und einen riesen Schal. June? Ich drücke auf den Summer. Ich mache mir nicht die Mühe zum Tor zu gehen. Unhöflich, ich weiß, aber ich bin verletzt. Nach Luft schnappend steht sie vor mir und beginnt ohne Begrüßung an zu reden. "Harry ich bin so blöd. Es tut mir so Leid. Man ich wollte das alles nicht. Ich war in dem Moment so unsicher und ich konnte nichts dagegen tun." Ich kenne dieses Gefühl. Ich weiß genau was sie dort beschreibt. Wenn der Kopf was anderes macht als das Herz. "Du hast doch mein Herz schon längst." flüstert sie fast und schaut auf ihre Schuhspitzen. Hat sie das wirklich gerade gesagt? Gibt sie mir doch eine Chance? "Bist du gerannt?" 100 Punkte Styles. 100 Punkte für die dämlichste Frage an diesem Tag. Sie stützt sich auf ihre Knie, um besser atmen zu können. "Ja vielleicht und vielleicht sollte ich mehr Cardio machen und nicht nur auf der Matte abhängen." keucht sie. "Wir können ja mal zusammen laufen gehen." gebe ich lässig zurück obwohl in mir ein Sturm tobt. "Gerne, aber nur wenn du gnädig bist." Langsam kommt sie wieder zur Luft und macht sich gerade. "Werde ich." Ein Grinsen spielt um meine Lippen. Ich werde sie so antreiben. Rennen kann ich gut. Vor allem weg. Spricht diese fiese Stimme. Ich rolle mit den Augen und merke wie June mich mit großen Augen anguckt. Ich zucke nur mit den Schultern und finde endlich meine Manieren wieder. "Magst du vielleicht rein kommen?" Ich trete eine Stück zurück und halte ihr die Tür auf. "Gerne, wenn es für dich in Ordnung ist." Das war mehr Frage als Antwort. 

Wir sitzen uns gegenüber auf dem Sofa, vor uns auf dem Tisch zwei Gläser mit Wein. Die Stimmung ist irgendwie komisch. Angespannt. Ich will nicht, dass es so ist. June rutscht nervös auf ihrem Platz hin und her und ich kann meine Füße nicht still halten. "Was machen wir jetzt?" Ich stelle die Frage die uns beiden durch den Kopf geht und sich keiner getraut hat auszusprechen. "April meinte, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wir lieben uns bis ans Ende unserer Zeit oder eben nicht und wir genießen einfach die Zeit, die wir zusammen haben." Sie nickt dabei als würde sie ihrer Schwester zustimmen. Und ich tue es auch. "Du weißt, dass sie Recht hat?" frage ich vorsichtig. "Ja, weiß ich und es nervt mich. Sie ist die jüngere. Eigentlich sollte ich doch gute Ratschläge haben oder nicht? Wie kann man in dem Alter so weise sein? Den Rest von ihrer Standpauke erspare ich dir lieber. Aber es hat geholfen, mir ist jetzt viel klarer was ich möchte." Sie schaut verlegen auf ihre Hände. "Und was ist das?" Ich bin nervös und weiß nicht genau, ob ich ihre Antwort vertrage. Ich schaffe es heute nicht noch einmal, zurückgewiesen zu werden ohne den Verstand zu verlieren. Ihre Wangen färben sich rot und sie kann kaum noch still sitzen. "Dich." Ihre Stimme klingt zittrig und mir fällt ein riesen Stein vom Herzen. "Ich weiß nicht ob ich eine andere Antwort verkraftet hätte." Gebe ich zu und rutsche ein Stück in ihre Richtung, um sie in den Arm zu nehmen. "Es wird nicht leicht, aber wir schaffen das. Okay?" Sie schlingt ihre Arme um meine Hüfte, vergräbt ihren Kopf an meiner Schulter und nickt heftig. Und ich? Ich bin irgendwie stolz auf mich. "June?" "Mhh?" "Danke." Sie setzt sich ruckartig auf und fragt: "Warum?" "Weil du mir eine Chance gibst." Noch immer fragend mustert sie mein Gesicht. Wahrscheinlich wartet sie auf eine Erklärung, aber ich werde ihr keine weitere geben. "Küsst du mich jetzt endlich?" gebe ich ihre Frage von letzter Nacht zurück. Nur das sie nicht so lange wartet und so viel Schwung drauf hat, das ich nach hinten in die Kissen kippe. Ich bin so überrascht, dass ich kurz quietsche und June laut los lacht. 

June hält inne und schaut mir in die Augen. Ihr Gesicht ist nur ein kleines Stück von mir entfernt. Und auf einmal steht die Welt um uns herum still. 

Touchless \\Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt