Ich werde durch mein eigenes Husten geweckt, mein Hals ist so trocken, dass ich nur ein krächzen herausbekomme.
Wasser!
Ich muss unbedingt etwas trinken.
Ich lieg in meinem Bett und erst bei dem Anblick meiner Kleidung des gestrigen Abends wird mir wieder schmerzlich bewusst, was geschehen ist.
In mir tut sich nichts, kein Schmerz, keine Trauer, keine Tränen.
Nur die Stille wohnt in mir.
Vollkommene Leere und Einsamkeit.
Ich setzte mich aufrecht hin, trinke in einem großen Schluck die Flasche neben meinem Bett leer, stehe auf, zieh mich um und geh raus.
Raus aus meinem Zimmer,
dem Haus,
der Gott verdammten Straße.
Ich kann hier nicht bleiben.
Zumindest will ich es nicht.
Alles hier macht mich krank.
Ich muss hier weg.
Ich laufe zu den Feldern, bei denen ich auch gestern schon war.
Querfeldein stapfe ich über Wiesen und durch hohe Maisfelder.
Irgendwann lasse ich mich erschöpft im Nirgendwo auf dem Boden sinken und starre in den Himmel.
Was ist, wenn es alle wussten?
Luzifer, Satan, Gabriel?
Was ist, wenn alle über meine Vergangenheit Bescheid wussten, nur ich nicht?
Was ist, wenn sie damals selbst meine Eltern verfolgt haben?
Was ist, wenn sie es waren, die meine Eltern nicht in der Hölle und dem Himmel haben wollten?
Was sie, wenn meine Eltern wegen Ihnen gestorben sind?
Was ist, wenn sie mich nur benutzen wollen?
Ich liege einfach nur da, meinem Blick stur in den Himmel gerichtet und denke über all diese Fragen nach die in meinem Kopf herumschwirren.
Irgendwann nachdem Stunden vergangen sind, in denen ich wieder und wieder das Gespräch durchdacht habe, beschließe ich endlich antworten auf meine Fragen zu bekommen.
Hier rumzuliegen bringt mir nichts, ich brauch endlich Gewissheit.
Wem kann ich vertrauen und wem nicht.
Nachdem ich aufgestanden bin laufe ich dieses Mal zielstrebig über die Felder, ich werde meinem Vertrauenslehrer wohl mal einen Besuch abstatten.
"Alice."
Ich drehe mich herum.
Es ist Gabriel.
"Geht es dir gut?"
Ich nicke nur leicht.
"Mir geht es gut.
Danke, für gestern, dass war echt nett von dir."
Er lächelt leicht.
"Kein Problem."
"Du ich muss los, ich hab etwas zu klären."
Ich drehe mich schon zum gehen herum, als mit etwas einfällt.
"Gabriel?"
Er schaut mir intensiv in die Augen.
"Kanntest du sie?"
Er nickt. Woher er weiß, dass ich von meinen Eltern rede ist mir nicht klar, aber anscheinend weiß er sofort wovon ich spreche.
"Hast du Sie verfolgt?
Wegen mir, ich meine wegen meiner Kräfte?"
Er schweigt und weicht meinem Blick aus.
Nach einiger Zeit schweigen mache ich einen möglichst bedrohlichen Schritt auf ihn zu.
"Ich habe dich gefragt, ob du sie verfolgt hast?" Meine Stimme zittert, da ich meine Gefühle zurückhalte.
Sein schweigen bedeutet wohl ja. Ich will es hören, aus seinem eigenen Mund.
Er macht mich unglaublich wütend, er soll gefälligst antworten.
"Gabriel." Knurre ich leise.
"Beantworte meine Frage."
Er schaut zu mir auf.
"Ja, ja hab ich."
Meine Gefühle kochen fast über.
Ich schlucke hörbar.
Ich schaue ihn noch kurz in die Augen, dann drehe mich herum und gehe.
Irgendwie bin ich enttäuscht, wenn nicht sogar verletzt.
Gabriel hält mich am Arm zurück.
"Bitte, bleib da. Ich kann das erklären."
Ich schüttle energisch seine Hand ab.
"Du brauchst nichts zu erklären, ich versteh schon."
Er zieht mich zurück.
"Nein, Alice du verstehst es nicht."
Ich blicke ihn böse an.
"Fass mich nicht an."
Diese Worte sind nur ein genervtes zischen.
Hinter mir ertönt ein tiefes lachen.
"Na wen haben wir denn da?
Wenn das nicht das Schoßhündchen Gottes ist, was hast du hier verloren?"
Wenn man vom Teufel spricht, würde ich mal sagen.
Ich drehe mich herum und erkenne Luzifer, der nicht weit entfernt von mir entfernt steht.
Das bietet sich ja an, da kann ich mir den Weg zu ihm sparen.
"Luzifer, halt bitte einfach deinen Mund." Entgegnet Gabriel ruhig.
"Uhhh ganz schön bissig heute."
Ich wende mich von Gabriel ab und mache einige Schritte auf Luzifer zu.
Ein grinsen liegt auf seinen Lippen, noch.
"Hallo meine Hübsche."
"Luzifer? Was weißt du über meine Eltern?" Meine Augen fixieren seine.
Sein grinsen verschwindet und er scheint kurz zu überlegen, was er sagen soll.
"Deine Eltern?"
"Ja, meine Eltern. Genau das sagte ich gerade."
Er blickt kurz zu Gabriel, der ihm anscheinend zu verstehen gibt, dass ich die Wahrheit kenne.
Schlagartig wird sein Blick Todernst.
Er weiß es also auch.
"Hast du es ihr gesagt?! Du hinterhältiger, kleiner.."
Ich unterbreche seine wütende Ansprache.
"Nein hat er nicht. Aber meine Frage hat sich gerade offensichtlich beantwortet."
Er wendet sich wieder mir zu.
"Hast du sie verfolgt?
Sie verfolgt, sodass sie gestorben sind.
Nur wegen meiner Kräfte?"
Er wartet kurz mit seiner Antwort.
"Alice, das ist nicht so wie es aussieht, wir konnten nichts für den Tod deiner Eltern, dass musst du mir glauben."
Er also auch.
Alles hinterhältige Verräter. Meine Wut ist fast nicht mehr zu unterdrücken. Ich muss irgendetwas zusammenschlagen, oder irgendjemanden.
"Geh mir aus dem Weg."
Er bleibt stehen.
"Muss ich mich wiederholen?"
"Alice, lass und reden." Sagt Luzifer.
"Bitte, du musst uns zuhören."
Das kommt von Gabriel, der mittlerweile neben Luzifer steht.
"Geht mir aus dem Weg oder ich zeige euch die Kraft, wegen der ihr meine Eltern ermordet habt."
Beide bewegen sich kein Stück.
"Wie ihr wollt."
Sie ist da, diese unglaubliche Kraft.
Ich spüre sie tief in mir.
Ich muss sie nur akzeptieren und benutzen.
Sie brodelt in mir, bereit alle die sich mir in den Weg stellen zu vernichten.
Das einzige was mir von meinen Eltern geblieben ist, eine vererbte einzigartige Macht, für die sie ihr Leben opfern mussten.
"Ich habe euch gewarnt."
Ich lasse alles raus. All die angesammelten Gefühle, all der Hass, all die Wut, all das Gefühl des Verrats.
Die Macht in mir ist seit dem letzen Mal stärker geworden.
Ich lasse zu, dass sie meinen ganzen Körper einnimmt, jede einzelne Zelle.
Schließlich verändert sich die Luft um mich herum.
Sie scheint leicht zu flimmern.
Beide machen einen Schritt zurück.
Ich atme tief ein, mein Körper fühlt sich erstaunlich gut an, unbesiegbare.
"Beruhige dich, du bist noch zu schwach um so viel Kraft zu benutzen.. außerdem hast du keine Chance gegen uns.
Lass uns bitte reden."
Luzifer du Arsch, das werden wir noch sehen, ob ich zu schwach bin.
Ich mache einen schnellen Schritt auf ihn zu und gebe ihn eine ordentliche Schelle. Endlich, die hatte er schon seit einer Weile verdient.
"Du hast mich angelogen, betrogen, verführt und ausgenutzt, kein Wunder das du der Teufel bist, sagt man nicht so schön, dass der Teufel die Personifizierung des Bösen ist?
Du beweist das in jeglicher Hinsicht."
Seine Augen glühen augenblicklich rot.
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Hello Devil, nice to meet you!
Paranormal"Pass lieber auf wie du mit mir redest, Alice. Du hast ja keine Ahnung wer ich bin und was ich alles mit dir anstellen könnte." Also bitte noch geschmackloser als mir jetzt solch eine Drohung hinterher zu werfen, geht ja überhaupt nicht. "Ach ich...