23.

359 11 0
                                    

Ich lasse meinen Blick über die Menge schweifen und erkenne etwas weiter von mir entfernt einen großen, muskulösen Mann im Anzug.

Ich weiß, dass nach dieser Nummer wahrscheinlich jeder herausfinden wird, wer ich bin, aber spätestens nächste Woche bei der Gala werden sie es sowieso wissen. Also gehe ich das Risiko ein und bahne mir einen Weg durch die Menge zu Yasin.

Ich gehe auf Yasin zu und spüre die Blicke meiner Mitschüler.

„Was ist los Yasin?" Er dreht sich um und sieht mich besorgt an. "Er deutet mit einer Kopfbewegung in die Richtung, in der sich die freie Fläche befindet. Ganz hinten erkenne ich Mirans Auto. Miran steht mit dem Rücken zu uns und unterhält sich mit Malik, der mit seinem Motorrad da ist.

Miran trägt diesmal keinen Anzug. Er trägt weite Jeans und ein enges T-Shirt, das seine Muskeln betont. Malik trägt eine beige Hose und ein weißes Hemd, dessen erste Knöpfe geöffnet sind.
Das Tuscheln der Mitschüler wird leiser. Ihre Blicke durchbohren mich.

Ich beuge mich durch die Absperrung und gehe auf Miran zu. „Nehir?" Ich drehe mich zu Yasin um. „Sei nicht wütend auf ihn. Hör ihm erst mal zu. Er hat einen guten Grund für all das hier." Ich schaue alle meine Mitschüler und Arnesa an. Alle schauen verwirrt, aber auch überrascht.
„Ich werde es versuchen", wende ich mich wieder Yasin zu, der mir zunickt, woraufhin ich mich umdrehe und meinen Weg zu Miran fortsetze.
Meine Gedanken spielen verrückt. Ich bin wütend auf ihn, sehr sogar. Ich habe ihn nur um eine Sache gebeten, nämlich die Schule zu beenden, ohne dass jemand meine Identität herausfindet, aber heute ist alles anders. Dank ihm kennen die Schüler jetzt meine Identität.

Malik bemerkt mich und sagt etwas zu Miran, was ich aufgrund der Entfernung nicht verstehe. Miran dreht sich zu mir um. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Er schaut mich intensiv an, und wenn ich mich nicht täusche, glaube ich sogar, dass in seinen Augen etwas von Unsicherheit und Angst zu lesen ist.

Malik hat sich an sein Motorrad angelehnt und ich bleibe direkt vor Miran stehen. Ich schmeiße meine Schultasche auf den Boden.

Ich hatte wirklich versucht mich zusammen zu reißen, doch schaffe es nicht.

„Weißt du was du angerichtet hast. Wie kannst du nur? Wir hatten eine Abmachung Verdammt! Es war geplant, dass niemand was von hier erfahren soll, doch du hast es geschafft." Schreie ich ihnan und haue ihm währendessen auf die Brust. „Dankeschön Miran. Bravo Dank dir weiß die ganze Schule wer ich bin. Warum musst du überhaupt hier sein? Was soll der scheiß Miran?"
Miran schaut wie gebannt in meinen Augen und rührt sich kein Stück.

„Antworte Miran. Warum? Warum tust du es?" Ich spüre wie mir die Tränen kommen. Mirans Augen verfolgen die erste Träne, die von meinen Augen, durch mein Gesicht fließt.
Plötzlich ergreift er meine beiden Hände, die auf seiner Brust liegen. Er zieht mich an sich und die Tränen kommen.

„Meinst du, ich weiß das nicht, Yeşil göz? Es tut mir leid, dass ich hier bin und dir damit alles kaputt gemacht habe. Ich habe mein Versprechen gebrochen Ja. Und es tut mir leid, aber es musste sein. Ich hatte keine andere Wahl." Ich schaue ihm tief in die Augen und schluchze laut. Sanft streicht er mit seinen Daumen über meinen Handrücken.

„Dein Onkel und dein Cousin sind hier. Ich weiß nicht, wie sie dich gefunden haben, aber sie sind aus der Türkei hierher nach Deutschland geflogen. Es ist nur eine Frage der Zeit wann sie hier ankommen. Du bist in Gefahr Nehir. Ich musste hierher kommen. Wir müssen dich sofort hier wegbringen. Sie dürfen nicht hierher kommen." Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an. Meine Hände beginnen unter seinen zu zittern. Ich spüre Panik in meinem Körper.
Ich drehe meinen Kopf nach rechts zu Malik, um eine Art Bestätigung zu bekommen. Malik nickt mir leicht zu und ich habe meine Bestätigung.

Miran nimmt mein Gesicht in seine Hände und ich schaue ihn wieder an. Mit seinen Daumen streicht er mir die Tränen weg. „Es ist alles gut Kalbim. Bitte hör auf zu weinen, kalbim buna dayanamıyor. (= Mein Herz kann es nicht ertragen.) Ich werde dich mit meinem Leben beschützen. Selbst wenn sie dich finden, werde ich alles tun, damit sie dir nichts tun können. Bitte beruhige dich. Sana bir şey olmasına asla izin vermeyeceğim. (= Ich werde nie zulassen, dass dir etwas passiert.) Du brauchst keine Angst zu haben."

Meine Tränen hören langsam auf. Ohne in den Spiegel zu schauen, weiß ich, dass meine Augen geschwollen und rot sind.

Ruhumun HuzuruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt