Kapitel 123

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>>> Katy Mcallister - Another Empty Bottle <<<

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Der November verging wie im Flug. Zumindest kam es mir so vor, obwohl ich nicht viel tat. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Ablenkung, damit ich nicht darüber nachdachte, wie traurig ich eigentlich war.

Wir waren auf dem Weg zu Harrys Mum. Es waren noch ein paar wenige Tage bis Weihnachten, aber wir wollten schon eher bei ihr sein, damit Harry mehr Zeit mit ihr verbringen konnte. Die Feiertage waren meistens so voll gepackt mit Verwandten, dass man wenig Zeit für sich hatte

„Ist Weihnachten dein liebster Feiertag?", fragte ich ihn, während wir aus London fuhren.

„Definitiv. Das liegt aber vermutlich eher daran, dass ich dann bei meiner Mum bin, Gemma ist auch da und es fühlt sich fast ein bisschen an wie früher"

Ich musste lächeln und nickte verständnisvoll. Ich wusste, dass es sich bei mir niemals wieder wie früher anfühlen würde. Aber ich war froh, dass ich bei Harry und seiner Familie sein konnte.

„Wann kommt Gemma?", fragte ich irgendwann.

„Erst am 24.", antwortete Harry, „sie kann leider nicht eher"

Ich legte meine Hand auf Harrys Oberschenkel. Er sah kurz zu mir und lächelte, bevor er seine Hand auf meine legte und unsere Finger miteinander verschränkte.

Manchmal hatte ich das Gefühl, es war komisch zwischen uns. Wir redeten nicht viel, als wenn wir beide Angst vor der Wahrheit hatten. Dabei wusste ich nicht einmal, was die Wahrheit bedeutete. Ich wollte es mir nicht vorstellen.

Hin und wieder schlief ich auf der Fahrt ein, sodass es mir gar nicht so lange vorkam, bis wir ankamen. Ich war zuletzt häufig erschöpft. Ich wusste nicht, ob das immer noch die Folgen der Operation waren, wobei dies nun inzwischen wirklich lange her war. Es waren über zwei Monate.

"Aufwachen", flüsterte Harry an meinem Ohr und gab mir einen sanften Kuss. Ich öffnete die Augen und sah mich um. Wir standen auf der Einfahrt des Hauses seiner Mum. Ich streckte mich und gähnte.

"Das ging schnell"

"Du hast ja auch fast die ganze Zeit geschlafen", erwiderte Harry lächelnd.

"Ich hätte auch fahren können", sagte ich und schnallte mich ab.

"Alles gut"

Wir stiegen aus und Harry schloss die Haustür auf.

"Mum!", rief er in den Flur, "Wir sind da"

Es raschelte, ich hörte eine Tür und im nächsten Moment kam Anne die Treppe hinunter geeilt. Als sie uns sah, lächelte sie sofort.

„Wie schön!", rief sie aus und breitete die Arme aus. Sie zog Harry und mich gleichzeitig in eine Umarmung. "Seid ihr gut hergekommen?"

"Ja. Danke, Mum"

Anne hatte Essen gekocht und nachdem wir uns lange unterhalten hatten, saßen wir am Esstisch.

"Du hast kaum gegessen, Ava", bemerkte Anne irgendwann. Ich blickte auf und sah sie an. Plötzlich spürte ich auch Harrys Blick auf mir.

"Doch, ich habe eine Portion gegessen", rechtfertigte ich mich sofort. Ich blickte auf meinen noch fast vollen Teller.

Sowohl Anne als auch Harry blickten mich besorgt an, sodass ich sie nicht weiter ansehen konnte.

"Baby", sagte Harry mit leiser Stimme, doch ich reagierte nicht. Erst, als er nach meiner Hand griff, blickte ich wieder zu ihm.

In meinen Augen standen Tränen und ich presste meine Lippen fest zusammen, weil ich nicht weinen wollte.

Harry drehte sich zu Anne.

"Mum, lässt du uns einen Moment allein? Ich räume danach den Tisch ab"

Anne sah zwischen uns hin und her, nickte dann aber und strich Harry sanft über den Rücken.

"In Ordnung. Bis später", sagte sie und ich hörte, wie sie die Treppe hinauf ging.

Ich sagte nichts, sondern hielt meinen Kopf gesenkt. Nervös rieb ich über meinen Oberschenkel, während Harry noch immer meine andere Hand fest hielt.

"Ehrlich gesagt bin ich froh, dass Mum es einfach direkt angesprochen hat. Weil ich nie wusste, wie ich es tun soll. Mir ist schon seit einiger Zeit aufgefallen, dass du wenig isst und sehr viel Sport machst"

"Ich dachte, dir gefällt, dass wir zusammen laufen gehen"

"Natürlich, aber-"

"Dann sehe ich das Problem nicht", unterbrach ich ihn und spürte, dass ich genervter klang, als ich es wollte.

"Ich mache mir Sorgen"

"Wieso?"

Harry seufzte.

"Ist das nicht offensichtlich?", fragte Harry.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Du isst kaum und hast abgenommen. Ich sehe das doch, Baby. Du wiegst weniger, als nach unserer Trennung, oder?"

Ich schwieg.

"Habe ich Recht, Ava?"

Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Eine dicke Träne tropfte hinab und versickerte im Stoff meiner Hose.

Harry zog mich in seine Arme und hielt mich fest, während ich leise weinte. Es tat so weh. Ich hatte gedacht, dass ich es verheimlichen könnte. Dass niemand sah, wie sehr ich litt, aber offensichtlich war ich eine schlechte Lügnerin. Ich ertrug es nicht mehr, mich im Spiegel anzusehen. Alles, was ich sah, war schrecklich. Meine Beine waren zu dick, mein Gesicht zu rund, mein Bauch zu undefiniert.

Inzwischen sah ich ebenfalls all das, was seine Fans in mir sahen.

"Liebst du mich?", fragte ich Harry schluchzend. Ich spürte, wie er innehielt. Sofort löste er sich von mir und sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

"Natürlich liebe ich dich. Ava, ich liebe dich über alles. Wieso fragst du mich so etwas?"

Ich wischte meine Tränen von den Wangen.

"Ich verstehe es nicht"

"Was meinst du?"

"Wie kannst du mich lieben?"

Fassungslos sah Harry mich an.

"Ava, hör auf. Du bist wundervoll. Deine Art, wie du dich um deine Mitmenschen kümmerst, Wie wichtig dir Familie ist. Du bist wunderschön, du gibst mir das Gefühl, gut zu sein, wie ich bin. Ich liebe alles an dir, Babe", Harry beugte sich vor und umfasste mein Gesicht mit beiden Händen. Er küsste sanft meine Nasenspitze. "Du bist perfekt"

Bei seinen Worten musste ich mehr weinen, als ich wollte, nickte aber schließlich, auch wenn ich ihm nicht glauben konnte.

Ich sah nicht das, was er sah.

Nicht mehr.

We should open up [Harry Styles Fanfiction H.S. deutsch I German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt