Harry
Die Nacht war definitiv zu kurz. Ein leichter Schmerz zieht sich meinen Nacken hoch und der Geschmack in meinem Mund erinnert mich an den letzten Abend. Den letzten Tequila hätte ich nicht trinken sollen, doch ich bereue nichts. Die letzten Stunden mit June haben so gut getan. Meine Ängste habe ich im Griff. Ob es am vielen Alkohol oder an meiner Therapie liegt, weiß ich nicht. Das werden die nächsten Stunden wohl zeigen. Ich bin noch nicht bereit für den Tag, aber es ist einfach zu hell, um weiter zu schlafen. Vorsichtig öffne ich meine schweren Augen. Erleichtert stelle ich fest, dass June schon aufgestanden ist. Ich muss mir beim Schlafen die Decke vom Körper gestrampelt haben und mein Shirt gibt viel von meinem Oberkörper frei. Von der knappen Shorts und der Tatsache, dass ich lange mit niemandem intim war und meine Blase drückt, reden wir lieber nicht. Ich rolle mich auf den Bauch und stöhne verzweifelt ins Kissen. Aus der Ferne, höre ich es klappern. Wenn ich mich beeile und leise bin, schaffe ich es ins Badezimmer ohne June zu begegnen. Eigentlich möchte ich das Bett nicht verlassen, aber ich möchte auch nicht so gesehen werden. Also los. Zu schnell setze ich mich auf und ich muss kurz atmen um den Schwindel los zu werden.
Der Parkettboden unter meinen nackten Füßen ist kalt und knarrt angenehm. Auf dem Weg ins Badezimmer bin ich noch immer fasziniert von seinem gleichmäßigem Muster und seiner warmen Farbe. Ich strecke meine Hand nach dem Türgriff aus, doch die Tür wird von innen geöffnet. Vor Schreck entweicht mir ein quietschendes Geräusch. Man warum bin ich nur so schreckhaft? Vor mir steht eine jüngere Version von June. Etwas kleiner und mit kurzem Haar. Ihr Blick scannt mich von oben bis zu meiner Mitte. Fuck. Das ist so peinlich. Kann sich bitte der Boden auftun? Schritte hinter mir. Kann es noch peinlicher sein? Wo ist das Loch in dem ich mich verstecken kann? Ich versuche das Shirt über meinen Schritt zu ziehen, was die Aufmerksamkeit von June nun auch auf meine Mitte zieht. "Ich muss echt dringend pinkeln. Darf ich?" frage ich unsicher. "Hübsches Shirt." scherzt April und gibt endlich das Badezimmer frei, in das ich mich sofort verziehe. Hat gut geklappt mit dem heimlichen ins Bad schleichen. Ich kann die beiden lachen hören und es macht die Situation im geringsten angenehmer. Mein Blick schweift aus dem Fenster. 4. Stock, zu hoch zum springen. Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich dem zu stellen. Es ist ja auch nur eine menschliche bzw. männliche Reaktion, rede ich mir gut zu. Ich putze mir noch schnell die Zähne, um den fahlen Geschmack aus dem Mund zu bekommen und wasche mir das Gesicht. Wenigstens sehe ich nicht ganz so mies aus, wie ich mich fühle. Es war wirklich eine lange Nacht, aber ich sehe erholt aus. Ich nicke mir einmal zu und wage dann den Rückweg in Junes Zimmer.
"Guten Morgen. Ich wusste nicht ob du Kaffee oder Tee zum Frühstück trinkst. Ich habe einfach beides gemacht und nehme einfach das, welches du nicht nimmst. Ich hab noch Brötchen und Ei, dazu noch etwas Obst, Croissants und Marmelade. Ich denke nach dem ganzen Alkohol ist es genau das richtige." plappert sie los und strahlt übers ganze Gesicht. Sie steigt gerade wieder ins Bett und balanciert das große Tablett auf einer Hand, um die Bettdecke zurück zu ziehen. Ich mache zwei große Schritte auf sie zu, um es ihr abzunehmen. Beim Blick über das gefüllte Tablett läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Der Duft von frisch gebackenem und heißem Kaffee steigt mir in die Nase. "Wann bist du aufgestanden? Das hättest du nicht tun müssen. Kaffee hätte mir gereicht." sage ich bescheiden. Natürlich ist so ein Frühstück viel besser, aber ein Kaffee hätte es auch getan und ich hätte mir dann später irgendwo etwas geholt. Ich möchte ihr auf gar keinen Fall zur Last fallen und ich will auch nicht, dass sie sich dazu verpflichtet fühlt. "Spinn nicht, gib mir das Tablett und leg dich wieder zu mir. Iron Man wartet noch." Mist, sie hat es nicht vergessen. Ich stelle das Frühstück auf ihren Beinen ab und gehe einmal ums Bett, um es mir dann auf meiner Seite bequem zu machen. Der Laptop liegt noch immer auf dem Karton. Ich starte ihn, tippe grinsend Starfox ein und starte den Film von vorne. "Sorry wegen April. Ich wusste nicht, dass sie zu früh zurück ist. Das war eigentlich anders geplant." sagt sie und reicht mir ein Teller mit einem Brötchen. "Aber dafür haben wir jetzt frische Brötchen. Ich habe vergessen mein Telefon auszumachen und sie hat mich wach geklingelt. Ich wollte dich nicht wecken. Du hast so friedlich geschlafen."
"Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich wirklich gut geschlafen. Nur zu wenig." Ich versuche dem Film zu folgen, aber es ist wirklich nicht meins. "Was hast du heute noch vor?" Versuche ich sie in ein Gespräch zu locken, um vom Film abzulenken. Sie schiebt sich gerade das letzte Stück von ihrem Croissant in den Mund und seufzt genüsslich. Das hat sie letzte Nacht beim Hotdog auch schon gemacht und es bringt mich auch jetzt wieder zum schmunzeln. "Was?" Ich schüttel nur den Kopf. "Nichts." Grinse ich noch breiter. "Ich esse gerne." gibt sie zu. "Das ist okay. Whatever floats your boat." necke ich sie und stoße mit meiner Schulter gegen ihre. "Naja, haben wir eben beide unsere Körper nicht im Griff." kontert sie und stößt mit ihrer Schulter gegen meine. Das konnte sie sich nicht verkneifen. Ihr Grinsen ist so breit und ihre Augen leuchten. Sie sieht wunderschön aus. Ich stelle Tablett und Laptop zu Seite. "Der war fies." gebe ich gespielt eingeschnappt von mir. "Ich weiß, der war unterhalb der Gürtellinie." Ihr Lachen ist so fies und laut, dass ich nicht anders kann und mitlachen muss.
"Ich habe heute nichts mehr vor. Ich wollte den ganzen Tag genau hier verbringen." Sie rutscht etwas tiefer und kuschelt sich wieder in Kissen und Decke, bis nur noch Augen und Nase rausgucken. "Und du?" fragt sie. "Was soll ich schon vor haben? Ich habe keinen richtigen Job und ich kann tun und lassen was ich möchte." zwinkere ich ihr zu und lege mich neben sie. Mit Absicht rutsche ich so dicht, dass sich unsere Körper fast berühren. Ich merke wie June die Luft anhält und mich prüfend anschaut. Ich bin ihr gerne nahe, sie ist nicht mein Feind. Sie möchte mir nichts schlechtes. Mein Körper weiß das und reagiert mit einer Gänsehaut auf ihre Wärme. Mein Kopf scheint es auch langsam zu verstehen. Da ist nichts, keine Angst, keine Atemnot, keine Panik. Nur kribbeln und ein verräterisches Herz das schnell schlägt. June streicht mir eine meiner Locken aus dem Gesicht und ich schließe meine Augen. Die Berührung ist so sanft, leicht und vorsichtig. "Ist das okay?" flüstert sie und will ihre Hand gerade wieder wegnehmen. Ich antworte nicht, greife nach ihrer Hand und lege sie in meinen Nacken. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Junes Blick wandert über mein Gesicht. Ich sehe nur ihre Lippen, auf denen sie wieder mit ihren Zähnen beißt. Ich rutsche noch ein kleines Stück in ihre Richtung, um auch die letzte Lücke zwischen uns zu schließen. Sie schließt ihre Augen und gibt wieder dieses kleine seufzende Geräusch von sich, welches mir so gut gefällt. "Harry?" flüstert sie mit rauer Stimme. "Mhh?"
"Küsst du mich jetzt endlich?"
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Touchless \\Harry Styles
Fanfic*** Hände, überall sind Hände die nach mir greifen. Ich bekomme keine Luft, mein Herz rast, Schweiß steht mir auf der Stirn. Mir wird schwindelig und ich falle. Es stürzen dunkle Gestalten ohne Gesicht auf mich. Hände berühren mich und ich schreie...