18.

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„Bitte nimm die Kontaktlinsen ab. Ich möchte endlich deine wunderschönen Augen sehen." Erst jetzt wird mir wieder bewusst, dass ich meine Perücke und meine Kontaktlinsen noch trage. Miran rückt von mir ab und steht auf. Er reicht mir seine Hände, hilft mir aus dem Bett.

Ich setze mich an meinen Schminktisch, während Miran im Bad ist.
Vorsichtig nehme ich meine Kontaktlinsen heraus.
Ich will gerade die Clips an meiner Perücke öffnen, als Miran aus dem Bad kommt und sich hinter mich stellt. Er öffnet alle meine Clips und nimmt vorsichtig die Perücke ab. Meine natürlichen Haare sind unter der Perücke noch eingeflochten. Miran löst sie und streicht mir durchs Haar: „Gib mir deine Haarbürste."

Er bürstet mir die Haare und befreit sie von allen Knoten, die sich in meinem Haar verfilzt haben. Er legt die Bürste wieder auf meinen Schminktisch. Er beugt sich vor, schaut mich im Spiegel an und drückt einen Kuss auf meinen Haaransatz. „Hast du deine Medikamente schon genommen?" Scheiße, die habe ich total vergessen. Mit einem verzweifelten Lächeln sehe ich ihn an. „Ach Güzelim." Er geht von mir weg, holt meine Medikamente und ein Glas Wasser und reicht es mir. „Danke", murmele ich.

6 weitere Monate später

Es ist Freitagabend und wir sitzen alle im Wohnzimmer. Mit alle meine ich wirklich alle. Miran und ich sitzen auf einem Sofa. Ich habe meinen Kopf an seine Schulter gelehnt, während er seinen Arm um mich gelegt hat und mit seiner Hand beruhigende Kreise auf meinem Bauch zieht. Ayaz und Arian spielen irgendein Spiel im Fernsehen. Meine Tante, Halime und mein Onkel sind in ein Gespräch vertieft. Wir reden über unsere Hochzeit.

Es ist ein schönes Gefühl, mit allen hier zu sitzen und zu reden. Als wären wir eine große Familie.

Ein Klingeln an der Haustür reißt mich aus meinen Gedanken. Meine Tante will aufstehen, denn es ist bestimmt unsere Pizza, die wir bestellt haben.

„Setz dich, Teyze. Ich gehe schon."
An der Haustür angekommen, öffne ich sie. Auf dem Boden liegt ein kleines Päckchen. Ich hebe es auf und schließe die Tür. Das Päckchen ist klein und schwer. Es steht kein Absender drauf, nur mein Name. Komisch, ich habe doch gar nichts bestellt. Ich lege das Paket auf die Kommode, die hier im Flur steht. Vorsichtig öffne ich das Paket und es kommt ein ekelhafter Geruch heraus. Ich blicke direkt auf eine Karte die ich nehme und öffne.

Hast du mich vermisst Ari?

Nein, das kann nicht sein. Schnell schaue ich in das Paket, ob da noch was drin ist. In dem Paket ist noch eine kleine Schachtel. Ich öffne sie und mir stockt der Atem. Meine Hände zittern und ich spüre, wie mir die Tränen kommen. Da liegt eine Ratte und mitten in der Ratte steckt ein Messer. Die Schachtel fällt mir aus der Hand.

Ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ich lege meine Hand an meinen Hals. Ich starre leer an die Wand und atme laut ein und aus. Mein Körper zittert. Die Tränen nehmen kein Ende.

Miran - Sichtwechsel

Nehir ging zur Tür, denn die Pizza kam. Wir haben uns weiter unterhalten. Nehir braucht sehr lange, deshalb stehe ich auf und gehe zu ihr. Plötzlich höre ich etwas auf den Boden fallen, mit schnellen Schritten nähere ich mich dem Flur.
„Nehir?"

Ich sehe sie dort stehen. Ihr ganzer Körper zittert. Ihr Gesicht ist voller Tränen und sie atmet schwer ein und aus. Die ganze Zeit starrt sie auf die Wand vor sich. Sofort gehe ich zu ihr und lege meine Hände um ihr Gesicht.
„Nehir? Güzelim? Was ist los?"
Sie weint weiter und sieht mich nicht an. Ich habe das Gefühl, dass sie mit ihren Gedanken ganz woanders ist und mir gar nicht zuhört.

„Sie steht unter Schock", ertönt die Stimme von Nehirs Tante hinter mir. Ich drehe mich um und sehe alle im Flur stehen.

„Was soll ich tun?", sage ich verzweifelt an ihre Tante gewandt. „Versuche, sie mit Worten aus ihrer Starre zu befreien. Ich hole schnell ihre Medikamente und ihr Öl." Damit wendet sie sich ab und Arian kommt zu mir. „Was war der Auslöser?" Ich zucke mit der Schulter und wende mich wieder Nehir zu, die immer noch am ganzen Körper zittert.
„Nehir wach auf. Komm zurück in die Realität. Alles ist gut. Du bist in Sicherheit mein Herz."
Ich streiche ihr beruhigend durch die Haare und merke wie ihr Zittern etwas nachlässt.
„Dir wird nichts passieren. Ich bin bei dir Nehir. Beruhige dich. Du musst wieder normal atmen." Ich drücke ihr einen Kuss auf die Stirn und wische ihr mit den Daumen die Tränen weg. Ihr Atem wird langsamer.

„Was ist das?", höre ich Ayaz hinter mir fragen. Arian hält eine Karte in der Hand. Ayaz geht zu ihm und hebt eine Schachtel vom Boden auf. „Omg die ist tot" Ich schaue schnell zu Ayaz. Er schließt schnell die Kiste.
„In der Kiste ist eine tote Ratte." Arian und ich schauen ihn schockiert an. „Was steht da drauf?" Arian schaut mich an.
„Hast du mich vermisst Ari?"
„Absender?" „Unbekannt, aber an Nehir adressiert."
Scheiße. Deshalb die Schockstarre.

Ruhumun HuzuruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt