POV Dean
Ich blieb einfach ruhig. Alles, was ich jetzt Tat, waren die Auswirkungen des letzten Monats.
Sam, Bobby und natürlich... Cas.
Allen dreien ist etwas schreckliches passiert und alles, was ich tat, war hier zu sitzen, alles andere zu ignorieren und zu trinken.
Das System hier war einfach und genial. Du bekommst bei dem ersten Drink, den du bestellst, eine Art Chip, auf der dann alle Bestellungen abgespeichert werden und wenn du dann gehst, wird abgerechnet.
"Ich hab' über einen Monat darauf gewartet... etwas brauchbares zu hab'n. Eine verdammte Information, egal wie klein sie auch gewesen wäre... die mich dort hin bringt, wo ich sein sollte... sein will... zu ihm." Mein Kopf lehnte auf meiner Hand, die ich mittlerweile auf den Tresen abgestützt hatte. Der vierte Scotch wurde von meiner Hand umklammert wie der Rettungsring von einem ertrinkenden.
"Ich denke, du solltest aufhören zu trinken", gab Camile zu bedenken und griff nach meinem Glas. Ich schlug ihre Hand erbost weg und sah sie finster an. Ich glaubte es zumindest, denn wirkliche Kontrolle über meine Gesichtszüge hatte ich nicht mehr. Camile sah mich geschockt an, was mich innerlich Lächeln ließ und zog ihre Hand wieder zurück. Beruhigt griff ich wieder nach dem Glas und ließ die Flüssigkeit in meiner Kehle brennen.Scheiße.
Kaum, dass das Glas wieder zur Neige ging, bestellte ich noch einen Scotch. Das Zeug war scheiße Teuer, aber genau so schmeckte es auch. Der Barkeeper lehnte sich nach einer Weile zu mir rüber und grinste.
"Sie sind nicht mit dem Auto hier, oder?"
"Türlisch', gab ich nuschelnd von mir und sah ihn herausfordernd an.Wehe er wagt es...
"Sie sollten aber mit einem Taxi nach Hause fahren.", sagte der Barkeeper auch schon und machte mich mit diesen einen Satz rasend.
"Ohne mein Baby fahr ich nirgendwo hin!", polterte ich los und schlug mit der Hand auf den Tresen. Umstehende Gäste sahen mich schockiert an. Mir war's egal.
"Ich muss Sie bitten, sich zivilisierter zu verhalten.", sagte er diskreter zu mir.
"Zum Arsch!", lallte ich und schlug noch einmal zur Bekräftigung mit der Faust auf den Tisch. Camile schritt ein und sah den Barkeeper auf der anderen Seite entschuldigend an. Dieser sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen, so weiß war er im Gesicht.
"Ich werde mich um ihn kümmern", sagte sie leise und dieser konnte nur abwesend nicken.
"Was mischt du disch in meine Angelegenheiten ein?", fuhr ich sie wütend an und schüttete den Scotch mit einem Zug hinter. Meine Kehle und mein Brustkorb brannten lichterloh. Ich hustete angestrengt und schwieg eine Weile, um mich zu beruhigen.
"Wo is'n Cas?", fragte ich mit krächziger Stimme. Der Alkohol brannte noch immer.
"Er ist nach oben gefahren. Es gibt hier noch zwei weitere Etagen. Die Dachterrasse ganz oben und das Kasino auf der dritten Etage für die Spieler."
"Hm.", machte ich nur. Ich wusste, wo ich ihn finden würde. Wozu ich Lust hätte, spielt jetzt keine Rolle. Denn ich kannte ihn und wusste, wo er war.Mit diesem Gedanken versuchte ich aufzustehen. Es scheiterte jedoch kläglich und so klammerte ich mich stattdessen krampfhaft an den Tresen fest, um mein Gleichgewicht zu finden.
"Brauchst du Hilfe?", kam es grinsend von ihr und alles, was sie bekam, war einen bösen Blick.
"Nein!", zischte ich und schloss die Augen. Alles drehte sich in Höchstgeschwindigkeit. Camile sagte nichts weiter, sondern packte mich einfach und zog mich mit sich. Wie ein nasser Sack hang ich an ihren Schultern und ließ mich stumm mitziehen.
"Lauf doch mal!", unterbrach sie die Ruhe zwischen uns.
"Mach ich doch", antwortete ich ihr pampig zurück und grummelte weiter vor mich hin, während sie mich zum Fahrstuhl buxtierte und den Knopf mühevoll drückte.POV Camile
Es ließ sich wohl doch nicht vermeiden. Die beiden wären früher oder später sowieso aufeinander getroffen, das war mir von vornherein klar gewesen. Nur hatte ich gehofft, Castiel hätte noch etwas mehr Zeit.
"Ich muss dir noch etwa sagen...", wandte ich mich an Dean. Er sah mich an und wartete.
"Er hat sein Gedächtnis verloren, weil er gefallen ist..." Dean sackte darauf zusammen und ich lehnte ihn halb an die Wand des Fahrstuhls. Seine Augen waren geschlossen und er nuschelte nur zwei Worte: "Dummer Cas"::
POV Castiel
Hier oben war es wahrhaftig entspannend. Nachdem sie auch nach einer halben Stunde meinen Musikwunsch nicht gespielt hatten, hatte ich unten die Nase voll, ging zu Camile und erklärte ihr, dass ich mich weiter oben umschauen würde. Die Ruhe hier hatte mich sofort angezogen und ich blieb. Leise Geigenmusik spielte im Hintergrund und ließ die Atmosphäre aufblühen. Die Terrasse war groß und im Halbkreis angelegt. Am Geländer rund herum hangen Lichterkette und die zwei Bars waren mit Neonlichter und Palmenblätter geschmückt worden. Sonst bestand die Terrasse größtenteils aus Sitzgelegenheiten, die allesamt weich und bequem waren. Kunstvolle Säulen und Trennwände wurden zwischen den Tischen für Privatsphäre aufgestellt und zu den Korbsesseln und der Couch gehörte immer ein dunkler Glastisch, der alles edler erscheinen ließ.
Die Bars hier oben unterschieden sich allerdings von denen, die es unten gab. Sie servierten hier ausschließlich exotische Drinks. Von bekannten Cocktails bis hin zu Eigenen Kreationen war alles dabei.
Ich hatte mir einen "Tequila Sunrise" bestellt, von dem versprochen wurde, er würde meine Geschmacksnerven explodieren lassen. Dieser kam nach nicht einmal drei Minuten und wurde vor mir auf den Tisch gestellt. Die blonde Kellnerin legte einen runden Chip daneben und sagte mir, ich solle ihm am Ende am Eingang abgeben. Ich nickte und besah ihn mir. Er sah nicht ungewöhnlich aus und erinnerte mich stark an einen Pokerchip. Eigentlich hatte ich schon einen, aber der war bei Camile. Ich legte den Chip wieder hin, lehnte mich auf der Couch zurück und schloss die Augen. Die Luft roch so frisch hier oben, sie roch auch leicht nach Vanille. Oder war es doch was anderes? Es ließ mich immer wieder tief einatmen und ich spürte, wie mein Körper Stück für Stück davon benebelt wurde und entspannte.::
Das bekannte 'Pling' des Fahrstuhls ertönte und ich sah, mit mir selbst schimpfend, in die Richtung. Ich hätte auch weiter in die Mitte laufen können, damit mir solche Störungen erspart geblieben wären, aber ich wollte auch Camile nicht zu lange suchen lassen, falls es etwas gab. Die Fahrstuhltür ging auf und, wenn man vom Teufel spricht, ist er bekanntlich auch nicht weit, ich erblickte Camile. Sie war jedoch nicht allein. Bei sich hatte sie den penetranten Typen, der mich so stürmisch umarmt hatte, als hinge sein Leben davon ab. Nur wirkte er jetzt noch erbärmlicher als zuvor ohnehin schon. Er klammerte sich praktisch an Camile fest und bei dem Anblick wurde mein Magen heiß. Irgendwas an diesem Bild regte mich auf, doch ich konnte nicht bestimmen, was es war.
Ich zog die Nase leicht kraus und beobachtete, wie sie näher auf mich zukamen. Selbst, als sie noch nicht angekommen waren, roch man schon die bittere Fahne."Hey", sagte ich und ließ den Mann nicht eine Sekunde aus den Augen.
Ich war mir sicher, ich müsste ihn kennen. Das Gefühl, welches ich habe, wenn ich ihn ansah, war... merkwürdigerweise vertraut. Es löste allerdings auch... Bauchschmerzen bei mir aus.
"Hey.", gab Camile ebenfalls zur Begrüßung zurück und ließ ihn neben mir auf die Couch gleiten. Wie ein Blatt Papier sank er hinein. Nur das dieses Blatt eine Tonnen zu wiegen schien. Mein Blick ruhte immer noch auf ihm. Ich konnte ihn einfach nicht von ihm abwenden. Er löste in mir Unruhe aus, die mich immer mehr ergriff.
"Was macht er hier? Kennst du ihn?", fragte ich Richtung Camile.
"Ich musste ihn wegbringen. Er hat-"
"...zu viel getrunken? Ja, das riecht man", gab ich leise von mir und zogbdie Nase erneut kraus.
"...Und zu deiner anderen Frage-", sie unterbrach sich und zögerte, bevor sie weiter sprach.
"Ja. Ich... ich kenne ihn."
"Wer ist er?"
"Ich denke, das solltest du ihn fragen. Ich werde euch ein bisschen allein lassen." Damit ging sie zur Bar und ließ sich dort nieder. Ich sah, wie sie mir noch zulächelte, doch es wirkte traurig. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn musternd an.
"Wer bist du?" Sein Blick hob sich und er sah mir direkt in die Augen.
"Ein... Freund", nuschelte er nach einer Weile und sackte wieder etwas in sich zusammen, um sich dann mühevoll wieder aufzurichten, was ihm allerdings nicht so ganz gelingen wollte. Nach seinem dritten Versuch schnaufte ich kurz belustigt auf und half ihm dann.
"Du hast mich Cas genannt", sprach ich meinen Gedanken, der mich den restlichen Abend seit unserer Begegnung verfolgt hatte, laut aus. Er nickte schwach.
"Tut mir leid", brachte er hervor und starrte dabei den Tisch an. Seine Augen schienen selbst in dem warmen Licht glasig und leer zu sein. Er wirkte zweigeteilt.
"Was tut dir leid?", fragte ich.
"Das du mich so sehen musst." Ich schwieg und beobachtete ihn wieder eine Weile.Was war das bloß?
Je länger ich ihn ansah, desto größer wurde das Bedürfnis in mir, ihn in meine Arme zu schließen.
Also Tat ich es und was dann geschah, ließ mich fassungslos erstarren.
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Angel Don't Cry
ParanormalIn der Welt der Winchester-Brüder war es noch nie besonders rosig zugegangen. Monster, die sie verfolgten. Geister, die Menschen heimsuchten oder aber die nervigen schwarzäugigen Idioten von unten meldeten sich zu Wort. Doch was, wenn auch über uns...