POV Castiel - 27. April 2006
"Mach es. Du bist soweit", lächelte mich Anna an. Ich hatte mich lange an ihre neue Hülle gewöhnen müssen, doch nun fand ich das dunkle braun ihrer Haare und die grünen Augen wesentlich vertrauter als zum Anfang.
"Danke", sagte ich und schenkte auch ihr ein kleines Lächeln. Ich konzentriere mich auf den Ort, der beinahe mein zweites Zuhause geworden war und schon stand ich wieder hier. Auf den Friedhof von Lawrence, Kansas und starrte auf den Boden."Ich hab es dir versprochen", flüsterte ich und eine Träne rollt über meine Wange.
Nicht vor Trauer. Nein, das erste mal seit langem vor Glück. Ich wischte sie weg, kniete mich hin und legte die Blumen auf die Erde. Die Gräber seiner Liebsten zu schmücken, soll ihr Andenken Ehren und zeigen, dass man an sie denkt.
"Weißt du, ich hab genauso lange auf den Tag gewartet wie du", flüsterte ich weiter und fuhr mit meiner Hand über die Innenschrift des Steines. Ein leichtes Lächeln erschien auf meinen Lippen und das erste seit zwei Monaten fühlte es sich echt an, es zu tun. Ich war seit diesen einen Tag jeden einzelnen hier gewesen.
"Anna hatte nicht Recht behalten und trotzdem...", wieder rollte eine Träne meine Wange entlang.
"... Rafael hätte mich beinahe getötet... Als er mir dich nahm, brach die Welt für mich zusammen...", ich schluckte schwer, als mir die Erinnerungen an diesen Tag wieder hoch kamen.Dean Winchester
*24.01.1979
+27.02.2006Geliebt,
beweint & unvergessen.Er hat die Welt zu einem besseren Ort gemacht.
"...Aber Rafael ist Tod und der Himmel hat mich als seinen Führer Auserwählt... Ich musste mit Anna trainieren, um meine alte Stärke wiederzufinden... Es ist soviel passiert...", ich wischte mir wieder über die Wange.
"Es wird wohl langsam Zeit, nicht?" Ich zog meinen Trenchcoat aus, faltete ihn sorgfältig zusammen und legte ihn über den Stein. Dann krempelte ich mir die Ärmel meines Hemdes hoch und nahm den Spaten, der neben dem Stein stand.
"Six feet under", sagte ich leise und setzte den ersten Stich in die weiche Erde.Nach einer guten halben Stunde stieß ich auf etwas hartes. Ich kratzte mit dem Spaten über den Rücken des Sarges, um den letzten Rest der Erde beiseite zu schaffen.
"Jetzt werd ich ja schon nervös...", gab ich murmelnd von mir und warf den Spaten aus dem Loch, um selbst rauszuklettern.
Neben mir erschien Anna und sie war in Begleitung.
"Bist du soweit?", fragte sie mich vorsichtig und ich atmete tief aus.
"Schon seit dem ersten Tag." Sie rollte mit den Augen und ihre Begleitung stellte sich neben mich.
"Sicher, dass du das kannst? Ich mein..."
"Ich schaffe das", knurrte ich laut und verärgert und schloss dann meine Augen, um mich besser konzentrieren zu können.Meine Energie floss in meine Fingerspitzen und ich richtete meinen Fokus ganz darauf, nach Dean zu suchen, um ihn rauszuholen. Es dauerte nicht lange und ich hatte ihn gefunden, doch der Zustand, in dem er sich befand, war grausam. Das zahlte ich ihm heim, schwörte ich mir im Stillen und griff nach Dean's Schulter.
Es wurde kurz weiß um mich herum und dann stand ich auch schon wieder auf der Wiese und öffnete meine Augen. Der Ort an dem ich war, zerrte an meinen Kräften.
"Er ist wach", sagte ich und stützte mich erschöpft am Grabstein ab. Anna's Begleitung ließ sich nun von mir verdecken. Das beste kommt schließlich zum Schluss...Anna kümmerte sich um den Sarg und kurz darauf sahen wir in Dean's erschrockenen Augen.
"Hallo Dean", sagte ich und stemmte mich vom Stein weg. Dean's Bick ruhte auf ihm. Seine Hand fuhr die Konturen der Schrift nach.
"Ich... war Tod", erinnerte er sich.
"Ja...", sagte ich und sah ihn besorgt an. Seine Stimme klang matt, er sah aus, als hätte er seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen. Sein Körper war müde und ausgelaugt.
"Welchen Tag haben wir?", fragte er, ohne seinen Blick vom Stein zu heben.
"27. April."
"Welches Jahr?", fragte er weiter.
"Dean...", versuchte ich ihn abzulenken. Ich wollte ihm meine Überraschung zeigen."Welches beschissene Jahr?", fragte er noch einmal mit Nachdruck.
"Immer noch 2006", seufzte ich. Niemals hätte ich länger warten können. Hellhörig sah er mich jetzt doch an.
"Gott, das ist alles so- Warte, wer ist das, Cas?", er sah zu Anna und musterte sie.
"Anna... Die echte... Anna." Dean nickte ihr zu und wandte sich wieder an mich."Was ist passiert, während ich weg war?" Ich grinste ihn an. Endlich eine Chance, um ihm nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren.
"Ehm... Ich hab da eine kleine Überraschung für dich... Sam? Wie wär's, willst du deinen Bruder nicht' 'Hallo' sagen?" Sam trat aus meinem Schatten hervor und grinste genauso breit wie ich. Ich sah, wie Dean ungläubig die Augen aufriss und ihm mit offenen Mund anstarrte, als sei er nur eine Illusion. Ein Hirngespinst, welches keinesfalls echt sein konnte. Was für eine Ironie, wenn man bedachte, dass ich ihn gerade, vor wenigen Minuten erst, selbst zurückgeholt hatte.
"S-Sam? Sammy?", fragte er völlig perplex nach und starrte weiterhin irritiert auf seinen Bruder."Ja Dean, ich bin's", lächelte er glücklich und zog ihn in eine Umarmung. Nachdem auch Dean scheinbar verstanden hatte, dass das alles kein Traum war, drückte er seinen Bruder an sich und vergoss sogar einige Tränen. Ich freute mich einfach für ihn. Es sollte ein Teil meine Entschuldigung sein. Dafür, dass er durch den Himmel starb und trotzdem soviel Leid durchmachen musste. Ich hatte ihn nicht aus dem Himmel geholt, obwohl dieser verantwortlich war. Er war auch nicht im Nichts. Und die vorletzte Möglichkeit traf dann auch zu. Zwei Jahre Hölle.
Es würde eine Menge Arbeit auf mich warten.Für's erste aber genoss ich es einfach, das er da war. Wie lange ich mich nach diesen Augenblick gesehnt hatte. Endlich wieder seine Stimme zu hören, in seine Augen zu sehen, einfach bei ihm zu sein. Und wenn die anderen weg sind, wird es noch eine Überraschung geben, aber das muss erst einmal warten.
"Dean? Es gibt da noch zwei Personen, die auf dich warten", wieder fing ich an zu grinsen. Sein ungläubiger Blick würde für immer in meinem Gedächtnis hängen bleiben.
"Dann lass uns gehen", sagte er und legte seine Hand auf meine Schulter...
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Angel Don't Cry
ParanormalIn der Welt der Winchester-Brüder war es noch nie besonders rosig zugegangen. Monster, die sie verfolgten. Geister, die Menschen heimsuchten oder aber die nervigen schwarzäugigen Idioten von unten meldeten sich zu Wort. Doch was, wenn auch über uns...