1.

1.1K 31 1
                                    

„Wenn du später einmal den Thron besteigen willst, musst du heiraten, das weißt du doch", sagte meine Tante wieder einmal zu mir.

„Aber ich will doch gar nicht Königin werden. Ich will das alles nicht. Ich will dieses Leben nicht. Mein Gott, warum versteht ihr das alles nicht? Ich kann das nicht. Ich weiß gar nicht, wie das funktioniert."

Ich spüre wie mir die Tränen kommen.
„Ach Kuzum ich bin doch da. Wir sind alle für dich da und werden dich in allem unterstützen, du bist nicht alleine und wirst es auch nie sein. Wir sind eine Familie mein Herz".
Sie umarmt mich und streicht mir beruhigend durchs Haar. Ich schniefe und meine Tränen nehmen kein Ende.

„Was ist, wenn ich Fehler mache und keine gute Königin bin? Was, wenn mich alle hassen? Ich habe solche Angst, etwas falsch zu machen", weine ich.

„Fehler sind dazu da, um daraus zu lernen. Mach ruhig Fehler, das ist nicht schlimm. Niemand ist perfekt und für alles wird es eine Lösung geben. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich auch immer ein Fenster. Mit der Zeit lernst du alles. Ich bin mir sicher, dass du die beste Thronfolgerin sein wirst. Kendinize güvenmeli ve yine de korkularınızla yüzleşmelisiniz, o zaman her şeyi yapabilirsiniz". (= Du musst dir selbst vertrauen und dich trotzdem deinen Ängsten stellen, dann kannst du alles schaffen).
Sie küsste mich auf den Scheitel und beruhigte mich.

„Lerne Miran kennen. Er ist wirklich ein sehr liebenswerter Mann. Du musst ihn nicht sofort heiraten. Es tut mir wirklich leid, Kuzum, aber du weißt, dass du verheiratet sein musst, bevor du zur Königin gekrönt wirst, und Miran Diaz ist ein sehr erfolgreicher und einflussreicher Mann. Er ist der perfekte Ehemann für dieses Amt".

Meine Tante sieht mich mit einem liebevollen und aufmunternden Lächeln an. Ich nicke ihr leicht zu und wische mir die Tränen weg. „Tamam kuzum, sie sollten in etwa fünf Stunden hier sein, ruh dich erst mal aus und mach dich dann fertig." So gehe ich die Treppe hinauf in mein Zimmer.

Meine Schultasche stelle ich auf den Boden neben meinen Schminktisch. Mein Zimmer ist sehr groß. Ich habe einen eigenen Balkon, ein Bad, einen begehbaren Kleiderschrank und vor allem mehrere Bücherregale, die eine ganze Wandseite einnehmen. Ein Blick auf mein Bücherregal verrät mir, dass ich mir ein weiteres Regal anschaffen sollte, denn meine Regale haben keinen Platz mehr.

Ich setze mich an meinen Schminktisch und beginne, meine Perücke abzunehmen. Vorsichtig lege ich die schwarze Perücke an ihren Platz. Meine natürlichen Haare sind hellbraun, lang und außerdem gewellt. Ich liebe mein natürliches Haar. Aber damit niemand meine wahre Identität herausfindet, muss ich leider seit der ersten Klasse eine Perücke tragen. Das ist aber noch nicht alles. Seit der 3. Klasse trage ich auch dunkelbraune Kontaktlinsen.
Ich habe nämlich Heterochromie-Zyklitis. Mein rechtes Auge ist hellgrün, während mein linkes Auge dunkelgrün ist.

Nachdem ich mich abgeschminkt habe, gehe ich ins Bett und decke mich zu. Ein wenig Schlaf wird mir gut tun.

Der Wecker meines Handys reißt mich aus dem Mittagsschlaf. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch zwei Stunden Zeit habe, bis unser Besuch eintrifft. Ich stehe auf und gehe ins Bad. Frisch geduscht und in einen Bademantel gehüllt, setze ich mich an meinen Schminktisch und bereite mich auf den Abend vor.

Das Klingeln an der Haustür ist wohl ein Zeichen für mich, dass die Gäste da sind und ich nach unten gehen soll. Ich schaue mich noch einmal im Spiegel an und bin sehr zufrieden mit meinem Aussehen. Meine langen braunen Haare habe ich offen und gewellt gelassen. Auch mein Make-up steht mir gut und betont meine Sommersprossen. Ich trage ein enges schwarzes Kleid mit einem tiefen Schlitz. Schnell lege ich meinen Schmuck an, dann verlasse ich mein Zimmer und gehe die Treppe hinunter.

Ich höre Stimmen aus dem Speisesaal und gehe ihnen nach. Kurz vor der Tür, die zum Speisesaal führt, atme ich noch einmal tief ein und aus. Langsam bemerke ich die Nervosität und das leichte Zittern meiner rechten Hand. Schnell reibe ich mein Handgelenk mit Lavendel Öl ein, denn der Duft von Lavendel hilft mir sehr, mich zu beruhigen.

Du schaffst das, versuche ich mir einzureden.
Ich drücke die Klingel und betrete den Speisesaal. „Merhaba, entschuldige die Verspätung", mit einem leichten Lächeln im Gesicht setze ich mich auf den einzigen freien Platz am langen Esstisch.

Auf meinem Platz, nehme ich endlich den Mut aufzuschauen und treffe direkt in hellbraune Augen.

„Nein, das darf nicht wahr sein." Ich lache leicht verzweifelt. „Glaub mir, mir gefällt das Ganze auch nicht, Prinzessin", ertönt seine tiefe Stimme.

Ruhumun HuzuruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt