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POV Erzähler

Eine Kellnerin kam zu den beiden an den Tisch und Dean bestellte sich einen seiner geliebten Bacon-Cheeseburger und dazu Pommes. Castiel entging nicht, das Dean ihr zuzwinkerte und aus irgendeinem Grund legte sich ein Schatten über seinem milden Lächeln ab.
Castiel wollte nichts, also bestellte Dean noch zwei Bier und die Kellnerin verschwand in der Menge.
"Alles okay mit dir?" Dean's fast schon besorgter Gesichtsausdruck ließ Castiel erröten. Dean hatte es also mitbekommen.
"Ja. Nein. Doch, alles gut.", kam die holprige Antwort zurück und Dean zog fragend eine Augenbraue hoch und ließ sich mit verschränkten Armen in die weichen Polster fallen.
Obwohl es doch ganz schön voll hier war, musste Dean nicht lange warten, bis ihm die kleine Schönheit vor die Nase gesetzt wurde. An der Stelle der jungen attraktiven Kellnerin stand nun allerdings ein etwas fülliger Kerl mit mürrischem Gesicht. Dean kümmerte sich nicht weiter darum. Seine Augen waren auf den abgestellten Teller gerichtet. Sie leuchteten geradezu und seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem kecken lächeln. Ohne zu zögern nahm er den Burger in beide Hände, sog den Duft ein und biss dann kräftig hinein.

POV Castiel

Als Dean in den Burger biss, gab er komische Geräusche von sich.

War das eben ein Stöhnen?

Verwirrt schüttelte ich den Kopf und beobachtete ihn weiter.

Dieser Mann schaffte es immer wieder. Er hatte mich schon so oft in so kurzer Zeit verwirrt und diese Tatsache verwirrte mich erst recht.

Ein gewaltiges ziehen ging durch meinen Brustkorb. Es fühlt sich wie... wie Leere an, obwohl das Gefühl mich völlig auszufüllen schien.

Ich fand es schade, dass er nicht daran interessiert war, sich mit mir mehr als nötig zu unterhalten. Es tat irgendwie weh. Ja, es war Schmerz, den ich fühlte... Doch wahrscheinlich verlangte ich einfach zu viel...

Ich löste meine Augen von Dean und ließ meinen Blick schweifen. Mit dem Gedanken an meinen Auftrag betrachtete ich nun die Menschen um uns herum. Ich sah sie herzhaft lachen, ernst oder belustigt miteinander reden oder einfach nur herumalbern. Bei letzterem erwischte ich mich dabei, das ich mir diese Szene mit Dean wünschen würde, was mich schockiert den Kopf schütteln ließ.

Gerade ER erwartete, dass ich Morgen wieder gehe, genau wie Bobby. Das bedeutete aber auch, dass ich meinen Auftrag unsichtbar ausführen muss. Das könnte einige Probleme geben. Lieber hätte ich Dean einfach gesagt, dass es meine Aufgabe ist...

"Geht es dir gut? Du guckst so komisch?"
"Ja, alles... bestens.", gab ich gezwungen mit zusammengebissenen Zähnen von mir, da es mir schwerfiel, das wesentliche nicht zu betrachten.

Letztlich war es doch so, dass er nur freundlich war, weil er Schuldgefühle hatte wegen dem, was passiert war.

Ich seufzte unbewusst laut auf und griff dann nach der Flasche, die immer noch unberührt auf dem Tisch vor mir stand. Ich beäugte sie misstrauisch und setzte zögerlich an, doch ich wusste, was mir bevorstand und so war es eben auch. Als ich mich endlich überwunden hatte, ihm zu liebe, einen Schluck zu trinken - auch wenn ich dabei die Augen zukniff - schmeckte es wie erwartet einfach nach allem. Um genau zu sein, konnte ich jedes einzelne Molekül schmecken, aufgesplittet in seine ganzen eigenen Bestandteile, oder anders gesagt - es schmeckte scheußlich. Ich stellte die Flasche also wieder ab und schob sie leicht das Gesicht verziehend von mir weg.
"Es schmeckt dir nicht", stellte Dean fest und etwas schwang in seiner Stimme mit. Etwas, das mich schuldbewusst nach unten blicken ließ.
"Das Problem ist, ich schmecke schlichtweg - zu viel...", suchte ich nach den passenden Wörtern und betonte den Schluss.
"...Und das ist schlecht?", fragte Dean mit hochgezogener Augenbraue.
"Du würdest es nicht verstehen.", gab ich monoton wieder.

Wir sollten nicht so viel über unser Wesen Preis geben. Wissen Macht stark. Wissen verwundet den Leichtgläubigen. Wir sind Leichtgläubige.

"Versuch es doch einfach mal."

Was hatte ich eben noch gesagt? - Gott... Dean grinst mich an. - Wo war ich? - Ach ja...

"Naja. Im Gegensatz zu euch schmecke ich alle Bestandteile eines Getränks. Das gleiche gilt übrigens auch für Menschennahrung."
"Bei anderer nicht?", fragte er neugierig nach und ich presste die angestaute Luft geräuschvoll aus.
"Euer Tierfutter zum Beispiel. Es ist neutraler und vor allem biologischer. Es schmeckt weniger - behandelt."
"Ein Engel mit Umwelt- und Naturverständnis, wow!", antwortete Dean komisch lachend und überschwänglich betonend. Dann wurde er wieder ernst.
"Anders gesagt, wenn du meinetwegen..." Dean griff nach einem Pommesstück.
"...wenn du diese Pommes hier essen würdest, würdest du die Kartoffel, das Fett und das Salz einzeln, aber nicht im Zusammenhang schmecken?"
"Und noch mehr, aber ja - Du hast es erfasst." Dean sah mich komisch an.
"Das tut mir echt leid, Mann. Wenn ich mir vorstellen müsste, nicht mehr essen zu können..." Er hielt kurz inne und ich starrte ihn mit schräg gelegtem Kopf abwartend in seine Augen, die sich während des Erzählens - wahrscheinlich unbewusst - immer mehr geweitet hatten.
"...ich würde sterben!" Und etwas in mir löste sich. Ich musste einfach lachen. Mit Mühe schaffte ich den Drang zurückzudrängen und hielt mir mit einer Hand stützend den Bauch.

Menschliche Körper war so empfindsam, so... zerbrechlich.

"Im Gegensatz zu dir, muss ich aber auch nicht essen. Wir brauchen keine Nährstoffe.", sagte ich, als ich mich wieder beruhigt hatte.
"Aber du verpasst was!", protestierte er aufgebracht und ich lachte wieder los, was ihn sein Mund so komisch verformen ließ, das mein Lachen noch um einiges lauter wurde.

POV Dean

Ich schob gerade den letzten Bissen Burger in den Mund, als Cas sich meldete. Ich war immer noch über diese Information fassungslos. Nichts richtig schmecken zu können? Das muss doch furchtbar sein!
"Können wir gehen? Hier sind mir zu viele Menschen.", fragte Das und rutschte nervös auf seinen Stuhl hin und her. Ich grinste ihn an und wusch mir mit der Serviette die Finger sauber.

Ein Engel, der zu viele von Gottes Schöpfungen nicht vertrug, herrlich.

Ich winkte also Richtung Tresen und einer der Kellner nickte mir zu.
Nachdem ich gezahlt hatte, verließen wir also das Lokal wieder und Cas' Gesichtszüge wurden deutlich weicher, wirkten beinahe sogar entspannt. Aber nach Hause wollte ich auch noch nicht und als ich nachdachte, fiel mir mein ziemlich armes Portmonee von eben ein. Eine Idee schoss mir durch den kopf und gleichzeitig grinste ich.
"Cas? Sag mal, kannst du Billard spielen?", fragte ich und sah ihn in sein Gesicht.

Ich mochte dieses blau irgendwie...

"Nein, aber..." Erfreut klopfte ich auf seine Schulter.
"...Super! Probieren wir's aus.", unterbrach ich ihn und zog ihn zum Jeep.

Irgendwie muss man ja schließlich Geld verdienen. Vorallem, weil ich die Reparatur meines Baby's noch bezahlen muss und das würde nicht billig werden, da war ich mir sicher...

Angel Don't CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt