31.

314 12 0
                                    

„Und der Mörder ist in diesem Moment unter uns." Ich sehe meinen Onkel an. Wenn er fliehen würde, wäre das unmöglich. Yasin hat überall Leibwächter postiert, die meinen Onkel abfangen sollen.

Mein Onkel schaut mich mit einem wütenden Blick an. Mein Onkel versucht unbemerkt aufzustehen und schnurstracks zum Ausgang zu laufen.

„Haltet ihn fest!" Drei Bodyguards halten meinen Onkel sofort fest, doch er wehrt sich. Die Blicke der Gäste richten sich auf das Geschehen.

„Meine Damen und Herren, darf ich Ihnen meinen Onkel vorstellen, den jüngeren Bruder meines Vaters und gleichzeitig den Mörder meiner Familie."

Getuschel unter den Gästen. Alle sind unruhig und schockiert über das eben Geschehene. Ich spüre, wie meine rechte Hand zittert, deshalb wechsle ich das Mikrofon auf meine linke Hand. Mein Onkel schreit herum, dass alles gelogen sei.
Wie geplant geht Yasin auf die Bodyguards und meinen Onkel zu.

Sie geben ihm eine Beruhigungsspritze und bringen ihn in einen Nebenraum.

Miran kommt zu mir und nimmt meine zitternde Hand. „Wir haben das Schlimmste überstanden. Du hast das wirklich gut gemacht, Güzelim. Ich bin stolz auf dich." Ich lächle ihm dankbar zu, stelle mich auf die Zehenspitzen und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.

Mein Verlobter zieht sich zurück und geht zu unserem Tisch, während ich noch auf der Bühne stehe. Ich schaue meine Tante an, die Tränen in den Augen hat. Ich lächle sie an, sie lächelt zurück.

„Damit Sie auch verstehen, wie ich plötzlich hier stehe, möchte ich Ihnen meine Geschichte erzählen." Die Aufmerksamkeit der Gäste ist wieder auf mich gerichtet.

„Wie ich bereits erwähnt habe, wurde ich von einer Frau nach Deutschland gebracht, die jetzt meine Pflegemutter ist. Sie hat mit mir ein neues Leben angefangen. Sie hat einen Mann geheiratet, der heute mein Pflegevater ist. Wir waren eine kleine Familie. Als ich in die erste Klasse kommen sollte, haben mir meine Pflegeeltern gesagt, dass sie nicht meine leiblichen Eltern sind. Ich sollte ab der ersten Klasse immer eine Perücke und Kontaktlinsen tragen. Ich weigerte mich, aber meine Pflegeeltern sagten, es sei zu meinem Schutz. Also habe ich es gemacht. Seit der ersten Klasse trage ich jeden Tag Kontaktlinsen, weil sonst alle Angst vor meinen echten Augen hätten, und die schwarze Perücke, damit sie zu den Kontaktlinsen passt. Ich hatte kein einfaches Leben, weil ich mich immer verstecken musste. Als ich endlich 11 Jahre alt war, wurde ich eines Tages vor der Schule von einem Mann entführt. Er folterte mich und nannte mich Prinzessin, während ich ahnungslos auf dem Stuhl im Keller saß. Mein Entführer wurde bis heute nicht gefunden. Ich habe noch einige Narben von der Folter. Nach etwa einer Woche fanden mich einige Beamte und brachten mich zu einer Frau, die sich als meine leibliche Tante herausstellte. Die Schwester meiner leiblichen Mutter hatte mich gefunden." Ich lächelte meine Tante an.

„Ich habe die ganze Wahrheit über meine Identität erfahren. Dass meine leiblichen Eltern gestorben sind und dass ich die Thronfolgerin bin. Aber niemand wusste von meiner Existenz, denn alle glaubten, ich sei bei der Geburt gestorben. Auch meine Tante und mein Onkel mütterlicherseits wussten nichts von meiner Existenz, bis sie einen anonymen Hinweis bekamen, mich aus dem Keller befreiten und sich alle Puzzleteile zusammenfügten. Es gab Hoffnung. Hoffnung, dass ich meinen Onkel aufhalten, die Krönung meines Cousins verhindern und selbst zur Königin gekrönt werden könnte. Am Anfang war das alles nicht leicht für mich, ich war ja erst 11 Jahre alt, aber mit der Zeit habe ich mich an alles gewöhnt. Ich zog bei meiner Tante und meinem Onkel ein. Ich besuchte weiterhin meine Pflegeeltern und sie brachten mir auch alles bei. Den Familienstammbaum, die Regeln und überhaupt alles, was ich als Thronfolgerin wissen musste. Wir machten einen Plan, dass ich, sobald ich volljährig bin, meine Identität preisgeben würde. Bis dahin durfte ich weiter zur Schule gehen und ein Doppelleben führen. Ich wollte unbedingt mein Abitur machen und eine Schulzeit wie alle anderen haben. So begann ich ein Doppelleben. Einerseits als Alya, ein gewöhnliches und schüchternes Mädchen, und andererseits als Nehir Yıldız, die rechtmäßige Kronprinzessin."

Einatmen und ausatmen.

Ruhumun HuzuruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt