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POV Erzähler

Dean fuhr um die Ecke zum Roadhouse rein und betrachtete mit offenem Mund die Szene, die sich vor ihm abspielte. Das Roadhouse hatte gebrannt. Die Flammen hatten nichts außer einem​ Haufen Asche übrig gelassen. Dean fuhr sein Auto an den Rand und stürmte raus.
"ELLEN? ASH? SEID IHR HIER?" Dean schrie über den Scheiterhaufen hinweg, so laut, das es über den ganzen Platz zu hören war. Doch niemand rührte sich. Überall ragten verbrannte Leichen und einzelne Körperteile aus den verkohlten Trümmern. Dean lief über den Haufen, der einst das Roadhouse gewesen war, bedacht darauf, auf keine Überreste zu treten, aber als er nach knapp zehn Minuten nichts fand, das auf Ash's oder Ellens Tod hinwies, hatte er Hoffnung. Auf dem Rückweg zu seinem Wagen, wurde die milde Freude darüber, die beiden vielleicht doch noch am Leben zu wissen, in Luft aufgelöst. Dean stieg über eine der Leichen und hielt inne. Vor ihm ragte ein Arm aus dem Trümmerhaufen. Das allein wäre nicht so interessant gewesen, angesichts dessen, das er sich auf einem Scheiterhaufen sämtlicher Jäger befand. Nein. Der Arm der verkohlten Leiche trug Ash's Uhr.
"Tut mir leid, Mann​.", murmelte Dean und ging mit gesenktem Kopf zurück zum Auto.

POV Dean

Nach mehreren Stunden stieg ich endlich das letzte Mal aus diesem Jeep und ich freute mich richtiggehend auf ein Bett, das nicht komplett durchgelegen war.​ Unterwegs hatte ich nochmal angehalten und Bobby etwas zum Essen besorgt und war einkaufen. Sozusagen als Wiedergutmachung, weil er dieses Ding am Hals hatte. Als ich klingelte, öffnete Castiel die Tür.

Wenn man vom Teu... Verzeihung, Engel sprach.

"Dean. Du bist wieder da!"
"Ja... Lässt du mich rein?" Castiel trat zur Seite und ich ging in die Wohnung.
"Bobby? Ich hab dir was zum Essen mitgebracht. Ich stell's dir in die Küche." Von oben hörte ich ein brummen und schmunzelte. Ich stellte alles ab und räumte das Brot und die anderen Sachen weg.
"Wie war es?", erschrocken ließ ich die Sachen in den Händen fallen und drehte mich völlig verschreckt um. Mein Herz raste noch immer, als ich die Sachen wieder zusammensammelte und ihm die Gegenfrage stellte, bemüht mir nichts anmerken zu lassen.
"Wie war was?"
"Bei deinem Bruder - Wie war es?"
"Woher weißt du davon? Ist das so ein Engelsding?"
"Ja, eines, wo man Ohren hat und die Beteiligten laut genug reden.", witzelte er, aber seine Gesichtsmuskulatur blieb genauso starr wie die Male zuvor, wenn er mal geredet hatte.
Castiel kam näher auf mich zu und mein erster Instinkt war, nach meiner Waffe zu greifen, die ich ihm nun vor die Nase hielt. Er starrte die Waffe wie einen Dorn im Auge an und musterte sie argwöhnisch. Es war nicht zu übersehen, das er keine Waffen mochte. Die Waffe fixierend machte er noch einen Schritt in meine Richtung.
"Ich wollte nur -" Er zeigte auf meine Platzwunde.
"Tut es weh?" Meine Augen verengten sich zu schlitzen und waren auf das Ding gerichtet, das sich Castiel nannte.
"Etwas - Wieso?", hörte ich meine Stimme misstrauisch zurück fragen. Er kam wieder ein Schritt näher.
"Darf ich?" Ich nickte schließlich bloß und bewegte mich nicht, während Castiel langsam immer näher kam.
"Ich werd dir nicht wehtun, du kannst deine Waffe wieder weglegen", sagte er und legte dann seine Hand ganz sacht auf meine Wunde. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich, während ich wie erstarrt dastand. Eine komische Wärme schoss durch meinen Körper und ich spürte ein leichtes Kribbeln da, wo seine Hand lag. Als er die Hand wieder weg nahm, waren die Schmerzen und die Wunde verschwunden. Castiel öffnete seine Augen wieder und sie leuchteten einmal in einem etwas unnatürlichen Blau auf, bevor es wieder verschwand. Es war heller als seine normale Augenfarbe und hatte etwas übernatürliches, etwas nicht menschliches eben.
Ich tastete nach meiner Stirn und sah ihn ungläubig an.
"Warum hast du das gemacht?", fragte ich irritiert. Ich spürte immer noch das kribbeln auf der Stirn.
"Du hattest wegen mir einen Unfall."
"Nein, das meinte ich nicht - Du bist kein Mensch, sondern - danke..." ich reichte Castiel die Hand und dieser ergriff sie.
"Kein Problem. Wie sagt ihr? Quit pro Quo?"
"Ja.", ich lächelte leicht.

Ich tat was? Tatsächlich... ich freundete mich mit dem Bösen an. Aber kann man Engel eigentlich als Böse bezeichnen? Ich mein - dann würde es einen Gott geben und die Vorstellung... Ach so ein Bullshit. Würde es einen verdammten Gott geben, wurde er nicht solche Wesen auf die Menschen jagen. Wenn es uns Jäger nicht gäbe, wäre die Welt sprichwörtlich schon in ihrem eigenen Blut ertrunken.

Ich verschluckte mein Lächeln und steckte die Waffe mit ersterem und wacherem Verstand wieder ein.
"Du konntest mich heilen. Heißt das, du bist wieder fit?", fragte ich und war wieder ganz der Jäger, zu dem mich mein Vater, und eigentlich auch meinen Bruder, erzogen hatte.
"Ich bin auf den besten Weg dahin. Ich bleib maximal noch zwei Tage."
"Okay, und wohin geht's dann?" Als ich diese Frage stellte, kam mir noch eine Vielzahl von Fragen in den Sinn, aber was die Antworten darauf betraf, war ich geteilter Meinung.

Was wollte er auf der Erde? Was beinhaltete sein 'Auftrag'? Sollten diese Wesen nicht im Himmel sein?
Und noch viel wichtiger: Warum gab es so viele Geschichten und Legenden über Engel, aber keiner, der behauptete, einen begegnet zu sein, hatte ausgesagt, das sie aussahen wie wir? Wie - Menschen?

"Ich muss mein Auftrag ausführen."

Angel Don't CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt