Kapitel 104

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>>> Andrea Bocelli - Momentos <<<

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Das Wetter meinte es wirklich gut mit uns und es war die gesamte Zeit angenehm warm.

Inzwischen ging ich öfter zusammen mit Harry joggen und spürte auch eine Veränderung bei mir. Ich war nicht mehr so schnell außer Atem und konnte ganz gut mit Harrys Tempo mithalten.

Außerdem lenkte es mich zusätzlich von meinem Gedankenchaos ab und half mir, meine Gedanken besser zu ordnen.

Heute war Mittwoch und damit Markttag. Wir standen früh auf und nach unserer Joggingrunde duschten wir und machten uns dann fertig.

Ich liebte italienische Märkte. Sie boten viel mehr als die Märkte in London und das, obwohl wir in einem kleinen Dorf waren.

Mein Blick streifte über die ganzen bunten Früchte, die so saftig aussahen, dass mir das Wasser im Mund zusammen lief.

Manche Früchte habe ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen.

Gerade musterte ich die frischen Orangen.

Volete assaggiare?", fragte mich der Mann hinter dem Stand.

Ich sah mich hilfesuchend zu Harry um. Dieser lächelte mich an.

„Ob du probieren möchtest", übersetzte Harry mir.

Ich nicke.

Sì, grazie", antwortete ich mit einem Lächeln.

Wenigstens die Basis hatte ich mir in den letzten Tagen angeeignet.

Der Mann reichte mir ein Stück der Orange, die er mit ein paar schnellen Handgriffen geschält hatte.

Ich biss hinein und ich habe wirklich noch nie so eine süße Orange gegessen. Ich schmeckte jede einzelne Sonnenstunde, die sie abbekommen hatte.

„Du musst sie probieren", sagte ich Harry und hielt ihm das Stück Orange hin, von dem ich gerade abgebissen hatte. Harry lächelte, öffnete dann den Mund und umschloss mit seinen Lippen das Stück Orange.

Erwartungsvoll sah ich ihn an, als er kaute.

„Total süß, oder?", fragte ich ihn.

„Nicht so süß wie du", sagte er und beugte sich vor, um mir einen Kuss zu geben. Seine Lippen schmeckten nach Orange und wir beide waren so kitschig, dass wir glatt in einem Liebesfilm mitspielen könnten.

Wir nahmen ein Dutzend der Orangen mit und Harry bezahlte den Mann hinter dem Stand.

Dovresti sposarla. È bella e premurosa. Invecchiate insieme a lei", sagte er an Harry gerichtet. Ich sah Harry an. Auf seinen Wangen bildete sich eine leichte Röte und kurz sah er verlegen auf den Boden.

Lo so, grazie", sagte Harry, griff nach meiner Hand und wir gingen.

Einige Augenblicke schwieg ich, aber Harry wusste, dass mir die Frage auf der Zunge lag.

„Was hat er gesagt?", fragte ich ihn schließlich, als wir Händchen haltend weiter gingen.

Gerade bereute ich umso mehr, kein Italienisch zu verstehen.

Harry lächelte liebevoll.

„Nichts"

„Das ist gelogen"

„Ich sage es dir wann anders"

Ich wollte protestieren, doch Harry zog mich an sich und brachte mich mit einem Kuss zum Schweigen. Er küsste mich so lange, bis ich meine Frage für einen Moment vergessen hatte. Atemlos sah ich ihn an, als er sich von mir löste und mir sanft über die Wange strich.

„Kochen wir heute zuhause? Wir könnten noch zwei Flaschen Wein mitnehmen"

Ich nickte.

„Das klingt schön. Ich könnte Avocado Pasta machen", schlug ich vor, als mein Blick auf den Stand hinter Harry fiel, wo es unzählige Avocados gab.

„Eine sehr gute Idee", sagte Harry. Wir kauften drei Avocados, Spaghetti hatten wir noch zuhause, deshalb landeten nur noch Zitronen und zwei Flaschen Weißwein in unserer Stofftasche.

Harry hing sich die Tasche um und wir gingen zurück.

Am frühen Abend saßen wir auf der Terrasse, hatten unsere Teller leer gegessen und blickten auf die untergehende Sonne. Harry schüttete mir ein weiteres Glas Wein ein und ich spürte den Alkohol warm durch meine Adern fließen.

„Es ist wirklich schön hier", sagte ich, ohne meinen Blick von dem Meer zu lösen.

„Wir können morgen mal zum Strand und ins Meer. Da waren wir noch gar nicht"

„Unbedingt!"

Einen kurzen Moment schwiegen wir.

„Danke, dass du mich mit hier her genommen hast. Das habe ich wirklich gebraucht", sagte ich an Harry gerichtet.

„Das freut mich. Für mich ist es auch jedes Mal wie ein Neuanfang, wenn ich hier bin. Es tut einfach gut"

Ich nickte.

Leise hörte ich Grillen zirpen und lauschte ihnen.

Harry holte hörbar Luft, sagte aber nichts.

Ich konnte nicht in Worte fassen, wie dankbar ich Harry wirklich war. Vielleicht war es auch einfach nicht möglich. Harry schaffte es, mir meine Angst zu nehmen. Manchmal musste er nicht einmal etwas sagen, sondern seine reine Anwesenheit war ausreichend, dass ich mich beruhigte.

Wenn ich sein Gesicht musterte, langsam seine Haarsträhnen durch meine Finger zog, seine Muttermale zählte oder seinen herben Geruch in mich aufnahm. All das half mir, dass ich mich besser fühlte.

Ich hob mein Weinglas an meine Lippen und nahm einen Schluck von dem lieblichen und sehr fruchtigen Wein.

„Ich sollte dich heiraten"

Ich schnappte nach Luft, doch da ich noch mein Weinglas an den Lippen hatte, verschluckte ich mich am Wein und hustete krampfhaft los.

Besorgt sah Harry zu mir und war dabei, mir helfen zu wollen, doch ich beruhigte mich wieder, obwohl Tränen in meinen Augen standen.

„Wie bitte?", fragte ich völlig irritiert nach.

„Ich sollte dich heiraten", wiederholte Harry, obwohl ich ihn ganz offensichtlich schon beim ersten Mal verstanden habe.

Harry grinste, als er meinen völlig verwirrten Blick sah. Mein Herz raste und ich wusste nicht, was er mir sagen wollte. Heiraten? Seit wann hatte er darüber nachgedacht, mich zu heiraten?

„Das war das, was der Mann heute gesagt hat", fuhr Harry fort und klärte mich damit auf.

Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch und konnte es nicht zuordnen.

„Wir sollten gemeinsam alt werden", sagte Harry noch und ich wusste nicht, ob das etwas war, was der Mann ihm ebenfalls gesagt hatte oder ob es eine Aussage von Harry war. Irgendwie hoffte ich, dass Harry das wollte. Zumindest war es das, was ich wollte.

Ich spürte, dass meine Wangen rot waren und noch immer klopfte mein Herz aufgeregt, als ich mir vorstellte, Harry zu heiraten.

Allein der Gedanke, Harry würde vor mir auf die Knie gehen - und dann nicht, um mich zu befriedigen, sondern um mir einen Antrag zu machen - mein Herz stolperte in meiner Brust und ich stellte mir anschließend beides vor. Erst den Antrag und dann, wie er seinen Kopf zwischen meinen Beinen versenkte.

Harry lachte leise, weshalb ich zu ihm sah.

„Manchmal würde ich gern deine Gedanken lesen können"

We should open up [Harry Styles Fanfiction H.S. deutsch I German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt