Kapitel 66

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Ich lasse meine Finger über die feinen Stoffe gleiten.
Wobei ich gar nicht weiß, wohin ich zuerst schauen soll, überall schimmert und glitzert es.
Das reinste Paradies, mitten in der Hölle.
„Meine Dame, haben Sie schon eine Vorstellung, wie Ihr Kleid aussehen soll?"
Ich wende meinen Blick der Zofe zu.
Sie sieht jung aus, höchstens so alt wie ich, ihre dunklen Haare sind zu einem strengen Zopf geflochten, was sie kühl wirken lässt.
Ich schüttle leicht den Kopf.
„Also hierauf war ich definitiv nicht vorbereitet!"
Die zwei Zofen lächeln leicht.
„Keine Sorge, dann überlassen Sie es ruhig uns."
Ich nicke erleichtert.
„Ihr könnt ruhig ‚du' sagen, Alice langt.
Wie hießt ihr beiden eigentlich?"
„Ich bin Lou und das ist Caitlyn,
freut uns deine Bekanntschaft zu machen, wir haben schon viel über dich gehört."
Jetzt bin ich es, die lacht.
„Das glaube ich euch gerne, ich hoffe natürlich nur Gutes."
Beide nicken eifrig.
„Du bist noch viel schöner, als die Gerüchte behaupten!"
Platzt Caitlyn übermütig hervor, weswegen sie von Lou einen leichten Hieb mit dem Ellenbogen in die Seite einkassiert.
Caitlyn, sieht etwas jünger aus als Lou, jedoch sehen sie sich erstaunlich ähnlich.
„Entschuldige, Caitlyn ist meine jüngere Schwester und arbeitet noch nicht lange am Hof.
Ich weiße sie gerade erst ein, sie weiß noch nicht so recht, wie man sich hier benimmt."
Caitlyn verzieht ihren Mund zu einem Schmollmund.
„Schlag mich doch nicht, das ist doch nur die Wahrheit was ich sage, Alice ist nur mal eine Schönheit, du blöd..."
Weiter kommt sie nicht, da Lou gefährlich mit dem Arm zuckt und ihre Augen warnend zusammen petzt.
Ich muss grinse, dass nennt man wohl Geschwisterliebe.
Die beiden scheinen wirklich nett zu sein, vielleicht bringt die Hölle ja nicht nur heiße Kerle mit sich, sondern auch neue Freundinnen.
„Na dann, fangen wir an, wir haben einiges vor."
(Beschreibung des Kleides kommt am Tag des Balls.)

Nach einer gefühlten Ewigkeit Verlasse ich den Raum, mit leicht geröteten Backen und einem zufriedenen Lächeln, dass meine Wangen ziert.
Das Kleid wird der absolute Hammer!
Ich bin schon so gespannt, am Liebsten würde ich es jetzt sofort tragen.
Lou und Caitlyn haben mich vermessen, gemeinsam haben wir Stoffe ausgesucht und uns einen Schnitt für das Kleid überlegt.
Die zwei sind unglaublich!
Ich bin mir sicher, dass wir gute Freundinnen werden.
Sobald ich mal Zeit habe, wollen sie mir ihr Zuhause und die Stadt zeigen, da freu ich mich schon drauf.
Es tut gut, sich einfach mal wie ein normales Mädchen zu benehmen, über Jungs zu reden und Spaß zu haben.

Unsere Gespräches Thema Nummer eins waren natürlich Ihre Königlichen Hoheiten, wie die zwei sie nennen.
Nicht, dass ich etwas anders erwartet habe, aber die vier sind wohl die begehrtesten Junggesellen überhaupt.
Ich habe mich dabei erwischt, wie ich sofort an Luzifers und meine gemeinsame Zeit denken musste.
Bin ich für ihn doch nichts besonderes?
Auch habe ich viel über die Gerüchte die im Schloss und wahrscheinlich in der ganzen Hölle um mich kursieren erfahren.
Von schusselig über arrogant bis hin zu verrückt kam anscheinend schon alles zur Sprache.
Nur bei einem waren sich offensichtlich alle sicher, dass ich die Hölle retten werde!
Ich muss auch jetzt wieder schlucken, zum Glück, lastet ja fast kein Druck auf mir.
Ich darf nicht vergessen, warum ich hier bin.
Nämlich sicherlich nicht, um auf Bälle zu gehen und erst recht nicht um mich vom einen Gefühlschaos ins nächste zu stürzen.
Ich habe eine Aufgabe und die werde ich erfüllen!

Ich blicke mich im Raum um, Satan ist anscheinend doch gegangen.
Ich schlendere zu Türe, dann suche ich ihn eben, so sehe ich wenigstens etwas vom Schloss.
Gerade als ich an der Türe ankomme räuspert sich jemand leise.
Ich drehe mich um und sehe Satan auf dem Bett sitzend, wie er sich genüsslich streckt.
„Da bist du ja endlich, dass hat ewig gedauert."
Ich muss grinsen, seine Haare sind komplett verstrubbelt und ein roter Abdruck zieht sich über seine Gesichtshälfte.
„Wie ich sehe, hast du dich doch gut beschäftigt."
Er wuschelt sich durch die Haare und grinst unglaublich hieß.
„Kann man so sangen. Komm bitte her, wir müssen etwas besprechen."

Ich lasse mich neben ihm auf das Bett fallen.
„Was gibt's?"
„Wegen des bevorstehenden Balls müssen wir einiges klären, was die Etikette in der Öffentlichkeit betrifft."
Ich ziehe eine Augenbraue nach oben.
„Bin ich dir etwa zu ungehobelt, oder was, mein lieber Satan, möchtest du mir damit sagen?"
Er scheint kurz zu überlegen, was er jetzt am Besten sangen soll.
„Nein, keineswegs." antwortet er knapp untermalt mit einem zuckersüßen Lächeln.
„Nur werden an diesem Abend alle Augen auf dich gerichtet sein und wir dürfen uns keine Patzer erlauben."
Gerade noch so die Kurve bekommen, mein Lieber.
„Wie du weißt, gibt es auch in der Hölle eine Hierarchie und dran solltest du dich, vor allem am Ball, halte."
Ich nicke, klingt einleuchtend.
„Fangen wir doch mal mit dem obersten Rang an, den Königen.
Wie du sicherlich weißt gibt es vier.
Wer diese sind, werde ich dir wohl kam erklären müssen."
Ich schnaube laut aus.
Danke, aber ich habe ein Bild vor Augen.
„Du musst, und da kannst du in der Öffentlichkeit nie drauf verzichten, immer eine Verbeugung vor uns machen.
Sprich uns nur an, wenn du angesprochen wirst,
geb keine Widerworte,
widersetze dich keinen Befehlen, schau uns nicht in die Augen und setzt, falls das der Fall sein sollte, deine Kopfbedeckung ab."
„Bitte was?!" Ist das nicht ein wenig übertrieben?
„Alice, bitte! Es geht nicht anders, du darfst unsere Autorität unter keinen Umständen untergraben, dass könnte einem von uns auf länger Sicht die Krone kosten. Ein König, ohne Autorität ist ein schwacher König."
Ich nicke widerwillig, wenn es sein muss.
„Vor dem Hohen Rat musst du dich in acht nehmen, das sind unsere direkten Untergebenen und nach uns die stärksten Dämonen der Hölle.
Vor ihnen musst du dich ebenso verbeugen, versuche auch in ihrer Gegenwart nur zu sprechen, wenn du gefragt wirst.
Jeder andere kann dir egal sein, immerhin bist du auch nicht gerade unwichtig. Lass dich aber nicht provozieren und Versuch dich zurückzuhalten."
Ich nicke, also die Könige und der Hohe Rat, das sollte ich hinbekommen.
Was das zurückhalten betrifft bin ich mir da nicht so sicher.

„Wer sind die Mitglieder des Rates?"
„Moment ich zeige sie dir.
Gib mir deine Hände."
„Meine Hände? Für was?"
Doch Satan ergreift sie einfach.
In Sekundenschnelle wird mir ein fremdes Bild auf die Netzhaut projektiert.
Mein Atem wird unwillkürlich schneller, da ich an die erste Begegnung mit Luzifer denken muss, wo er mir so schreckliche Bilder gezeigt hat.
Ich will meine Hände losreißen doch Satan hält sie fest.
„Keine Sorge, ich bin da. Bleib ganz ruhig, ich zeige dir nur meine Erinnerungen."
Ich versuche langsamer zu atmen und komme so zur Ruhe.
‚Nur' seine Erinnerung, als wäre das etwas alltägliches!
In meinem Kopf erscheinen die unterschiedlichsten Bilder und Satan erklärt mir kurz um wem es sich handelt.
Nach gefühlten Stunden klärt sich mein Blick und ich kann wieder klar sehen.
20 der grausamsten Dämonen, mit den unterschiedlichsten Kräften bilden den Hohen Rat.
Na super, so wie ich mich kenne schreit das förmlich nach Ärger.
Hoffentlich erkenne ich die Männer und Frauen auch wieder, wenn sie vor mir stehen, denn keiner von ihnen sieht so aus, als gehöre spaßen zu ihrem Wortschatz.
„Wie geht das, dass du mir deine Erinnerungen zeigst.
Luzifer hat das glaube ich auch mal gemacht."
Er grinst leicht.
„Es ist ganz einfach, ich brauche nur Körperkontakt zu dir und schon kann ich dir alles zeigen, was ich will.
Wenn du willst können wir das irgendwann zusammen üben, damit du das auch selbst anwenden kannst.
Das ist gar nicht mal so schwer."
Körperkontakt also, kein Wunder das Luzifer mich damals geküsst hat, alles andere würde schlichtweg nicht zu ihm passen.

Satan erklärt mir noch die kommenden zwei Stunden Regeln und Normen der Hölle.
Erläutert mir Tischmanieren, die richtige Art mich zu artikulieren und schlussendlich üben wir eine angemessene Verbeugung.
Irgendwann lasse ich mich müde auf das Bett fallen, mein Bauch knurrt leise.
Schon kurz vor einundzwanzig Uhr, kein Wunder, dass ich Hunger hab!
Satan hat das Geräusch gehört und streckt mir leicht grinsend seinen Arm hin.
„Komm wir holen uns was zum Essen aus der Küche, danach bring ich dich Heim. Du warst sehr fleißig, jetzt sollte dir wirklich nichts mehr für den Ball im Wege stehen."
Na hoffentlich!
Ich nehme seien Hilfe an und lasse mich mit zur Türe ziehen, die Satan gerade öffnet.
„Danke Sat.."
Weiter komme ich nicht, da er einen Finger auf meine Lippen gelegt hat und mich so zum Schweigen bringt.
Sein Blick fällt auf die leicht geöffnete Tür. Dann grinst er mich leicht an.

„Ab jetzt, ‚Eure Königliche Hoheit'."

Hello Devil, nice to meet you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt