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Ayaz führt uns geschickt durch die verwinkelten Gänge des Gebäudes, immer wieder werfen wir uns in Deckung, wenn Schüsse in der Ferne hallen.

Can bleibt dicht hinter mir, wachsam mit der Waffe in der Hand, während wir uns dem Ausgang nähern. Ayaz prüft jede Ecke, seine Augen fokussiert und voller Entschlossenheit. Der Lärm von draußen wird lauter, und schließlich stoßen wir durch eine schwere Metalltür auf den Hof.

Das Chaos draußen ist offensichtlich. Schüsse peitschen durch die Luft. Doch das Erste, was ich sehe, ist Miran. Er steht auf der anderen Seite des Hofes, umgeben von seinen Männern, die in Deckung gehen und sich verteidigen.
Mirans Blick ist entschlossen, seine Augen scannen den Hof nach weiteren Gefahren.

„Miran!" rufe ich, und ohne zu zögern renne ich auf ihn zu.

Als er meinen Ruf hört, dreht er sich um, und in dem Moment, in dem er mich sieht, verändert sich sein Gesichtsausdruck – die kalte Entschlossenheit weicht reiner Erleichterung.
Ich stürze in seine Arme, und er hält mich fest, als ob er mich nie wieder loslassen würde.

„Nehir," murmelt er leise und zieht mich noch näher an sich. „Bist du verletzt? Geht es dir gut?" Seine Stimme ist sanft, doch dahinter liegt die Angst, die er die ganze Zeit unterdrückt hatte.

„Mir geht's gut," sage ich und vergrabe mein Gesicht in seiner Brust. „Ich bin jetzt bei dir."

Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und hält mich noch einen Moment fest, als könne er es kaum glauben, dass ich wirklich hier bin.

Neben uns taucht Arian auf. Er sieht aus, als hätte er gerade erst einen Kampf hinter sich gebracht, doch als er mich sieht, breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Nehir!" ruft er und schlingt seine Arme ebenfalls um mich. „Dir geht es gut!"

„Danke, Arian," sage ich, als er mich kurz und fest umarmt, bevor er mich loslässt und sich wieder auf die Situation um uns herum konzentriert.

In der Nähe, neben Miran, sehe ich Zayan und Yasin, beide in Deckung, während sie die Umgebung überwachen. Zayan sieht mich und lächelt schwach, aber seine Augen sind voller Sorge. Yasin gibt ihm einen schnellen Blick zu und nickt mir zu. Beide scheinen erleichtert, dass ich in Sicherheit bin.

Doch plötzlich verstummen ihre Blicke und verharren auf Can. Ihre Gesichter erstarren vor Schock. Zayan blinzelt ein paar Mal, als könne er nicht glauben, was er sieht. „Can?" stammelt er schließlich, seine Stimme fast ungläubig.

Yasin weicht einen Schritt zurück, seine Augen weit aufgerissen. „Das... das kann nicht sein. Du bist... tot?"

Can, der sich etwas hinter uns gehalten hat, tritt jetzt näher. Seine Miene ist ernst, aber man kann die Emotionen in seinen Augen sehen. „Ich bin es wirklich," sagt er ruhig, sein Blick fest auf Zayan und Yasin gerichtet. „Mein Tot war vorgetäuscht."

Die beiden starren ihn noch eine Sekunde länger an, als wollten sie sicherstellen, dass sie nicht träumen. Dann stürmt Zayan vor und packt Can an den Schultern. „Du bist es wirklich!" sagt er mit rauer Stimme, die sich fast überschlägt. „Wir dachten... wir haben alle gedacht, du wärst tot!"

Can nickt langsam, während Yasin ebenfalls näher tritt, immer noch wie gelähmt vor Schock. „Es ist eine lange Geschichte," sagt Can schließlich. „Aber das Wichtigste ist: Ich bin hier."

Die drei Männer, die früher unzertrennlich waren, stehen nun wieder zusammen, als ob die Jahre der Trennung und der Schmerz über den vermeintlichen Verlust für einen Moment verschwinden. Doch bevor sie sich wirklich wiederfinden können, tritt Miran vor, sein Blick wachsam auf Can gerichtet.

„Also bist du Can," sagt Miran ruhig, aber mit einer leichten Neugier in der Stimme. „Der Bruder, von dem ich so viel gehört habe."

Can tritt einen Schritt auf ihn zu, die Hand zur Begrüßung ausgestreckt. „Ja. Du musst Miran sein."

Doch bevor die beiden sich die Hand geben können, wird der Moment plötzlich von lauten Stimmen unterbrochen. Schritte nähern sich schnell, und als ich mich umdrehe, sehe ich Luan, der aus einem Seiteneingang auf den Hof tritt, umgeben von mehreren seiner Männer, die alle bewaffnet sind.

„Na, na, na," ruft Luan mit seiner unverkennbaren, höhnischen Stimme. „Das Familienfest hätte ich mir doch nicht entgehen lassen können."

Er hebt die Hand, und seine Männer heben sofort ihre Waffen auf uns. Der Moment der Wiedervereinigung ist vorbei, und die Anspannung kehrt mit voller Wucht zurück.

Miran schiebt mich instinktiv hinter sich, während Zayan und Yasin sofort wieder in Deckung gehen und ihre Waffen anheben. Ayaz und Arian positionieren sich ebenfalls kampfbereit.

„Das hier ist vorbei. Gib auf, bevor es noch schlimmer für dich wird." zischt Miran, ohne seine Waffe zu senken.

Luan lacht nur höhnisch. „Glaubst du wirklich, du kannst mich so einfach ausschalten?" Seine Augen funkeln gefährlich. „Dieses Spiel hat gerade erst begonnen."

Die Spannung steigt, und ich kann spüren, wie mein Herz schneller schlägt. Wir sind bereit für den letzten Kampf, doch die Gefahr, die Luan darstellt, ist noch lange nicht gebannt.

Ruhumun HuzuruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt