Schlechter Verlierer

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June

Mein Magen knurrt laut. Nein, nein, nein... Bitte nicht. Mein Körper ist ein mieser Verräter. Der magische Moment ist hin. Diese Spannung zwischen uns war berauschend. Sowas habe ich noch nie gefühlt. Er hat mich nicht berührt, doch zogen Ströme durch meinen Körper. Vorhin als er nur kurz meinen Nacken berührt hat, hat es mir den Atem geraubt. Ich möchte mehr, aber ich will ihn zu nichts drängen. Er ist verletzt und hat Angst vor Berührungen. Ich will ihn heilen, aber das braucht seine Zeit. Harry weicht einen Schritt zurück und guckt mich prüfend an. "Wir müssen jetzt kochen. Dein Magen verlangt es lautstark." Er hat es gehört. Natürlich hat er es gehört. "Was kann ich tun?" "Du kannst schon das Gemüse klein schneiden." "Aber die Zwiebel machst du." "Du willst mich also weinen sehen?" Ich muss lachen. "Scissors, Stone, Paper. Der Verlierer schneidet die Zwiebel." "Zieh dich warm an Styles, April und ich spielen das heute noch." 

Er schwingt seinen Arm und ich tue es ihm gleich. Ich schaue konzentriert in seine Augen. Versuche ihn zu lesen. Er ist gerade wie ein offenes Buch. Ein Pokerface sieht anders aus. Stein und Papier. Ich schiebe ihm die Zwiebel zu. "Du hast betrogen." murrt er. "Niemals. Das war ein faires Spiel. Sei kein schlechter Verlierer und schneide tapfer die Zwiebel. Ich kümmere mich um den Rest." Er schnauft laut und macht sich ans Werk. "Ist April deine Schwester?" "Ich weiß nicht was mit meinen Eltern los war. Ich denke Alkohol und Drogen waren im Spiel. Es gibt so viele wundervolle Namen, aber nein sie mussten sich für Monate entscheiden." "Die Namen sind toll. Deiner passt super zu dir. Halb Frühling, halb Sommer. Erzähl mir von deiner Schwester. Habt ihr ein gutes Verhältnis?" Er schnieft und ich werfe einen Blick zu ihm. Tränen kullern ihm über die Wangen. Er versucht sie mit den Händen weg zu wischen. "Anfänger, warte." Ich ziehe meinen Ärmel über meine Hand und wische ihm dabei übers Gesicht. Meine andere Hand ruht an seinem Kinn. Seine Augen sind gerötet und glasig. Seine Nase rot. Ich trete noch ein Stück näher an ihn und streiche mit meiner nackten Hand über seine Wange. Sein kurzer Bart kratzt. "Atme Harry. Wenn es zu viel ist, höre ich auf." Ich will gerade meine Hand von seiner Wange nehmen, als er mit dem Kopf schüttelt. "Hör nicht auf." Seine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. Ich halte sein Gesicht fest und er legt seine Hände auf meine. 

"Harry du musst atmen." flüstere ich. Sein Atem kitzelt in meinem Gesicht. "Ich versuche es." presst er hervor und ich weiß nicht, ob sich die Wörter nur aufs Atmen beziehen. Die Luft zwischen uns ist wie aufgeladen. Er zieht mich an wie ein Magnet. Ich würde ihn wirklich gerne küssen, aber er trägt gerade einen innerlichen Kampf mit sich aus, bei dem ich ihm nicht helfen kann. In seinen Augen tobt es. Von dem schönen grün ist kaum noch was zu sehen. Der Sturm der durch sie zieht, hat seine Augen verdunkelt. Sie wirken fast schwarz. "Halt still." Seine Stimme ist rau und tief. Ein Schauer jagt durch meinen Körper und ich bekomme eine Gänsehaut. "Bitte, nicht bewegen." Ich nicke und mein Atem stockt. Vorsichtig beugt er sich mir entgegen. Meine Lippen öffnen sich einen Spalt. Ich versuche still zu halten. Am liebsten würde ich ihn sofort an mich drücken. Mein Körper schreit nach seiner Berührung. Er lässt sich Zeit, viel zu viel Zeit. Quälende Sekunden verstreichen. Ich wusste nicht, dass ein Mensch sich so langsam bewegen kann. Küss mich endlich.

Ich glaube es nicht.... sein Handy klingelt. Ich weiche ein Stück zurück, lasse Kopf und Schultern hängen. Sein einschuldigender Blick macht es nicht besser. Ich bin wirklich enttäuscht. Es soll einfach nicht sein. Harry zieht sein Telefon aus der Tasche und wirft einen Blick drauf. "Niall?" Er wirkt überrascht. "Geh ran." Doch er schüttelt den Kopf. "Ich ruf ihn einfach später an." "Aber vielleicht ist es wichtig? Du wirkst überrascht wegen dem Anruf." "Schon okay. Jetzt machen wir erstmal da weiter, wo wir vorhin aufgehört haben." Seine Stimme und sein schüchterner Blick hinterlassen Schmetterlinge in meinem Bauch. Er dreht sich um und greift nach dem Messer und der Zwiebel. Ich schnaufe laut. Er meinte also kochen. Nicht küssen. Okay. Geduld. Ich schäle weiter die Karotten und schneide sie vielleicht mit etwas viel Kraft. Sie springen in alle Richtungen. Geduld ist nicht meine Stärke und ich wollte diesen Kuss wirklich und ich denke Harry auch. Ich habe gedacht, dass seine unbeholfene Art von seinen Ängsten kommt, aber vielleicht ist er einfach schüchtern. Irgendwie frustrierend, aber es ist okay. Ich muss einfach Geduld haben und ihn das Tempo entscheiden lassen. 

Endlich sitzen wir am Tisch, jeder mit einem dampfenden Teller vor der Nase. Es riecht wirklich köstlich. Die Küche sieht aus wie ein Schlachtfeld. Harry ist beim Kochen genau so ein Chaot wie ich. "Möchtest du einen Wein zum Essen? Ich habe noch einen Weißwein der gut dazu passen würde." "Lieber etwas härteres!" "Wenn du möchtest? Ich habe Wodka." warte habe ich das gerade laut gesagt? Das ist mir wirklich unangenehm, dass sollte er nicht hören. "War nur ein Spaß. Ich würde gerne einen Wein nehmen. Wo sind die Gläser?" "Oben im Schrank. Bin gleich zurück." Im Stillen hoffe ich, dass ihn der Alkohol etwas lockerer macht. Obwohl dieser Gedanke total quatsch ist. Er ist wie er ist und eigentlich mag ich seine zurückhaltende Art. Es ist nur dieses Knistern sobald er mir zu Nahe kommt, es ist nicht auszuhalten. Ich stelle die Gläser auf den Tisch und Harry ist zurück in der Küche. Er hält die Flasche Wein in der Hand und liest das Etikett. Geschickt öffnet er die Flasche und füllt die Gläser. Meins etwas voller als seins. "Magst du keinen Wein?" "Doch schon, aber ich wollte nicht mehr so viel Alkohol trinken." "Warum sagst du das nicht vorher? Ich wäre auch mit einem Wasser zufrieden gewesen. Du musst nicht aus Höflichkeit mittrinken." "Schon okay. Ich denke ein Schluck zum Essen ist schon in Ordnung." "Fein. Guten Appetit." Ich proste ihm zu.    

Touchless \\Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt