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Ich spüre ihn hinter mir. Sein Atem schlägt mir ins Genick. Sein Schatten übertrifft meinen.
„Hast du mein Geschenk bekommen?" Er ist so nah. Ich will ihm gegenüberstehen.

Ich spüre seine Hand in meinem Haar. Ich will seine Hand wegschlagen, da greift er nach meinen beiden Armen und hält sie hinter meinem Rücken verschränkt. Ich zische laut auf. Sein Griff ist so fest, dass es weh tut.

Bevor ich etwas sagen kann, wird mir ein Tuch auf die Nase gedrückt. Langsam wird alles schwarz und ich habe das Gefühl, gleich umzukippen..


Unbekannt

Seit Jahren sitze ich hier in diesem Keller fest. Ich weiß gar nicht mehr, welches Jahr wir haben. Luan der Pisser hat mich vor ein paar Jahren gefunden und seitdem bin ich sein Gefangener. Ich habe mehrmals versucht zu fliehen, aber ohne Erfolg.

Jeden Tag frage ich mich, was passiert wäre, wenn ich nicht von zu Hause weggelaufen wäre? Wäre ich jetzt tot wie meine Eltern? Oder hätte ich sie retten können? Bis heute mache ich mir Vorwürfe. Leider konnte ich meine Eltern nicht retten.

Meine kleine Schwester kenne ich leider auch nicht, aber das ist auch besser so. Sie wäre nur in Gefahr. Ohne mich geht es ihr viel besser. Trotzdem frage ich mich, wie es ihr jetzt geht? Weiß sie schon die Wahrheit? Wie ist ihre neue Familie?

Ich habe völlig das Zeitgefühl verloren. Einmal am Tag kommt er hierher. Entweder bringt er einen Gefangenen hierher, damit ich zusehen muss, wie er ihn tötet und foltert, oder er bringt mir ab und zu Essen und Trinken.

Ich frage mich, warum er mich nicht einfach umbringt. Was hat er davon mich so lange hier festzuhalten?

Ich höre wieder laute Schritte auf mich zukommen. Werde ich wieder gefoltert? Werde ich heute endlich sterben? Oder wird mir nur Essen gebracht? Vielleicht ein anderer Gefangener?

Bevor ich weiterdenken kann, öffnet sich die Tür. Zwei Männer von Luan kommen herein, mit einen Bewusstlosen Körper in den Armen. Sie legen den Unbekannten auf das Bett in der hinteren Ecke.
„Wer ist das?", frage ich die Männer. Ahnungslos zucken sie mit den Schultern und verlassen den Raum. Die Tür ist wieder verschlossen. Ich habe schon oft versucht, durch die offene Tür zu fliehen. Aber ich bin sehr oft gescheitert. Jetzt habe ich selbst keine Kraft mehr und habe aufgegeben. Ich glaube, es musste so sein und es ist eine Strafe für mich, dass ich meine Familie nicht beschützen konnte.

Der Raum in dem ich schon sehr lange festsitze ist nicht groß, aber auch nicht klein. Hier stehen zwei Betten. Eines in einer Ecke und das andere auf der gegenüberliegenden Seite. Das Licht ist nicht sehr hell, deshalb kann man nicht viel sehen. Leider kann ich von hier aus auch nicht erkennen, wer die Person ist, die da liegt.

In der Mitte des Raumes steht ein Stuhl. Dahinter ist auch noch ein Schrank wo die ganzen Foltersachen sind. Sonst sind da noch zwei Eimer, das ist alles.

Nehir

Mein Kopf pocht und tut so weh. Ich zische auf und halte meinen Kopf. Langsam versuche ich, die Augen zu öffnen. Hier ist alles dunkel, nur auf der anderen Seite ist ein kleines grelles Licht zu sehen. Ich liege auf einem kleinen Bett.

Ich versuche so gut es geht aufzustehen. In der Mitte des Zimmers sehe ich einen Stuhl. Mit schnellen Schritten gehe ich auf die Tür zu.
Sie ist geschlossen.

"Versuch es erst garnicht" Ich drehe mich abrupt zu der männlichen Stimme um. Sie klingt rau und tief. Jetzt erkenne ich durch den Schatten auch eine Person, aber weil ich so weit weg stehe, kann ich ihn nicht gut erkennen.

„W-Wo sind wir und wer bist du?" Meine Stimme zittert leicht. Man hört die Angst in meiner Stimme.
„Im Keller von Luan unserem Entführer", kommt es genervt aus ihm heraus. „Du wurdest auch von Luan entführt?" frage ich ihn. „Ja, genau wie du."

Ich lehne mich mit dem Rücken an die Tür und schaue weiter in seine Richtung. Mittlerweile liegt er nicht mehr auf seinem Bett, sondern sitzt darauf. „Wer bist du eigentlich?" frage ich ihn unsicher. „Ist doch egal, wer ich bin, du vergisst es sowieso." Aber warum muss er so mürrisch klingen?
„Wie lange sitzt du schon hier fest? Es muss doch einen Weg hier raus geben." Ich schaue mich im Zimmer um, in der Hoffnung etwas zu finden.

„Hör mal, Kleine." Der Fremde erhebt sich von seinem Bett und kommt auf mich zu. „Ich sitze hier schon seit Jahren fest. Ich habe alles versucht, wirklich jeden kleinen Weg. Es gibt keinen Ausweg, also verschwende deine Zeit nicht damit und gib dich einfach hin." Er ist schon ganz nah bei mir, während mein Kopf auf dem Boden gesenkt ist.

„Hey", schnippt er vor meinen Augen mit dem Finger. „Hörst du mir zu?" Langsam hebe ich meinen Kopf und blicke in grüne Augen.

Es ist still zwischen uns. Der Fremde lässt seine Hand sinken. Er kommt mir so bekannt vor. „Du bist der Mann auf dem Foto!", kommt es aus mir heraus.
Er schaut mir immer noch intensiv in die Augen. Was hat er denn?

„Deine Augen. Waren die schon immer unterschiedlich?" kommt es aus ihm heraus. Ich nicke: „Ja, von Geburt an."

Er tritt zwei Schritte zurück und hält sich die Hände an den Kopf. „Das kann nicht sein", sagt er leise. Er schüttelt mehrmals den Kopf.

„Was ist?" frage ich vorsichtig. Wieder hält er inne und schaut mich mit großen Augen an. Leichte Tränen sind in seinen Augen zu sehen. „Das kann nicht wahr sein", flüstert er. „Ist dein Name Nehir?"

Verblüfft schaue ich ihn an. „W-Woher weißt du meinen Namen?"

Ruhumun HuzuruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt