POV Dean
Ich lief auf das Gebäude zu und drückte entschlossen gegen die Tür. Ich wurde sofort bemerkt, als ich eintrat, was kein Wunder war bei meinem Aufzug.
"Guten Tag." Ich nickte ihr zu und lächelte sie an.
"Guten Tag", erwiderte ich.
"Entschuldigen Sie, wer sind Sie?" Ich holte den eingesteckten Ausweis heraus und übergab ihn, nach einer stillen Aufforderung ihrerseits, an die Frau.
"James Carter. FBI. Sie haben eine Leiche, die überführt werden soll. Samuel Collins?", sagte ich währenddessen und sah ihr fest in die Augen. Sie sah ihn sich prüfend an, aber man sah sofort, das sie keine Ahnung hatte. Wie auf Kommando fing sie an zu Lächeln und reichte mir meinen Ausweis wieder.
"Ja, natürlich. Folgen Sie mir bitte." Ich folgte ihrer Aufforderung und lief ihr nach. Der schmale Gang roch nach Formaldehyd und Desinfektionsmittel. Als wir in einen der Räume eintraten, stieg mir der Geruch noch eine Spur stärker in die Nase, die ich automatisch rümpfte. Sie sprach mit einem der Männer, während ich mit etwas abstand wartete und die Hände in meine Hose steckte.Ich wollte so schnell es ging wieder aus diesem Ding raus. Es ist unbequem, und eng und meine armen Kron- Lassen wir das...
Die Frau winkte mich zu sich herüber und ich ging auf die beiden zu. Der Mann streckte mir die Hand entgegen und lächelte leicht, als ich sie ergriff.
"Agent.", gab er freundlich von sich. Ich wusste, dass die Typen nicht auf Machtspielchen standen. Wir hielten in der schüttelnden Bewegung inne, ließen aber nicht los.Es war immer heikel, einen Agent zu Mimen, aber was solls?
"Guten Tag, Mister...?", ließ ich den Satz frei und er antwortete.
"...Oldenburg."
"Mister Oldenburg.", wiederholte ich etwas leiser und ließ schließlich seine Hand los.
"Mir wurde gesagt, dass Sie hier sind, um eine Leiche zu überführen? Haben Sie die notwendigen Unterlagen mit?"
"Das lässt sich sicherlich auch anders klären. Sie können meinen Vorgesetzten anrufen, er wird Ihnen bestätigen, dass es so ist und die Unterlagen zufaxen. Was halten sie davon?"
"Nicht viel. Ohne Unterlagen kann ich Ihnen niemanden aushändigen. Ich brauche das schriftliche Dokument im Tausch, wenn man so will." Der Typ machte mich mit einem Mal extrem wütend.Wie konnte er so über Sammy reden? Als sei er nicht mehr Wert als ein paar Dokumente! Der Typ ist so ein Warmduscher, der braucht schnellstens Mal 'ne ordentliche Abkühlung!
Verbissen antwortete ich so ruhig es mir möglich war.
"Ich verstehe Ihren Standpunkt, aber ich bin aus New York hergefahren. Also sagen Sie mir folgendes. Ist es aus Ihrer Sicht wirklich notwenig, diesen Aufwand zu betreiben, wenn es für beide Parteien auch einfacher geht?", während ich das sagte schluckte ich ein paar Mal mein Hass auf diesen Idioten runter. Ich konnte es mir nicht erlauben, auszuflippen. Aus meinem Portmonee zog ich eine Visitenkarte hervor und reichte sie ihm. Kurz schien er zu zögern, aber er griff nach ihr.
"Gut. Ich werde Ihren Vorgesetzten anrufen, aber er soll mir die Unterlagen gleich faxen, sonst funktioniert es nicht."
Er nahm einige Meter Abstand und telefonierte kurz darauf. Die Frau, welche die ganze Zeit geschwiegen hatte, wandte sich mir zu.
"Er wirkt nur so unfreundlich, aber er ist eine gute Seele. Ich denke, das Sie noch heute los können." Ich nickte und lächelte sie an.
"Es wäre schön, wenn einmal etwas so funktionieren würde, wie es geplant war.", sagte ich, wenn auch mehr zu mir selbst als zu der Frau. Dieser Oldenburg kam, das Telefon noch in der Hand, wieder zu uns und ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen.
"Gut. Ich werde in meinem Büro die gefaxten Dokumente durchgehen, während Sie hier warten können. Es wird nicht lange dauern, wenn alles seine Richtigkeit hat. Könnten Sie dem Agent eine Tasse Kaffee bringen?" Die Frage richtete er an die Frau zu meiner rechten. Diese nickte eifrig und verschwand auch sofort auf den Gang. Der Pathologe folgte ihr kurz darauf nach draußen, verschwand aber in die entgegengesetzte Richtung.Ich setzte mich auf einen der weißen Stühle und fühlte mich ziemlich unwohl, so allein in diesem Raum voller lebloser Körper. Vorallem, weil ich wusste, das die meisten nicht Tod blieben. Es dauerte vielleicht drei Minuten, als die Frau wieder durch die Tür kam, samt Tablett mit drei Tassen Kaffee, Milch und Zucker.
"Wie wollen Sie Ihren Kaffee, Agent?"
"Schwarz bitte und nennen Sie mich doch James", sagte ich mit einem leisen Lächeln auf den Lippen. Die Frau nickte verstehend und reichte mir die Tasse mit der schwarzen Brühe. Sie selbst nahm den beigelegten Löffel und tat Zucker in ihre Tasse, anschließend gab sie noch Milch dazu und rührte alles um.
"Wie heißen Sie eigentlich?" Verwundert sah sie mich an.
"Marlisa Moosen.", antwortete sie mir mit piepsiger Stimme. Ich reichte ihr meine Hand und lächelte.
"Freut mich Sie kennenzulernen, Frau Moosen." Nun erkannte ich auch ein schüchternes Lächeln auf ihren Lippen.
"Du kannst mich auch duzen.", sagte sie und ein zarter Hauch, bestehend aus Rot bedeckte ihre Wangen. Zusammen tranken wir den Kaffee und unterhielten uns. Genauer gesagt, sie redete und ich hörte zu. Sie erzählte mir, dass ihre altes Unternehmen Insolvenz anmelden musste und sie dadurch ihren Arbeitsplatz verloren hatte. Als sie dort nichts Neues in ihrer Nähe fand, war sie gezwungen, sich außerhalb umzusehen und ist schließlich gezwungenermaßen hierher gezogen. Das sei nun einen Monat her und noch immer fehlten ihr Sachen aus der Nachbarstadt. Als sie nichts mehr sagte, war es ruhig um uns. Ich trank den letzten Schluck meines bereits stark abgekühlten Kaffee's und stellte schließlich die leere Tasse auf das Tablett zurück. Mit einem Blick auf die Uhr staunte ich nicht schlecht. Wir saßen bereits seit fast dreizig Minuten hier.Meinte dieser Pathologe nicht, das es nur bei Problemen länger dauern würde? Das war sicher kein gutes Zeichen...
Ich versuchte mich abzulenken und fand schließlich etwas, was meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
"Du bist verheiratet?" Ihr Blick folgte meinen Augen und blieb an ihrem linken Ringfinger hängen, wo zwei goldene Ringe ihre Hand verzierte. Der Verlobungsring hatte einen kleiner, aber funkelnder Diamanten gefasst.
"Nein... Dazu kam es nicht.", Ihr Blick wurde dabei schlagartig traurig. Entschuldigend nahm ich ihre Hand in meine und strich über sie.
"Verzeih', es war nicht meine Absicht, verdrängtes wieder hervorzuholen." Sie schüttelte ihren Kopf und wischte sich eine herausgetretende Träne fort.
"Nein, nein. Es ist schon in Ordnung. Eigentlich sollte ich doch schon längst darüber hinweg sein, aber es ist nicht einfach. Doch das weiß man nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Mein Verlobter ist voller Euphorie in den Krieg gezogen und vier Monate später bekam ich den so sehr verhassten Brief. Kurz darauf kamen seine Sachen und dann die Beerdigung. Er ist für unser Land gestorben...", der letzten Satz klang sowohl verächtlich als auch stolz.Menschen sind widersprüchliche Kreaturen. Anders als Engel. Sie vertraten eine Sicht und blieben dabei. Naja. Den Engel, den ich zumindest kannte.
Aber wo war mein Lieblingsengel eigentlich?Die Tür wurde aufgestoßen und der Pathologe trat wieder ein.
"Entschuldigen Sie die Verspätung-", sagte er kurz angebunden und fuhr dann fort.
"...Sam Collins gehört ganz und gar Ihnen." Ich nickte und erhob mich.
"Also war alles zu Ihrer Zufriedenheit?"
"Mit den Papieren war alles in Ordnung. Ich hatte einen länger dauernden Anruf." Ohne weiter darauf einzugehen, nickte ich und wandte mich dann seiner Assistentin zu.
"Es hat mich sehr gefreut dich kennenzulernen, Marlisa." Ein zaghaftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und brachte es zum Leuchten.
"Das Vergnügen liegt ganz meinerseits, James."Ich werde nie wieder einen anderen Vornamen benutzen. Der Ausweis muss ausgetauscht werden!
Nachdem alles erledigt war und ich mein Ziel erreicht hatte, fuhr ich mit Sam auf dem Rücksitz wieder zu Bobby.
Ausnahmsweise hat ja mal alles ohne Probleme geklappt.
Ich grinste vor mich hin und trommelte zu "Back In Black" auf meinem Lenkrad.
Sammy... bald bist du wieder bei mir...
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Angel Don't Cry
ParanormalIn der Welt der Winchester-Brüder war es noch nie besonders rosig zugegangen. Monster, die sie verfolgten. Geister, die Menschen heimsuchten oder aber die nervigen schwarzäugigen Idioten von unten meldeten sich zu Wort. Doch was, wenn auch über uns...