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Sofort verstummt die Musik. Alle Augenpaare sind auf uns gerichtet. Mirans Hand liegt um meine Taille. Ich suche in der Menge nach meinem Onkel. Ich finde ihn sofort. Er sitzt immer noch auf seinem Platz und schaut ganz normal. Ich glaube er hat mich noch nicht erkannt.

Er merkt, dass ich ihn anschaue, also schaut er mich an. In seinen Augen blitzt etwas auf. Er sieht mich genau an. Ich vermute, dass er sich gerade fragt, an wen ich ihn erinnere. Ich wende meinen Blick wieder von ihm ab.

„Meine Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit". Spricht Miran ins Mikrofon. „Herzlich willkommen zur jährlichen Gala. Die meisten von Ihnen kennen mich bereits. Ich bin Miran Diaz, der erfolgreichste und damit auch jüngste Geschäftsmann." „Es ist mir eine Ehre, heute die Begrüßungsrede halten zu dürfen. Allerdings wird diese Rede anders ablaufen als geplant, denn ich übergebe diese Aufgabe heute an jemand anderen." Miran schaut mich kurz an und lächelt mich an, was ich erwidere.

„Meine Damen und Herren, es ist mir eine Freude, Ihnen meine Verlobte vorzustellen."

Applaus brandet auf und die Leute tuscheln. Sie sind überrascht, dass Miran verlobt ist. Miran gibt mir das Mikrofon. „Hab keine Angst. Du schaffst das", flüstert er mir zu und drückt mir einen Kuss auf die rechte Wange.

Er geht ein paar Schritte zurück, bleibt aber auf der Bühne in meiner Nähe. Ich sehe ihn wieder an und er nickt mir aufmunternd zu.

Ich atme tief ein und aus.

„Hallo, ich weiß gar nicht, wie und wo ich anfangen soll. Sie fragen sich bestimmt, wer ich bin, dass ich auf einmal diese Rede halte. Erlauben Sie mir, mich vorzustellen. Mein Name ist Nehir Yıldız. Ich bin die Kronprinzessin der Türkei." Damit lasse ich die Bombe platzen.
Blitzlichter werden auf mich gerichtet.

Das Getuschel der Gäste hallt durch den Saal. Verwirrte Blicke richten sich auf mich. Doch ich sehe nur meinen Onkel, der mich schockiert ansieht. Damit hat er nicht gerechnet. Es gibt kein Zurück mehr für ihn. Er ist gefangen.
Ich räuspere mich ein wenig, um die Aufmerksamkeit der Gäste wieder auf mich zu lenken. Das Getuschel verstummt. Es wird wieder still und alle Augen sind auf mich gerichtet.

„Sie alle haben sicher viele Fragen, die ich Ihnen auch beantworten werde, aber jetzt erzähle ich Ihnen erst einmal meine Geschichte."

Ich schließe kurz die Augen. Ich atme noch einmal tief ein und aus, bevor ich mit dem Erzählen beginne.

„Als meine Mutter, die ehemalige Königin der Türkei, mit mir schwanger war, wurden meine Eltern und mein Bruder bedroht. Man drohte ihnen, wenn sie nicht auf den Thron verzichteten, würden sie getötet. Soweit ich weiß, waren meine Eltern die perfektesten Herrscher. Sie haben ihr Amt geliebt. Sie haben ihr Land über alles geliebt. Meine Eltern wollten auf keinen Fall den Thron abtreten, genauso wenig wie mein verstorbener Bruder, der ehemalige Kronprinz. Jede Woche erhielt meine Familie neue Drohungen von derselben Person. Sie versuchten mit allen Mitteln herauszufinden, wer die Drohungen verschickt hatte, aber ohne Erfolg. Meine Eltern wussten, dass etwas passieren würde. Meine Mutter war mit mir schwanger. Sie wollten nicht, dass mir etwas passiert und ich in Gefahr lebe. Als meine Mutter mich zur Welt brachte, übergaben sie mich einer Haushälterin, die mit mir nach Deutschland floh und sich um mich kümmerte. Meine Familie hat in der Öffentlichkeit gesagt, dass ich bei der Geburt gestorben bin, damit alle glauben, dass ich tot bin. Ungefähr eine Woche später sind meine Eltern und mein Bruder gestorben. Es hieß, sie seien bei einem Autounfall gestorben, aber das ist eine Lüge. Es war Mord."

Die Menschen schnappen schockiert nach Luft.

Ruhumun HuzuruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt