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Seit diesem Tag hat er versucht, mir zu helfen. Er hat etwas geschafft, was sonst niemand geschafft hat. Er hat mir geholfen, mehr Selbstwertgefühl zu bekommen. Dass ich mich selbst lieben sollte. Das ich keine Angst vor Präsentationen haben soll und das ich anfangen soll mich mündlich zu beteiligen. Dann hat er es auch geschafft, dass ich endlich in der Klasse bin, sobald es still ist.

Ich habe ihm geholfen und er mir. Wir waren uns gegenseitig Zuflucht und Rettung. Das hat auch unseren Kontakt gestärkt. Er war wie ein großer Bruder für mich und ich wie eine Schwester für ihn. Wir konnten über alles reden, ohne dass es uns peinlich war. Wir konnten uns blind vertrauen.

Er kannte mich so gut, dass er immer wusste, was ich als nächstes sagen oder denken würde. Er wusste wirklich alles über mich. Sobald ich im Unterricht abwesend war, wusste er sofort was in meinem Kopf vorging und konnte mir über das Handy helfen. Wir wussten alles voneinander und kannten uns in- und auswendig. Was wir mochten, was wir nicht mochten, was wir gerade taten, was wir vorhatten zu tun und vieles mehr.
Natürlich wusste er nichts über meine wahre Identität, aber er wusste alles über meine Persönlichkeit.

Als das erste Halbjahr der zwölften Klasse vorbei war, wurde unser Kontakt immer seltener. Wir schrieben uns nicht mehr jeden Tag, sondern nur noch alle paar Tage. Er wurde auch immer kälter zu mir und ich wurde auch kälter zu ihm. Ich habe versucht, den Kontakt aufrechtzuerhalten, aber ohne Erfolg.

Nach ungefähr einem Monat haben wir den Kontakt komplett verloren. Ich weiß leider nicht, wie das passiert ist, aber so ist es nun mal. In der Schule hat er mich völlig ignoriert. Manchmal hat er mich nur stumm angeschaut und sobald ich ihn angeschaut habe, hat er seinen Blick sofort von mir abgewendet.

Am Anfang war es ein bisschen komisch, weil ich mich zu sehr an ihn gewöhnt hatte, aber nach einer Weile habe ich mich daran gewöhnt und ich glaube, ich bin drüber weg.

Ich habe mit ihm abgeschlossen.

Miran - Sichtwechsel

Ich wusste, dass sie Zeit brauchte, deshalb habe ich sie lieber allein gelassen, auch wenn ich jetzt am liebsten bei ihr wäre und sie in den Armen halten würde. Diese Frau macht mich schwach. Ich war jemand, der nie Gefühle gezeigt hat. Mir war alles und jeder egal, bis ich sie traf. Sie hat mein Leben verändert. Ich frage mich, wie ich vorher ohne sie leben konnte?

Mit einer Schüssel ihrer Lieblingssuppe mache ich mich auf den Weg zu ihr. Es ist schon Abend und sie muss etwas essen, damit sie ihre Medikamente nehmen kann. Nehir ist eine tollpatschige Person. Sie vergisst immer ihre Medikamente, deshalb erinnere ich sie immer daran.

Sie ist nicht in unserem Schlafzimmer, also ist der einzige Ort, an den sie sich zurückziehen würde, ihre Bibliothek, die ich für sie gebaut habe.

Wie erwartet, liegt meine wunderschöne Verlobte in ihrem Sessel und schläft.
Sie jedes Mal in meinem T-Shirt zu sehen, das ihr viel zu groß ist, macht mich immer wieder verrückt. Ich liebe es, wenn sie meine Sachen trägt.

Ich stelle die Suppe auf den kleinen runden Tisch neben ihrem Sessel. Das Buch auf ihrem Schoß nehme ich und lege es auch auf den Tisch. Die Decke, die über ihr liegt, nehme ich weg. Behutsam lege ich einen Arm unter ihre Kniekehlen und den anderen unter ihren Rücken. Vorsichtig hebe ich sie hoch, setze mich auf den Sessel und lege sie seitlich auf meinen Schoß. Ich streiche ihr die Haare aus dem Gesicht und gebe ihr einen sanften Kuss auf die Wange.

Ich habe jedesmal den Verlangen danach in ihren weichen Hamster Wangen reinzubeißen.

Nehir - Sichtwechsel

Sanfte Küsse wecken mich aus dem Schlaf. Verschlafen öffne ich meine Augen und reibe sie mit den Fingern, um wieder klar zu sehen. Ich sitze auf Mirans Schoß, während er mit einer Hand beruhigend meinen Oberschenkel streichelt und leichte Küsse auf mein Gesicht drückt.
Ich verstecke mein Gesicht an seiner Brust und kuschle mich an ihn.

"Yeşil Göz, du musst etwas essen, um deine Medikamente zu nehmen." Ich schüttle den Kopf. "Ich habe keinen hunger." sage ich müde. Miran hält mich fest, bückt sich, nimmt etwas vom Tisch und setzt sich wieder gerade hin. "Ich habe dir Linsensuppe gemacht. Iss wenigstens ein bisschen davon." Nur weil er sie gekocht hat, setze ich mich ein bisschen aufrecht auf seinen Schoß und will ihm die Schüssel wegnehmen, aber er nimmt sie mir weg.

"Ich bin kein Kind, das du füttern musst. Das kann ich selbst Miran."  "Nur weil du meinen Namen gesagt hast."  Damit gibt er mir die Schüssel und schaut mir zu wie ich die Suppe löffele. Dabei streicht er mir die ganze Zeit über die Haare und klärt mit mir einige Dinge über unsere Hochzeit und das Haus, das wir bauen.

Ich weiß nicht, wie lange Miran und ich schon so sitzen und reden. Ich liebe diese langen Gespräche mit ihm. Wir mussten noch einige Dinge klären, zum Beispiel was heute passiert ist. Die Panikattacke und dass ich sauer auf ihn war, weil er jetzt mit in die Schule kommt.

Ruhumun HuzuruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt