Ich laufe schweigend und mit schnellen Schritten zu meinem Zimmer zurück. Die Wachen folgen mir unauffällig. Trotz dessen, dass wir mitten im Schloss sind, herrscht eine beunruhigende Stille. Die Anspannung liegt förmlich in der Luft, als wüsste jeder, dass hier gleich ein Inferno losbricht. Oder um es schöner zu sagen, die Hölle losbricht, im wahrsten Sinne des Wortes.
Vor meinem Zimmer angekommen, öffne ich schweigend die Tür und schiebe mich durch einen kleinen Spalt. Ein Blick zu den Wachen zeigt mir, dass sie unsicher sind, ob sie mir folgen sollen. Wenn sie mir nicht ins Zimmer folgen, können sie unmöglich feststellen, ob ich nicht doch verschwinde. Möglichst entgeistert blicke ich zu ihnen: „Ihr wollt doch nicht in das Zimmer einer Dame eindringen, oder?"
Die zwei werfen sich fragende Blicke zu. Innerlich muss ich schmunzeln. Das Zimmer einer Dame also, die in einer ganz eindeutig verwerflichen Situation mit ihrem König unterbrochen wurde und in einem Bettlaken bekleidet durch das Schloss stolziert. Ich werfe ihnen erneut einen vorwurfsvollen Blick zu und wende mich ab, um die Tür zu schließen. Doch noch bevor sie ins Schloss fällt, landet eine Hand dazwischen.
„Wir müssen darauf bestehen, Sie zu begleiten. Anweisung vom König."
„Aber euer König würde doch nicht wollen, dass ihr in meine Privatsphäre eindringt."
„Unser König will vor allem, dass Sie in diesem Raum bleiben, und das kann ich nicht durch die Tür gewährleisten."
Seine Stimme ist entschlossen, und seine Hand zieht die Tür ein Stück weiter auf. Kein weiterer Raum für Diskussionen.
„Na dann kommt doch rein."
Die zwei treten ein und suchen kurz den Raum ab, bevor sie kleine Würfel in allen Ecken verteilen. Danach positioniert sich einer an der Tür und der andere am Fenster. Ich muss nicht mal fragen, was das für Würfel sind, ich ahne es ohnehin schon. Sie verhindern, dass ich mich teleportieren kann. Dann brauche ich wohl einen Plan B.
Ich wende mich meinem großen Schrank zu. Ich nehme ein Handtuch heraus, Unterwäsche und dann versuche ich möglichst diskret, meine maßgeschneiderte Kampfuniform zwischen die Lagen zu stopfen. Was mir nicht sonderlich gut gelingt.
„Ich geh duschen. Wenn mir auch nur einer von euch folgt, breche ich ihm die Nase."
Die zwei erwidern nichts. Im Bad liegen auch Würfel verteilt. Sind sie einmal verbunden, kann nur noch der Besitzer sie entfernen. So zumindest meine Vermutung. Alles andere wäre sonst sinnlos. Aber das wird mich nicht abhalten, ich habe schon einen neuen Plan. Für was habe ich immerhin Flügel, wenn ich sie nicht für so etwas nutze.
Schnell dusche ich mich ab und schlüpfe in meine Uniform. Sie besteht aus einer engen Hose, die überall enge Schnallen für Messer und Waffen an meinen Oberschenkeln hat. Dazu habe ich stabile, feste Boots, die ich eng schnüre, um einen guten Halt zu gewährleisten. Das Oberteil ist ein Korsett, das mit goldenen Panzerelementen verstärkt ist. Es ist bis zu meinem Hals geschlossen und fühlt sich verdammt stabil an. Meine Schultern sind frei, um möglichst große Bewegungsfreiheit zu haben. Meine Unterarme sind mit einem schützenden Leder fest umschlossen. Entschlossen starre ich mein Spiegelbild an. Ich sehe verdammt badass aus. Ein Grinsen umspielt meine Lippen, es wird Zeit, ein paar Seelen zu vernichten.
Ich flechte mir mein vorderes Haar aus dem Weg und führe alles in einen hohen Zopf zusammen. Dann bin ich soweit. Waffen werde ich mir unterwegs besorgen müssen. So kann ich unmöglich erneut vor die Wachen treten, um ein paar Messer aus meiner Kommode zu holen. Adrenalin wird durch meinen Körper gepumpt und ich bin verdammt aufgeregt. Denn was jetzt folgt, habe ich seit dem Tag von Jonathans Tod nicht mehr gemacht. Der Gedanke an ihn lässt einen Stich durch mein Herz fahren. Heute ist endlich der Tag der Rache. In mir blüht ein neues Gefühl auf. Das der Vorfreude. Ein irres Lächeln legt sich auf meine Lippen, und meine Augen werden schwarz. Und dann, als wäre es das Natürlichste der Welt, übernimmt der dämonische Teil in mir die Führung.
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Hello Devil, nice to meet you!
Paranormal"Pass lieber auf wie du mit mir redest, Alice. Du hast ja keine Ahnung wer ich bin und was ich alles mit dir anstellen könnte." Also bitte noch geschmackloser als mir jetzt solch eine Drohung hinterher zu werfen, geht ja überhaupt nicht. "Ach ich...