POV Camile
"Wie lange wird es denn bis zu dieser Bar dauern?" Die Ampel schaltete auf grün und ich gab Gas.
"Weniger als eine halbe Stunde.", antwortete ich knapp.
Jimmy sah den leeren Himmel an. Etwas sehnsüchtiges lag in seinem Blick.
"Alles okay mit dir?", fragte ich ihn. Ich sah etwas unsicher zwischen ihm und der Straße hin und her.
"Ich weiß nicht. Ich kann dir doch trauen, oder? Du kennst mich, hast du gesagt. Erzähl mir etwas über... mich." Er sah mich mit einem Welpenblick an, sodass ich nicht anders konnte, als aufzustöhnen. Ich wusste doch auch nur deshalb etwas über ihn, weil ich seine Spezies kannte und von der hatte er sich verabschiedet. Engel waren schon ziemlich hinterhältige Biester.
"Ich weiß nicht. Du... naja. Du bist Schwul, schätz ich. Dein Freund heißt-"
"-Dean...", haucht er und sah mich mit großen Augen an.
"Ja", bestätigte ich.
"Erzähl mir mehr!", forderte er mich ungeduldig auf.
"Ich kann nicht."
"Wieso nicht?"
"Weil ich dich nicht wirklich kenne... es ist nur... ich kenne Dean. Ein bisschen."
"Warum hast du gelogen?"
"Weil... ich weiß nicht. Ich wollte eine Begleitung und du wolltest da raus. Das war alles."
"Und später fiel dir ein, dass ich dir dafür einen Gefalle schuldig bin.", schlussfolgerte er kühl.
"Wir werden uns gegenseitig helfen.", sagte ich beschwichtigend.
"Okay, gut. Dann sag mir, in welche Bar wir feiern gehen oder besser, wo wir überhaupt sind?"
"Wir sind in Florida."
"Wann-"
"Du hast lange geschlafen", unterbrach ich ihn mit einem lachen, was schließlich in einem grinsen in seiner Richtung endete. Er lächelte zurück und das erste Mal war es sogar eine Spur ehrlich.Nach gut zehn Minuten des Schweigens fuhr ich auf den riesigen Parkplatz gegenüber der 4-stöckigen Luxusbar. Ich brauchte auch nicht lange zu suchen, bevor ich eine Lücke fand, die groß genug war. Meinen geklauten Pick-Up werde ich wohl irgendwo wegschaffen müssen. Ich konnte es mir absolut nicht leisten, jetzt wegen so etwas billigem wie Autodiebstahl angeklagt zu werden. Gedankenversunken stieg ich aus und schloss den Wagen ab. Im Internet hatte ich gelesen, dass man einen besonderen Status brauchte, doch mir vorstellen, in wie weit dieser gehen musste, konnte ich mir nicht.
Macht und Geld waren zwei unterschiedliche paar Schuhe. Geld hatte ich seit wenigen Stunden genug, aber der Status dazu fehlte mir noch. Vielleicht reichte ja der Name, dachte ich weiter und bemerkte erst jetzt, wie mich Jimmy von der Seite anstarrte.
"Ist alles gut mit dir?", fragte er, nachdem ich meinerseits eine Augenbraue fragend hochgezogen hatte.
"Klar.", lächelte ich ihn an und richtete meinen Blick dann wieder auf die Schlange vor uns. Alle paar Minuten wurden Leute einfach weggeschickt, ohne den Einlass gewährt zu bekommen. Mulmig zählte ich die Leute vor uns.Drei, vier, fünf- vier Leute. Nein, doch nur drei.
Nervös trat ich mit einem Fuß vor den anderen. Jimmy bekam das nicht mit. Er beobachtete die beiden stämmigen Türsteher, die locker die riesige Eisentür zum Club versperren konnten, indem sie einen ihrer bulligen Arme ausstreckten. Vor uns stand ein Paar. Ein Schnösel, der nur so vor Geld stank und eine billige Blondine, die sich bei ihm untergehakt hatte und partout nicht mehr loslassen wollte.
"Ach, wen haben wir denn da?", fragte der eine Türsteher grinsend und schüttelte die Hand des schmierigen Typens. Und so wechselten ein paar Hunderter den Besitzer und die beiden wurden durchgewunken.
Status - das ich nicht lache, dachte ich und griff in meine Hosentasche.
"Sie sind?", fragte mich der Türsteher und ich grinste.
"Ich würde gerne ordentlich trinken gehen und Ihre Bar ist die Nummer eins in dieser Stadt." Ich lächelte laziv und reichte ihm die Hand. Als er die Geldscheine spürte, wurden seine Augen groß.
"So so", gab er leise von sich und bedeutete seinem Partner uns durchzulassen.Mit einem siegerischem Lächeln zog ich den verwirrten Jimmy durch die Tür.
Drinnen schlug uns eine leichte Schwüle entgegen und die Luft roch leicht verschwitzt, dennoch war es nicht übermäßig unangenehm. Die Bar allerdings war brechend voll und für mich war sofort klar, dass ich hier nicht bleiben wollte.
Die Bar erstreckte sich im vorderen Bereich und war schlicht riesig. Unzählige Menschen standen an und warteten auf ihre Drinks, dennoch war es angenehmer als in anderen, in denen ich schon war. Die andere Hälfte des Raumes war mit Tischen und Sitzecken bestückt. Weiter hinten in der Ecke war ein kleines Podest mit einem Mischpult und einer Anlage. Die Musik war nicht laut, sie fungierte hier eher als Hintergrundmusik, was dem ganzen einen eleganten Touch verlieh.
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Angel Don't Cry
ParanormalIn der Welt der Winchester-Brüder war es noch nie besonders rosig zugegangen. Monster, die sie verfolgten. Geister, die Menschen heimsuchten oder aber die nervigen schwarzäugigen Idioten von unten meldeten sich zu Wort. Doch was, wenn auch über uns...