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POV Castiel

Panisch wich ich vor mir selbst zurück und streckte meine Hände von mir. Meine Fingerspitzen leuchteten! Blau-weiße Funken sprühten daraus hervor. Der Mann neben mir hob mühelos den Kopf in meine Richtung.
"Ich bin nicht verletzt, Cas. Trotzdem danke. Und jetzt pack deine Wunderfinger wieder ein, bevor sie noch jemand sieht!" Es schien ihn gar nicht zu überraschen, dass er nicht mehr nuschelte.

Wunderfinger? Ich verstand nichts mehr.

"CAS, verdammt!", sagte der Mann energischer und drückte meine Hände in meinen Schoß. Die Funken sprühten immer noch, doch mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden auch die Funken weniger, bis sie schließlich ganz erloschen. Dann, als ihm bewusst zu werden schien, wie er mich mal wieder genannt hatte, räusperte er sich.
"Entschuldige bitte... Jimmy. Ich, ähm... muss mich erst daran gewöhnen-" Er unterbrach sich, ließ somit den Rest des Satzes offen und es reichte, um mich zu fragen, warum. Ich war irritiert, orientierungslos und fühlte mich zu klein für meine Probleme.

Ich fechtete mal wieder einen innerlichen Kampf mit mir selber aus, ehe ich mich aufrafte, um einfach die Frage zu stellen.
"Warum Cas?" Meine Augen hefteten sich auf sein Gesicht, welches etwas blasser geworden war. Solange hatte die Frage auf meiner Zunge gebrannt, doch ich hatte bis jetzt Angst gehabt, sie laut auszusprechen.
"Eigentlich Castiel..." Er unterbrach sich mit einem Seufzen, lächelte in seine Worte hinein und sah mich an, bevor er wieder ernst wurde.
"...Weil ich die einzige Person bin, die dich so nennen darf.", flüsterte er beinahe und dann spürte ich etwas warmes auf meinen Lippen. Ich konnte nicht gleich realisieren, was geschah, nur die Unruhe, welche ich die ganze Zeit über bei ihm gespürt hatte, war plötzlich wie weggefegt. Als ich wahrnahm, das es seine Lippen waren, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Dean. Der Mann neben mir war Dean!

Nachdem er den Kuss genauso schnell beendete, als wäre er nie geschehen, blieb mir keine Zeit mehr, um etwas zu sagen. Zuerst nahmen hellen Umrissen meine Sicht ein und dann verschwand alles in einem einnehmenden Schwarz.

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Bilder zogen vorbei. Personen, die mir fremd waren, sprachen mit mir. Ich sah mir dabei zu, wie Ich mit ihnen redete, nickte und mit ernster Miene meinerseits wechselte sich die Bilderflut. Ich stand auf einmal in einer Hütte, in der mein anderes Ich lächelnd neben Dean saß, der ebenfalls lächelnd zu mir sah. Wir redeten über irgendwas und dann wurde alles weiß. Bilder zuckten durch meinen Kopf, Stimmen wurden von leise auf laut gestellt und dann... Stille. Ich sah mich um. Alles war weiß. Niemand war weit und breit zu sehen.
"Hallo?!" Meine Stimme schallte durch die Leere und kam im fünffachen Echo zu mir zurück.
"Erinner dich!" Die Stimme war weiblich, doch egal, wie oft ich mich um meine eigene Achse drehte, ich war allein.
"Hallo?", rief ich noch einmal, doch außer meinem Echo bekam ich keine Antwort...

"Naaass!!", schreckte ich quitschend hoch und sah Dean über mich gebeugt mit einem leeren Glas in der Hand.
"Alles okay?", fragte er besorgt und musterte mich ausgiebig.
"Ja... Klar." Mir fiel wieder ein, was geschehen war.

Seine Lippen auf meine.

"Eigentlich...", sagte ich, unterbrach mich aber selbst, als ich den traurig Blick von ihm sah. Er sah mich erwartungsvoll an. Ich grinste.
"Mich einfach so zu überrumpelt, also wirklich!" Ich zögerte. "...Dean." Der angesprochene Riss überrascht seine Augen auf. Unglaube und pure Freunde leuchtete plötzlich in ihnen auf.
"Dean? Wie kannst du... Soll das etwa heißen... Erinnerst du dich?" Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Naja..." , sagte ich.
"...ein bisschen."

Angel Don't CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt