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POV Erzähler

Dean und Sam fuhren zu einer Bar in der Nähe. Etwa nach einer Viertel Stunde Fahrt kamen sie an. Gekonnt fuhr er in eine ziemlich kleine Parklücke, ließ aber genug Platz, damit sein Bruder raus konnte. Denn sein Bruder war groß. Fast zwei Meter hoch ragte sein Körper. Im Gegensatz zu Dean, der gerade einmal 1,72 Meter erreichte, war er schlichtweg ein Riese. Gemeinsam liefen sie rein.
"Setzen wir uns an den Tresen?", fragte Sam und setzte sich auch gleich auf einen der Hocker, ohne auf Dean's Antwort zu warten.
"Hmmm...", machte Dean ein bisschen abwesend und setzte sich ebenfalls.
Dean bestellte für beide ein Bier, prostete Sam zu und trank einen ordentlichen Schluck.
"Woher hast du eigentlich die Wunde? Vom Jagen oder vom Unfall?"
"Ich schätze vom Unfall.", entgegnete Dean.
"Du schätzt?"
"Ich weiß es nicht genau - hab davor 'nen Job erledigt.", brummte er und trank noch einen Schluck.
"Du jagst allein?", hörte man Sam ungläubig fragen und Dean biss sich auf die Zähne, um seinen Ärger etwas zu mindern.
"Ja, Sam. Ich jage allein. Warum auch nicht? Ich bin 26.", versuchte er ruhig zu bleiben, aber so recht wollte es ihm nicht gelingen.
"Und der Unfall? Was ist passiert?", fragte Sam weiter.
"Es war nass und ich war zu schnell in der Kurve. Ich bin einem Reh ausgewichen und von der Straße abgekommen. Hab stattdessen jemanden erwischt..."
"Du hast jemanden verletzt?"
"Sagen wir eher Etwas. Es war kein Mensch." Sam konnte aufkommenden Hass in Dean's Augen ausmachen und wusste, das etwas im Busch war.
"Sondern?", fragt er vorsichtig. Sam sah Dean mit seinem mitleidigen Blick an, während dieser mit den Augen rollte.
"Das weiß ich auch nicht genau."
"Hör endlich auf, in Rätseln zu sprechen!", beschwerte sich Sam laut und Dean seufzte.
"Er sagt, er ist ein Engel.", brummte er und man sah wieder die Missgunst in seinem Gesicht aufblitzen. Sam blieb daraufhin still. Er schwenkte seine Bierflasche in der Hand, trank ab und zu einen kleinen Schluck und sah starr auf die Flasche, als wäre es das interessanteste im Raum. So saßen sie beide nebeneinander und tranken stumm Schluck für Schluck ihr Bier aus. Man konnte meinen, die beiden saßen nur Zufällig ​neben dem Anderen. Als Sam seine Flasche leer hatte, knallte er sie unbeabsichtigt beim absetzen leicht auf den Tresen. Er lachte auf.
"Ein Engel? Glaubst du das?", durchbrach Sam endlich die Stille und sah Dean mit einer Mischung aus Hoffnung und Unglaube an.
"Ich weiß nicht - vielleicht..." Das vibrieren in seiner Hosentasche lenkte ihn ab. Der ältere murmelte etwas in die Richtung seines Bruders​und hob ab.

"Hallo?"
"Dean? Wir brauchen​ deine Hilfe, wo steckst du gerade?"
"Wer... warte - Ash?"
"Ja verdammt, wer sollte es sonst sein? Kannst du zum Roadhouse kommen?"
"Sicher, gibt nur einen Tag und ich bin bei euch."
"Beeil dich. Bye."
"Alles klar, bis dann." Und schon war das Gespräch beendet. Dean legte einen Schein auf den Tresen und sah zu seinem Bruder. Sam sah fragend zu ihm, doch Dean grinste nur schief.
"Ich muss wieder los, die Arbeit ruft. War schön dich zu sehen, Sammy.", klärte ihn der ältere auf und Sam's Gesichtszüge verzogen sich.
"Nenn mich nicht Sammy. Der kleine pubertierende Junge war Sammy, ich bin Sam."
"Okay. Hab's verstanden. Sammy.", erwiderte Dean, wuschelte durch seine Haare und kassierte einen bösen Blick. Genervt von seinem Spitznamen, schlug Sam ihn in die Seite und er nahm ihn kurzerhand in den Schwitzkasten.
So kämpfen sie sich letztlich mehr nach draußen, als das sie wirklich gingen und gelangten so schließlich zum Auto zurück.

POV Bobby

"Ich muss sagen, ihr seid schon komisch. Ihr seid so vollkommen anders als - meinesgleichen.", sagte Castiel versunken an die Wand gerichtet und ich sah verdutzt von meinen Büchern auf.
Ich drehte mich um, bemüht mein Pokerface aufrecht zu erhalten und sah direkt in Castiel's Augen, die sich noch immer mit seinem Körper auf meiner Couch befanden. Seinen Kopf hatte er auf den Händen abgestützt und sah so fragend zu mir.
"Tja... Wie so oft, trügt der äußere Schein.", antwortete ich ihm nur und wollte mich schon wieder umdrehen, als er wieder zu reden anfing.
"Hmmm... kann gut sein. Aber das trifft nicht auf mich zu. Ich bin im Augenblick genauso angreifbar, wie ihr Menschen."

POV Erzähler

"Danke für's Fahren. Ich meld mich."
"Sicher, ich werd dann jetzt - auch mal weiter fahren. Es wird Zeit. Ich will Bobby nicht unbedingt länger mit diesem Ding allein lassen, als nötig."
"Pass auf dich auf Dean." Sam's sorgenvoller Blick folgt seinem Bruder.
"Das sollte ich hinkriegen, Sammy.", lachte ihn Dean aus und behielt das Grinsen im Gesicht.
"Ich sehe sehr gut, wie du auf dich aufpasst.", erwiderte Sam und sah zu der Platzwunde in Dean's Gesicht.
"Touché. Aber das kann schließlich jedem mal passieren.", sagte er trocken.
"Ja. Bloß dir sollte das nicht passieren... Komm gut zu Bobby und geh's langsam bei den nächsten Jobs​ an, okay?"
Dean nickte und klopfte seinem Bruder noch einmal auf die Schultern.
"Pass du auch auf dich auf, Sam."
Und mit diesen Worten stieg er wieder in den Wagen und fuhr davon.
Immerhin war er abgelenkt gewesen, was jetzt zwar nicht mehr zutraf, aber er hatte noch genug Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was sie nun mit diesem scheinheiligen Engel anstellen sollten, während er zu Ash und Ellen fuhr.

Da es schon Recht spät war, entschied er sich für eine kurze Rast in einem Motel, checkte also schnell ein, genoss eine heiße Dusche und legte sich für ein paar Stunden auf's Ohr. Nur wenige Stunden später saß er aber auch schon wieder am Lenkrad und fuhr weiter, um die verlorene Zeit aufzuholen. Aus den Boxen spielte Bob Seger mit "Rock and Roll Never Forgets" und er fuhr gedankenverloren die Straße vor sich hin. Als er ankam, erwartete ihn allerdings eine Überraschung...

Angel Don't CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt