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POV Castiel

Wir stiegen in einen dunkelblauen SUV ein und sie setzte sich ans Steuer.

Mich würde interessieren, ob ich einen Führerschein habe...

Mit dem Gedanken wühlte ich in der Jackentasche des Trenchcoats und holte das schon etwas abgewetzte, lederne Portmonee raus. Doch auch, nachdem ich alle Seitenfächer durchsucht hatte, hielt ich kein Führerschein in der Hand. Ich war wohl ein umweltbewusster Mensch.
Ich steckte das dunkelbraune Portmonee in die Tasche zurück und sah eine Weile aus dem Fenster neben mir. Die Landschaft zog vorbei und die Felder glitzerten, wie weiße Kristalle. Obwohl der Schnee noch nicht weg war, war es schon ungewöhnlich warm, dafür dass wir es erst Januar hatten.
"Wo bringst du mich hin?", hörte ich mich fragen und automatisch folgte mein Kopf in die Richtung der Angesprochenen.
"In ein Hotel. Da bleiben wir aber nur eine Nacht. Morgen müssen wir weiter. Ich hab herausgefunden, das meine Eltern mir ein Haus vererbt haben. Dort fahren wir hin."
"Warum hilfst du mir?" Sie sah überrascht zu mir rüber, sah dann aber auch schon wieder auf die Straße. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Weil du mir helfen wirst.", antwortete sie und ihre Mundwinkel zogen sich höher. Ich antwortete nichts darauf und der Rest der Fahrt schwiegen wir. Man hörte nur das rauschen der Reifen auf dem Asphalt.

POV Dean

Ich parkte mein Auto vor dem Krankenhaus und marschierte direkt über den Parkplatz ins Gebäude und geradewegs zur Rezeption.
"Wo ist das Zimmer von Robert Singer?"
"Und Sie sind?"
"Verwandtschaft, Lady. Also?" Sie klimperte auf den Tasten ihrer Tastatur und zeigte wenig später beleidigt mit dem Finger den Flur entlang.
"Da runter, am Ende links und dann die vierte Tür."
"Rechts, links?"
"Links."
"Gut danke, Tschüss", rief ich ihr nur noch über den Schultern zu und hastete mit zügigen Schritten den Gang runter.
Kaum hatte ich die Tür erreicht, wurde diese geöffnet und mein Schädel machte Bekanntschaft mit dem Brett. Ich stolperte leicht benommen zurück, hielt mir die Stelle und sah auf.
"Passen Sie doch auf!", rief der Arzt, der hinter der Tür zum Vorschein kam.
"...Geht es Ihnen gut?"
"Geht schon."
"Sie sind doch Herr Collins?"
"Richtig, ja."
"Sie werden schon erwartet." Er trat zur Seite und streckte seine linke Hand in das innere des Zimmers aus. Ich machte einen großen Bogen um die Tür und nickte ihm zu, bevor ich das Zimmer schließlich betrat und der Arzt die Tür anschließend wieder schloss. Es sah durchaus gut aus. Das erste was mir auffiel war, dass es ein Einzelzimmer war. Dann natürlich der nicht zu kleine Flachbildfernseher an der Wand. Die Wände waren nicht in diesem kränklichen weiß/grau gestrichen, sondern in einem sonnigen Gelb. Zwei Sessel standen im Raum, statt harte Stühle. Auf dem Glastisch standen frische Sonnenblumen. Und zu guter letzt...
"Bobby!" Meine Stimme klang genauso fröhlich, wie ich mich in diesem Moment fühlte. Ein Grinsen breitete sich über seine Lippen aus.
"D-Dean!" Der Bass in seiner Stimme war weniger hart, dafür stach der raue Ton hervor.
"Wie... wie geht es dir Bobby?"
Obwohl der Großteil seines Körpers noch mehr oder weniger aus Bandagen und Gipsen bestand, entwich mir diese Frage wie von selbst.
"Was denkst... du denn,... Idiot", antwortete er immer noch schwach und das Grinsen wich lediglich einem müden Lächeln. Bedrückt sah ich mich noch einmal im Raum um.
"Wie bist du an so ein Zimmer gekommen?", versuchte ich das Thema zu wechseln.
"Ich hab einer Ärztin vor einem Jahr das Leben gerettet, sie wollte sich hiermit revanchieren."
"Du alter Charmeur", entgegnete ich und das Grinsen fand wieder seinen Weg in mein Gesicht.
"Wie lange muss ich noch hier bleiben?"
"So wie du aussiehst? Bestimmt noch eine Woche."
"Was hast du in der Zeit meiner Abwesenheit gemacht?"
"Das übliche." Ich zuckte mit den Schultern. Bobby brachte nichts weiter, als ein wissendes Nicken zustande.
"Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist?" Er nickte erneut.
"Sicher..."

*Flashback - POV Bobby*

Ich saß wieder einmal etwas länger über Unterlagen, unter anderem suchte ich auch nach Informationen über diese Camile Forb. Es war echt nicht leicht, etwas über sie herauszubekommen, aber schließlich fand ich eine Adresse, die mir weiterhelfen konnte. Ich war gerade dabei, meine Sachen zu packen, da klopfte es an der Tür. Es wäre keine große Sache gewesen, wenn es nicht schon weit über vier Uhr gewesen wäre. Es kommt nicht selten vor, das ein Jäger vorbei kam, um sich bei mir nach einen Job zu erkundigen, aber normalerweise hatten diese Jäger dann auch meine Nummer oder meldeten sich sonst irgendwie an.

Trotzdem ließ ich von meinem Vorhaben ab und ging leise zur Tür. Kaum, das ich diese geöffnet hatte, wurde ich nach draußen gezerrt. Mir wurde ein Schlag auf den Kopf verpasst, der mich Sterne sehen und mich kurz taumeln ließ. Ich spürte, wie mir die Beine weggezogen wurden und wie ich kurz danach zu Boden ging. Mein Rücken vibrierte beim Aufprall auf den Schotter. Schmerz durchzog die offenen Stellen am Rücken und meinen überspannten Nacken. Ich blieb liegen, meine Augen nur halb geöffnet. Ich sah nur die Silhouette meiner Angreifer. Drei immer schnell vorbeihuschende Gestalten. Einer der Silhouetten baute sich vor mir auf.
"Such nicht weiter nach... Camile. Vergiss alles, was du weißt... Wenn dir dein Leben etwas bedeutet", knurrte die Gestalt vor mir. Ich konnte nicht anders, als aufzulachen. Ich spuckte ein wenig Blut aus, wischte es mir mit der schmutzigen Hand von den Mundwinkeln ab und setzte mich aufrecht hin.
"Jungchen, was bildest du dir eigentlich ein? Ist dir klar, mit wem du hier redest?" Ich baute mich weiter auf, so das ich wieder in voller Größe dastand.
"Wir warnen dich noch friedlich. Nimm das Angebot an", kam es von einer Frau.
"Dein 'friedlich' kannst du dir sonst wo hinstecken. Ihr kommt her, zerrt mich aus meinem Haus und dann das? Seht zu, das ihr hier verschwindet, sonst mach ich euch Beine!" Während ich geredet hatte, war ich Richtung Tür gegangen und nun zielte ich mit meinem Schrotgewehr auf die zwei Frauen und den Mann vor mir, aber sie schienen sich nicht sonderlich von der Waffe gestört zu fühlen.
Stattdessen fing der Typ tatsächlich an, mich auszulachen. Die erste, der Silhouetten.
"Das kann nicht dein ernst sein. Ist dir nicht klar, mit wem du es hier zu tun hast?" Ich zog die Augenbrauen nach oben.
"Sollte ich euch denn kennen?" Das Gelächter, in das die andere Frau miteingestimmt hatte, wurde schnell zu einem missbilligem Schnauben.
"Wir sind die, die dir sagen, du sollst aufhören zu suchen. Vergiss deine Adresse. Vergiss Camile", wiederholte sie sich mit zusammengekniffenen Augenbrauen.
"Ich lass mir doch nicht von drei dahergelaufenden Rotzgören wie euch Befehle erteilen", blaffte ich und nahm meine Waffe ins Visier. Ich entsicherte die Waffe und schoss vor die Füße des ersten Idiotens. Dieser sprang reflexartig hoch, was mich unwillkürlich Grinsen ließ.

Ein Känguru außerhalb von Australien, direkt hier vor meiner Haustür, herrlich!

"Gut. Wenn du es nicht anders haben willst...", knurrte der Typ und pfiff die zweite Gestalt zu sich heran.
Der Spaß nahm damit ein jähes Ende. Die zwei Frauen packten mich und hielten mich fest, während der andere anfing, wie wild auf mich einzudreschen.
"Na..." Seine Faust traf meine linke Seite.
"wie..." Wieder einen in die Seite.
"findest..." Meine Schläfe.
"du..." Gegen den Kopf.
"diese..." In den Magen.
"Art..." Nase.
"von..." Kinn.
"Unterhaltung?" Zwischen die Brust...

Immer wieder knackten meine Knochen unter seinen Fingern.
Erst die Wangenknochen, dann die Rippen, mein Becken... selbst mein Arm zertrümmerte mir der Drecksack, als er ihn mir einmal heftig verdrehte und dann mit voller Wucht dagegen schlug.
Der Schmerz war längst nicht mehr spürbar. Ich war nichts, als eine einzig triefende Masse meines eigenen Blutes. Alles war wie betäubt und ich hing nur noch schlaff in den Armen der beiden Frauen, die mich als einziges noch aufrecht hielten. Bis auch diese mich losließen und ich wie ein nasser Sack zu Boden ging.
"Vergiss einfach alles", hörte ich noch von der Frau mit den braunen Haaren. Die Stille, Rothaarige stand hinter ihr und sah zu Boden.
"Oder wir kommen wieder..." sagte der Typ mit einem Grinsen.
"-Und das nächste Mal wirst du nicht überleben...", hörte ich ihn noch einmal, bevor ich das Bewusstsein verlor...

*Flashback Ende*

Angel Don't CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt