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POV Dean

Gut gelaunt fuhr ich wieder auf Bobby's Schrottplatz und hielt neben einem blauen Fiat, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Pfeifend stieg ich aus meiner Schönheit aus, schloss ab und lief auf Bobby's Eingangstür zu, die mir auch zeitnahe mit meinem ankommen aufgemacht wurde und einen neugierig dreinblickenden Bobby preisgab.
"Hey Bobby.", grüßte ich ihn und grinste breit.
"So wie du aussiehst, hat es geklappt?", fragte er und sah mich weiterhin neugierig an.
"Jop. Danke für deine Hilfe." Er nickte, klopfte mir kurz auf die Schulter und trat zurück ins Haus. Ich folgte ihm direkt ins Wohnzimmer und ließ mich auf die Couch fallen.
"Hast du was von Cas gehört?", schoss mir die Frage aus den Mund, bevor ich überhaupt nachdachte. Die ganze Zeit über quälte mich diese Frage schon im Hintergrund meines Kopfes. Sie auszusprechen, war... befreiend. Bobby allerdings zog nur fragend die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf.
"Nein. Er war zumindest nicht hier, falls du das meinst. Wieso willst du das wissen? Sei doch froh, das er von allein verschwunden ist."

Froh sein? Sicher nicht...
Besorgt... Das viel mehr...

"Es ist nur so, dass er zu Naomi wollte und seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen. Ich hab nur ein ungutes Gefühl", redete ich mich raus, um Bobby nicht allzu misstrauisch zu machen.
"Wer ist denn jetzt Naomi?" Deutlich sah ich die Fragezeichen, die über Bobby's Kopf schwebten und in Ausrufezeichen verwandelt werden wollten.
Kurz, aber mit allen nötigen Informationen erzählte ich ihm von Naomi, die mich wegen Dad's Tagebuch töten wollte. Und von Cas, der mit Naomi reden wollte, um sie davon abzubringen. Nachdem ich meine kurze Erzählung beendet hatte, seufzte mein gegenüber.
"Castiel hatte mir mal gesagt, das Engel keine Monster wären. Ob er das immer noch so sieht?" Die Frage stellte er eher sich selbst, weshalb ich auch nichts darauf anwortete. Für mich war klar, das Cas ganz anders war. Man konnte eben nicht jedes Individuum wegen seiner Angehörigkeit in einen Topf stecken.

Für einen Moment schwiegen wir, doch ich unterbrach die Stille mit einer Bitte an meinen Ziehvater.
"Es gibt da ein Mädchen, das ich wiederfinden muss. Könntest du vielleicht herausfinden, wo sie steckt?" Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. Was das anging, war er in seinem Element.
"Hast du einen Namen?" Kurz musste ich überlegen.
"Camile Forb", gab ich bestimmt von mir.
"Alter?"
"Sie meinte, sie sei 22."
"Gut, damit kann ich was anfangen." Ich lächelte ihn dankbar an und ging nach einer kurzen Verabschiedung nach oben. Ich musste jetzt einfach ein paar Stunden Schlaf nachholen.

POV Castiel - im Krankenhaus

Das erste was ich hörte konnte, waren unklare Geräusche. Seltsam verzerrt und weit entfernt drängte sich das undeutliche Stimmengewirr bis zu mir hindurch, schien aber mit jeder Sekunde näher zu kommen, denn ich konnte wenigstens schon erkennen, dass es zwei verschiedene Stimmen waren. Nach weiteren Sekunden wusste ich, dass einer der beiden Stimmen einer Frau gehören musste und die andere war definitiv eine Männerstimme.
"Doktor, er kommt zu sich!", sprach die weibliche Stimme aufgeregt.

Ach man. Ich kannte diese Stimme. Das schwarzhaarige Blondchen stand also neben mir.

"Können Sie mich hören? Herr Novak?"

Ja, ich kann... aber ich will nicht!

Bevor ich überhaupt daran denken konnte, meine Augen wieder aufzuschlagen, war ich so abgenervt, das ich eines mit Sicherheit wusste...
Ich bin kein Menschenfreund.
Wenn ich so darüber nachdachte, kam mir das nur logisch vor. Ich fühlte mich ihnen schlichtweg einfach nicht gleichgesinnt. Nachdem ich das Gebrabbel der Beiden so gut es eben ging, ignoriert hatte, fing ich nun an, mich auf die Bewegung meiner Gliedmaßen zu konzentrieren.

Arme? - Da.
Hände und Finger? - Vorhanden. Beine?... - Ebenfalls da.
Füße und Zehen?
Gut, alles vorhanden.

Ich öffnete meine Augen einen Spalt breit, schloss sie aber auch gleich wieder. Das Licht war viel zu grell und stach mir praktisch die Augen aus. Es brannte als wäre jemand mit einem Feuerzeug an meinen Augenhöhlen. Gequält startete ich einen neuen Versuch und blinzelte ein paar Mal gegen dieses unnatürlich helle Licht an, bis ich es schließlich schaffte, meine Augen einen spaltbreit offen zu halten.
"Herr Novak, schön dass Sie wieder bei uns sind." Ich nickte nur.
"Während Sie sich ausgeruht haben, haben wir Ihnen Blut abgenommen. Es ist gerade zur Untersuchung im Labor. Wir müssten Sie dennoch bitten, weiteren Tests zuzustimmen." Er streckte mir einen Bogen aus Papieren entgegen, den ich ignorierte. Stattdessen räusperte ich mich, damit meine Stimme nicht versagte.
"Ich denke, mir geht es gut. Gedächtnis hin oder her. Wenn ich mit einer bekannten Situation konfrontiert werde, sollte ich mich doch erinnern, richtig?"
"Ohne die Labor-Befunde kann ich keine genaue Diagnose stellen, aber ja. Es lässt alles darauf schließen, das Sie eine retrograde Amnesie haben." Damit streckte er mir den Bogen nochmals entgegen, den ich grübelnd annahm. Während ich eine Unterschrift nach der anderen drunter setzte, was meinen Überlegungen nach auch nicht ganz richtig sein konnte, schließlich wusste ich ja nicht mal, ob das wirklich mein Name war, murmelte ich meine eigene Übersetzung.
"Trauma-Amnesie..."
"Ja, richtig. Jetzt steht nur noch die Frage aus, was Sie so traumatisiert haben könnte, das Sie lieber ihr ganzes Gedächtnis löschen, als sich daran zu erinnern."
"Die Frage kann ich Ihnen kaum beantworten.", sagte ich mit knirschenden Zähnen.
"Das ist mir durchaus bewusst. Ich würde Sie bitten zu warten. In Kürze wird Sie eine Schwester abholen und weitere Tests mit Ihnen machen. Nach der Auswertung kann man genaueres sagen."
"Gut. Was heißt 'in Kürze'?"
"Wir sind ein großes Krankenhaus, es dauert womöglich noch eine Stunde."
Nach der Antwort ließ ich mich einfach in meine Kissen plumpsen.

Retrograde Amnesie... Hm.. wenigstens würde ich mich wieder erinnern.
Aber wollte ich das? Ich hatte vergessen. Sollte ich nicht ein neues Leben starten?
Allerdings war da dieses eine Gefühl. Das Gefühl noch etwas wichtiges zu erledigen. Dieses Gefühl, als hätte man etwas wichtiges vergessen...wie bei einer Rückreise aus dem Urlaub...

Die Tür ging nach einer knappen halben Stunde auf und eine dickliche Schwester begrüßte mich lächelnd. Ich wusste sofort, dass das ihre reine Natur war. Sie war frei von Ärger und Wut. Ich konnte es nicht erklären, ich spürte es einfach.
Sie machte mein Bett los und rollte es auf den Flur und schließlich den Gang hinunter zum Fahrstuhl. Immer wieder lächelte sie mich aufmunternd an und erklärte mir, was in etwa gemacht wurde. Man würde mein Gehirn röntgen und mit Metall belasten, um herrauszufinden, ob es wirklich nur ein kurzzeitiger Gedächtnisverlust war. Ich seufzte ab und an, denn wir waren tatsächlich mehr als eine viertel Stunde unterwegs...

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Helloou~
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es Morgen schaffe, eins hochzuladen, deswegen kommt es heute schon ✨

LG 💕

P.S:

Für die, die jetzt nicht extra für die Erklärung ins Internet wollen, ich hab hier die kürzeste Definition rausgesucht:

"Die retrograde Amnesie, kurz RA, ist eine Form des Gedächtnisverlusts (Amnesie), bei der die betroffene Person nicht mehr in der Lage ist, sich an Informationen zu erinnern, die vor einem bestimmten Ereignis (meist Trauma) aufgenommen wurden."

(https://flexikon-mobile.doccheck.com/de/Retrograde_Amnesie)

Angel Don't CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt