POV Castiel
Wir gingen zurück und ich legte als erstes meine Ausbeute auf mein Bett.
"Ich geh duschen", war alles, was ich von mir gab und beeilte mich, in das relativ großen Badezimmer zu verschwinden. Ich zog mich aus und stieg unter die Dusche, die ich zuvor schon angemacht hatte. Das heiße Wasser lief mir über den Kopf, über den Rücken und auch über mein Gesicht, als ich den Kopf in den Nacken fallen ließ. Nach und nach lösten sich die Anspannungen in Wohlbefinden auf und ich spürte, wie leicht sich meine entspannten Muskeln anfühlten. Leicht abwesend fuhr ich mir mit einer Hand über das Gesicht und dachte an das, was eben passiert war.Anna...
Mein Kopf tat mir weh, als ich an ihren Namen dachte. Wie kleine Blitze zog der Schmerz durch meine Schläfen und ich rieb sie mir abwesend in kreisenden Bewegungen.
Engel? Es gab... Engel?
Ich sollte geschockt sein, vielleicht sogar überrascht... aber eigentlich verwirrten mich diese Informationen nur.
Ich sollte einer sein. Nein, ich war einer. Ich bin gefallen.
Warum sollte ich mir so etwas freiwillig antun? Fallen? Warum sollte ich so dumm sein?
Ein Seufzen entglitt mir. Nur darüber nachzudenken würde es nicht besser machen. Ich brauche antworten. Camile hatte mich zuerst "Castiel" genannt. Sie sollte wissen, was passiert war. Oder nicht? Ich schüttelte den Kopf und nahm den Duschkopf von der Halterung. Nachdem ich das Duschgel von mir gespült hatte, drehte ich das Wasser wieder ab und stieg aus der Dusche. Der Temperaturunterschied im Raum ließ mich zittern und das Gefühl kam mir so fremdartig vor, das ich hastig zu einem großen Handtuch griff. Mit einem kleinen Handtuch rubbelte ich mir die Haare trocken und ging zurück ins Zimmer.
Camile lag im Bett und hatte den Fernseher angemacht. Es lief eine Comedy-Serie. Ich trocknete mich weiter mit dem kleinen Handtuch ab und zog mir schließlich ein frisches Tshirt an. Dabei spürte ich Camile's Blick auf mir, weshalb ich mich etwas verkrampft an die nächste Aufgabe machte. Ohne das Handtuch fallen zu lassen, schaffte ich es schließlich auch, eine Boxershorts anzuziegen und ließ erleichtert meine Finger vom Handtuch ab, was darauf zu Boden fiel. Camile, die mich die ganze Zeit über gemustert hatte, verlor die ganze Zeit über nicht ihr Grinsen.Ohne ein Wort zu verlieren, widmete ich mich meinem Essen. Zuerst kamen die Sandwiches dran. Ich riss die Packung auf und nahm vorsichtig eines heraus. Thunfisch mit Tomaten und Salat. Nicht das Appetitlichste, aber sicherlich essbar. Ich biss hinein und war ausnahmslos überrascht. Es schmeckte... so neu!
Meine Geschmacksknospen schienen mir einen Streich spielen zu wollen, denn ich glaubte mich daran zu erinnern, das Essen für mich immer nach nichts und gleichzeitig nach allem geschmeckt hatte, weshalb ich auch nicht gerne aß. Verwundert und neugierig biss ich noch einmal ab, doch ich hatte mich nicht geirrt.Was war mit mir geschehen?
Camile's Blick ruhte immer noch auf mir und langsam wurde es echt unheimlich. Ich drehte mich zu ihr.
"Interessant."
Mehr gab sie nicht von sich. Nur das eine Wort.Was wollte sie mir damit sagen?
Es klopfte an der Tür und sie stieg gelassen aus ihrem Bett, um sie zu öffnen. Es war ein Mann.
"Guten Abend." Der Mann hatte ein rotes Cap auf und eine farblich dazu passende Tasche um.
"Guten Abend." Er öffnete die Tasche und mit einem mulmigem Gefühl machte ich mich zum Angriff bereit. Doch er zog nur einen viereckigen Pappkarton aus der Tasche und reichte ihn ihr.
"Das macht dann 13$." Sie gab ihm das Geld und verabschiedete sich. Nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte, lief sie mit dem Karton wieder zu ihrer Hälfte des Bettes und öffnete ihn. Mir stieg der Duft der gebratenen Salami in die Nase und ich wandte meinen Blick davon ab.
Ich aß mein Sandwich zu Ende und vergrub mich dann in meinen Gedanken, bis ich müde wurde.Ich musste mir so langsam Gedanken machen, wo ich Geld herbekomme. Sonst ist morgen nichts mit Essen, war mein letzter Gedanke, bevor ich gänzlich abdriftete.
::
Vereinzelte Sonnenstrahlen, die durch die Gardinen durchkamen, kitzelten mein Gesicht. Stück für Stück weckten sie mich, bis ich es nicht mehr ignorieren konnte und die Augen gänzlich aufschlug.
Camile stand vor dem Bett und packte schon ihre Sachen zusammen.
"Guten Morgen Schlafmütze. Wir müssen los. Beeil' dich, in 20 Minuten fahren wir."
"Willst du mir nicht erst einmal sagen, was du mit mir vorhast?"
"Ich will dir dein Gedächtnis wiederbeschaffen."
"Wie?"
"Ich hab da so einen Plan. Vielleicht geht er auf. Vielleicht aber auch nicht. Ich will dich nicht enttäuschen, wenn es nicht klappt."
"Ich glaube nicht, dass du mich enttäuschen kannst. Dazu müssten wir uns kennen. Du bist mir allerdings durchaus etwas unheimlich mit deiner ganzen Heimlichtuerei."
Sie grinste leicht und legte ihre ordentlich gefaltete Jeans in den Koffer.
"15 Minuten."
Ich stand mit einem Seufzen auf und ging ins Bad. Das man sich mit ihr nicht einmal richtig unterhalten konnte, nervte. Aber irgendwie fand ich es auch gut. Keine unnötigen Floskeln.
Ich machte eine schnelle Katzenwäsche und zog mich an. Kaum, dass ich das Zimmer wieder betreten hatte, stand Camile auf und lief zur Tür.
"Ich bin vorne und bezahl das Zimmer. Wir treffen uns in fünf Minuten am Auto."
"Klar..."
Schon war sie zur Tür raus und ich stand allein im Zimmer.Vielleicht sollte ich mich von ihr abkapseln. Einfach abhauen und selbst auf die Suche nach meinem Gedächtnis gehen. Vielleicht würde das schneller gehen? Nein, entschied ich.
Sie hatte das Auto. Sie wusste, wo wir waren und wo es hingehen sollte. Sie hatte Geld. Sie kannte mich - irgendwie.
Mit einem weiteren Seufzen ging auch ich zur Tür und schloss sie hinter mir. Draußen war es angenehm warm. Der Schnee lag als Matsch an den Bordsteinkanten und der glitzernde Zauber von gestern war verschwunden. Der Schnee sah eklig aus.Ich trottete zum Auto und lehnte mich an die Beifahrertür. Camile war noch nicht da. Der Wind pfiff durch die umstehenden Bäume und verteilte eine leichte Gänsehaut über meine Arme. Automatisch warf ich mir den beigen Trenchcoat über und zog ihn zu. Etwas vertrautes stieg in mir auf. Der Wind wurde heftiger, wirbelte die Blätter auf dem Boden herum und die Äste bogen sich und knackten unter dem Gewicht des Windes.
"Castiel!", schien der Wind einen Namen zu flüsterte. Sofort wurde mir wärmer. Die Stimme!
Anna?
Ja, hörte ich die Stimme fröhlich antworten.
Was war gestern los? Du warst einfach weg!
"Ich kann nicht neben einer gottlosen Kreatur stehen."
Redest du von Camile?
"Du musst es verlassen, Castiel! Du musst weg von ihr! Es wird dich töten."
Aber sie will mir helfen. Sie will, dass ich mein Gedächtnis wiederbekomme!
"Nein Castiel. Es hat Dean und Bobby verletzt, Sam getötet. Er gab den Auf-trag. Er ist nicht das, für was du ihn hältst. Sie...Er ist... ich muss gehen! Es kommt!Wie vom Blitz getroffen drehte ich mich um und zuckte zusammen. Sie stand vor mir und ihre Augen blitzten für einen Moment komplett dunkel auf, aber es verschwand so schnell, dass ich es für eine Täuschung hielt. Komplett geschwärzte Augen ohne einen hauch Weiß. Das gab es schließlich nicht... oder?
"Was zum..." total verwirrt stand ich da und schloss meinen Mund. Ich zwang mich zu einem ruhigen Ton, als ich wieder anfing.
"Du hast mich erschreckt", sagte ich mit einem schiefen und falschem Lachen. Ich kratzte mich am Hinterkopf und sah sie dann verschmitzt an. Mit Mühe konnte ich erkennen, dass sie sich beruhigt hatte. Was hatte sie denn so aufgewühlt?
"Sorry, du warst... weggetreten. Ich wollte nur sehen, ob es dir gut geht."
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie auf die andere Seite des SUV's, schloss auf und stieg ein. Ich folgte ihr.Das alles hier war mehr als seltsam. Sie hatte jemanden getötet? Und zwei Leute verletzt?
Bei dem erwähnen von Dean's Namen zog sich meine Brust krampfhaft zusammen. Als hätten mich die Worte nicht nur erreicht sondern auch berührt. Aber das war Schwachsinn. Auch wenn ich Anna auf einer komischen Art vertraute...
Ich kannte sie nicht. Ich kannte Dean nicht. Wieso also sollte es mich verletzen, so etwas zu erfahren?
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Angel Don't Cry
ParanormalIn der Welt der Winchester-Brüder war es noch nie besonders rosig zugegangen. Monster, die sie verfolgten. Geister, die Menschen heimsuchten oder aber die nervigen schwarzäugigen Idioten von unten meldeten sich zu Wort. Doch was, wenn auch über uns...