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POV Dean

"Okay. Bobby und ich machen uns jetzt los. Wir sehen uns später.", sagte Sammy zu mir gewandt und nickte schließlich auch Cas kurz zu, der dies mit seinem zur Seite geneigtem Kopf quittierte.
"Alles klar, wann seit ihr wieder hier?", fragte ich und sah von Sam zu Bobby.
"Mehr als zwei Stunden dürfte es eigentlich nicht dauern. Kommt halt auch auf den Andrang an, wieso? Hast du was vor?" Sam sah mich prüfend an und ich lächelte leicht.
"Nein, nein... ich wollte nur wissen, ab wann ich mir Sorgen machen muss und deinen Arsch retten muss", erwiderte ich und klopfte meinem Bruder auf die Schulter. Er verdrehte die Augen, gab ein 'Tze' von sich und grinste kurz, bevor er sich seine eben angezogene Jacke richtete.

Nachdem die Beiden weg waren, schloss ich die Tür wieder und steuerte nach einem kurzen Besuch in der Küche das Wohnzimmer an, wo ich Richtung Couch ging und mich praktisch auf diese fallen ließ. Mit einem zufriedenen Seufzen vernahm ich das Zischen der Bierflasche und nahm auch gleich einen Schluck aus ihr, bevor ich nach der Fernbedienung griff.

Zwei Stunden Ruhe. Fernsehen? Naja, nicht gerade die beste Beschäftigung, aber irgendwie besser, als mir jetzt Beispielsweise einen neuen Fall zu suchen. Immerhin war Weihnachten... Auch wenn das Böse nie schläft.

"Was machst du.", fragte Cas neben mir und ließ mich leicht zusammenzucken. Er setzte sich auf die Lehne neben mich und hatte seine Hände im Schoß gefalten, was ziemlich komisch aussah.
"Ehm. Fernsehen gucken?", erwiderte ich das offensichtliche und sah demonstrativ zu diesem.
"Kann ich mitgucken?"
"Ist das denn was für dich?" Castiel sah auf den Bildschirm und beobachtete das Geschehen. Ich hatte bei einer meiner spanischen Seifenopern halt gemacht.

In der jetzigen Szene sah man eine wirklich hübsche Frau. Allerdings schrie sie und gestikulierte wild mit ihren Händen, was ihrer zarten Gestalt die Sanftheit nahm. Der Mann, der Mittelpunkt ihres Zornes, stand einfach nur ruhig ihr gegenüber und ließ es stillschweigend über sich ergehen, während er ab und an die Hände beschwichtigend nach oben hielt und nickte.

"Es sieht... lustig aus.", meinte er nach einer Weile, in der er die Szene betrachtet hatte. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
"Ja, aber so lustig ist es gar nicht. Komm, setz dich. Also..."

Nachdem ich Cas die bisherige Handlung näher gebracht hatte, waren wir beide Feuer und Flamme für die Serie.
Als schließlich der Abspann lief, fing Cas an, sich zu beschweren.
"Warum hören sie jetzt auf? Wieso kommt keine zweite Folge?", murrte er vor sich hin und ich wusste erst nicht, ob es wirklich eine ernste Frage war, oder er sich das eher selbst laut gefragt hatte. Ich entschied mich, ihm trotzdem zu antworten.
"Keine Sorge. Morgen geht es weiter."
"Erst morgen?"
"Jap", ich nickte dazu bestätigend, als ich Castiel's Blick auf mir spürte. Und wie bei einem Magnet, zog sich mein eigener Blick auf ihn.
"Und was jetzt?", fragte Cas und klang dabei erstaunlicherweise irgendwie geknickt.
"Wir finden schon was anderes", versuchte ich ihn aufzumuntern und lächelte leicht, bevor ich die Fernbedienung wieder in die Hand nahm und durchschaltete. Ich spürte immer noch seinen Blick auf mir, ebenso spürte ich auch das verräterische Brennen meiner Wangen, was mich automatisch meinen Kopf auf die Hand stützen ließ, um es ein wenig kaschieren zu können. Als ich es nach einer Weile nicht mehr aushielt, sah ich ebenfalls wieder zu ihm. Seine großen blauen Augen wirkten, als suchten sie etwas in meinen. Antworten auf Fragen, die er nicht beantworten konnte. Sein Kopf neigte sich leicht zur Seite und ich versank in diesem blau.

Da ist es wieder.
Dieses herrliche, vertraute Gefühl.
Ob er es auch spürte? Ob er es auch so sah wie ich?

Ich konnte nicht aufhören ihn anzustarren. Mein Blick war wie festgeklebt.

Wie zwei Magneten.
Plus- und Minuspol, so unterschiedlich und trotzdem zogen sie sich gegenseitig an, ergänzten sich, konnten nicht ohne einander sein.

Aber ich sah ihm nicht nur in die Augen. Desto mehr ich es verdrängen wollte, desto mehr rückte der Gedanke wieder in den Vordergrund.

Diese Lippen. - Ob sie genauso weich sind, wie sie aussehen?
Ich würde gern- Nein, ich will sie auf meine spüren.

Ich wusste, dass ich jetzt ein Risiko eingehen würde, welches womöglich, egal was das hier war, alles zerstören konnte.
Cas hatte sich während des knappen Monats verändert und das nicht gerade in eine Richtung, die ich mir gewünscht hatte.

Irgend etwas musste mit ihm passiert sein.

Aber ich vertraute auf mein Gefühl.

Nur... Nur dieses eine mal... bitte. Dieses Gefühl sagte mir, dass ich nicht allein war und verdammt nochmal, ich wollte es...

Ich zog Cas, der mittlerweile sowieso neben mir saß, näher zu mir und lächelte ihn sanft an. Seine Augen hatten sich etwas geweitet, aber seine Augen blieben auf mir ruhen. Ich beugte mich noch näher zu ihm, ließ meine Augen dabei offen, um ihn nicht zu verschrecken, doch Cas bewegte sich so oder so nicht. Er wartete, schien die Ruhe selbst zu sein und seine blauen Augen funkelten mich erwartend an.

Er wartete tatsächlich - Auf mich und auf meine Lippen.

Also sammelte ich all meinen Mut zusammen und ließ es geschehen. Ich überbrückte die letzten paar Zentimeter und schließlich trafen meine auf seine, als auch der letzte quälende Millimeter verschwunden war.

Der Moment... war atemberaubend. Mein Bauch zog sich zusammen und mein Herz fing an zu rasen. Mir wurde beinahe schwindelig von dem Gefühl, seine Lippen auf meinen zu spüren.
In diesen Moment gab es nur ihn für mich. In meinen Kopf, in meinem Bauch und scheiße nochmal, auch in meinem Herzen.

Cas... Ich liebe Dich.

Während Castiel am Anfang noch sehr zögerlich seine Lippen auf meinen bewegt hatte, fuhr ich mit meiner Zunge vorsichtig über seine und schließlich öffnete er seine Lippen leicht, um den Kuss noch mehr zu vertiefen.
Nach einer gefühlten, aber gleichzeitig so kleinen Ewigkeit lösten wir uns wieder voneinander und Cas sah mich mit geröteten Wangen und immer noch großen Augen an.
"Dean, ich... Ehm... W-Warum?" Seine Stimme klang heiser und gleichzeitig unsicher. In seinen Augen spiegelten sich so viele Gefühle wieder, was mich zweifeln ließ.

Hatte ich es doch falsch interpretiert? Aber... er hatte doch erwidert...

Ich ließ den Kopf sinken, bevor ich sprach. Es war mir plötzlich unangenehm, in seine Augen zu sehen.
"Ich... ich dachte, du wüsstest es. Ich mein, du bist ein Engel. Du liest Gedanken." Meine Stimme brach ab und ich schluckte schwer.

Ich musste es ihm sagen, oder? Sollte er es nicht erfahren? Egal, ob er nun das Gleiche fühlt oder nicht. Ich bin ein Winchester, wir verstecken uns nicht. Auch nicht vor Gefühlen...

"Cas, ich muss dir etwas sagen und es ist mir wirklich wichtig, dass du mir zuhörst. Es fällt mir nämlich ehrlich gesagt alles andere als leicht und deswegen... deswegen bitte ich dich, einfach darüber nachzudenken. Du sollst dich zu nichts gezwungen fühlen... also... uhm... Cas? Ich... Ich liebe-"

"-Wir sind wieder da!", rief mir Sammy gut gelaunt dazwischen und stürmte mit den Tüten durch die ruckartig aufgerissene Tür. Hinter ihm stand ein mürrisch dreinblickener Bobby, der wenigstens genau so viele Tüten wie Sam in den Händen hielt.
"Frohe Weihnachten an euch alle!", rief er voller Begeisterung aus und grinste dabei wie ein Irrer. Ich sah darauf auf meine Armbanduhr.

00.03 Uhr.

Ja... Frohe Weihnachten, dachte ich sarkastisch und wandte mich Sam und seinen Tüten zu, um ihm zu helfen.

Angel Don't CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt