Kapitel 66

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>>> ROSIE - Someone You Once Had <<<

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Einige Stunden später saß ich noch immer auf dem Sofa. Der Fernseher lief im Hintergrund, während ich die ganze Zeit am Handy war und durch Instagram scrollte.

Mir wurden immer mehr Bilder von Harrys erstem Auftritt vorgeschlagen. Unzählige Update-Seiten hatten Bilder von ihm hochgeladen und zeigten ihn quasi aus jedem Blickwinkel, den man sich nur vorstellen konnte. Harry trug einen pinken Anzug und er sah unheimlich glücklich aus.

Ich hatte gemischte Gefühle dabei, ihn so zu sehen. Auf der einen Seite freute ich mich darüber, dass er so glücklich war. Auf der anderen Seite verletzte es mich auch, dass er glücklich war, obwohl ich nicht bei ihm war.

Das war absurd, aber ich konnte es nicht verhindern.

Ich wollte so nicht denken.

Ich spürte, dass ich unzufrieden mit mir war und mich deshalb alles störte, was gar nicht in meinem Einfluss lag. Irgendetwas musste ich dagegen tun.

Als ich an Harrys Worte dachte, stand ich auf. Er hatte gesagt, wenn er seine Gedanken sortieren musste, dann ging er joggen.

Ich hasste joggen.

Aber noch mehr hasste ich, dass ich mich selbst bemitleidete und nur auf dem Sofa lag.

Ich hatte einen riesigen Park vor meiner Haustür und Sport würde mir definitiv helfen.

Also ging ich nach oben und zog mir Sportsachen an, griff nach meinen Kopfhörern und band meine Haare zu einem Zopf zusammen. Ich war gereizt und genervt von mir selbst.

Ich nahm all meine Wut und steckte sie stattdessen in meinen Lauf.

Ich lief und lief und lief, bis ich keine Luft mehr bekam und mir schwarz vor Augen wurde, weshalb ich abrupt stehen blieb.

Mir war schlecht und meine Lunge brannte.

Mein Handy vibrierte und ich wusste, dass es Harry war, der mich anrief, doch ich konnte gerade nicht rangehen und aus irgendeinem Grund wollte ich es auch nicht.

Es dämmerte bereits und ich sollte sicherlich nicht mehr allzu lange allein in Hampstead Heath verbringen, deshalb atmete ich noch ein paar mal ein und wieder aus, um meinen Körper zu beruhigen. Tatsächlich ging es mir nach ein paar Minuten wieder besser und ich zog mein Handy aus der Tasche, während die Musik noch immer in meinen Ohren dröhnte.

Harry hatte mir geschrieben, nachdem ich nicht an seinen Anruf gegangen war.

**Du scheinst beschäftigt zu sein. Melde dich einfach bei mir, sobald du Zeit hast. Ich liebe dich. H.**

Ich überlegte kurz, ob ich ihm antworten sollte, während ich die Musik ausschaltete.

"Ava?"

Die Stimme kannte ich.

Und das gefiel mir gerade ganz und gar nicht.

Ich zog die Kopfhörer aus den Ohren und drehte mich um.

Als ich Malou ins Gesicht sah, spürte ich sehr viel, das ich nicht zuordnen konnte: irgendwas zwischen Wut, Traurigkeit und Enttäuschung.

Aber vor allem war da Wut.

"Was willst du?", fragte ich nur schnippisch und hätte mich am liebsten umgedreht, um zu gehen.

"Ich komme von der Arbeit und habe dich zufällig gesehen"

"Schön, dass du jetzt wieder mit mir redest, während du vor Connor nicht einmal deinen Mund aufgemacht hast"

"Ich weiß, das war nicht richtig"

"Immerhin etwas", erwiderte ich nur. "Ich habe durch dich meinen Job verloren, Malou. Du weißt genau, dass ich den genau so brauche wie du auch. Hast du auch nur einmal darüber nachgedacht?"

Ich war wütender, als ich sein sollte, ich hatte ohnehin keinen guten Tag und genau heute traf ich auch noch auf Malou. Ich hatte keine Lust, mit ihr zu sprechen.

"Egal, was du sagen willst, lass es einfach", fuhr ich fort und schüttelte den Kopf, "ich habe durch dich den Job verloren, obwohl du wusstest, dass diese Zeit für mich extrem schwierig ist, dadurch dass Harry nicht hier ist und dann erzählst du der Presse auch noch, wer ich bin. Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, was seitdem los ist?"

Malou zog die Augenbrauen zusammen.

"Ava-", begann sie, doch ich unterbrach sie mit einer Handbewegung.

"Ich habe keine Lust mehr auf deine Ausreden. Lass mich einfach in Ruhe"

Ich steckte meine Ohrstöpsel wieder in meine Ohren.

"Aber", hörte ich sie noch sagen, doch im nächsten Moment stellte ich die Musik so laut, dass ich kein Wort mehr mit bekam. Ich wollte ihre schlechten Ausreden nicht hören und nur nach Hause. Ich joggte los und ließ Malou einfach stehen.

Als ich endlich wieder zuhause ankam, ließ ich mich erschöpft auf das Sofa fallen. Meine Kleidung war nass geschwitzt und ich sollte eigentlich sofort unter die Dusche, doch ich wollte Harry nicht weiter warten lassen. Ich griff nach meinem Handy und wählte Harrys Nummer.

Es dauerte nicht lange, bis Harry abnahm.

"Hey, ich hoffe, ich habe dich vorhin nicht gestört, als ich angerufen habe"

"Überhaupt nicht", antwortete ich Harry und strich mir durch mein Gesicht. Mein Schweiß trocknete langsam und ich fühlte mich eklig. "Ich war joggen"

Harry gab einen undeutlichen Laut von sich.

"Du warst joggen? Seit wann gehst du joggen?", fragte er amüsiert.

"Ich weiß nicht, mir war irgendwie danach"

Kurz schwieg Harry.

"Okay. Geht es dir gut?"

Seine Stimme wandelte sich, als sei er fast besorgt über die Tatsache, dass ich etwas für meinen Körper tat.

"Natürlich. Ich habe gerade Malou getroffen, das schwirrt mir noch etwas im Kopf rum. Aber alles gut. Erzähl mir von deinem Abend, wie war dein erster Auftritt?"

"Richtig gut! Ich habe es so sehr vermisst, das kannst du dir nicht vorstellen. Die Stimmung war unglaublich. Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, die wir im Ablauf ändern müssen, aber das sollte kein Problem sein. Ich bin so froh, wieder auf der Bühne zu stehen"

"Das freut mich sehr für dich", antwortete ich Harry.

Es tat mir Leid, dass ich das sagte und es nicht so meinte. Zumindest fühlte ich nicht die Freude, die ich spüren sollte. Keine Ahnung, was mit mir los war. Ich fühlte mich einfach traurig und erschöpft. Ich wollte mich wirklich für Harry freuen, doch mein Kopf konnte es nicht.

Ich wollte Harry nicht anlügen, doch gerade war es vermutlich einfach besser. Er war so glücklich und ich wollte nicht diejenige sein, die ihm das nahm.

"Erzähl mir von deinem Treffen mit Malou. Ist wieder alles in Ordnung zwischen euch?", fragte Harry mich schließlich.

"Nein, ich denke... dass das wirklich gar keine Zukunft mehr hat"

"Das tut mir Leid", antwortete Harry.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Ich hab ja noch... Paco", erwiderte ich und merkte, dass der Kreis meiner Freunde immer weiter schrumpfte.

Im Grunde war es nur noch Paco, der an meiner Seite war. Aber brauchte man überhaupt viele Freunde, um glücklich zu sein?

We should open up [Harry Styles Fanfiction H.S. deutsch I German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt