Kapitel 2 ✔

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Wir hatten zwei Tage im Krankenhaus bleiben müssen. Während sich meine Eltern nur langsam von dem Schrecken erholten, war ich aufgeregter denn je. Der Abend ging mir nicht mehr aus dem Kopf und die Tatsache, dass niemand sagen konnte, wie ich auf die Bank vor dem Krankenhaus gekommen war, vernichteten die Zweifel an einem Hirngespinst nahezu völlig. Er war real gewesen und dazu noch mein Retter. Aber war es möglich, dass ich mir all das fantastische an ihm nur eingebildet hatte? Vielleicht war er ja einfach nur ein ganz normaler Mensch gewesen, den ich nur anders wahrgenommen hatte? Anders konnte es nicht sein. In zwei Stunden würden wir mit einem geliehenen Auto wieder heimfahren, sobald die letzten Untersuchungen durchgeführt waren. Man hatte mir noch zwei Tage Bettruhe und ein einmonatiges Sport-Attest verschrieben. Das war mir nur recht, Sport konnte ich sowieso nicht wirklich leiden.

„Bist du angeschnallt?", fragte mein Vater und sah mich durch den Rückspiegel an. Kurz fühlte ich mich an den Unfall zurückerinnert und musste mehrmals tief durchatmen, bevor ich gequält lächelnd nicken konnte. Es kostete wohl auch meinem Vater kurze Überwindung den Motor zu starten, aber meine Mutter strich ihm mehrmals lächelnd über den Arm. Ich holte meine Kopfhörer aus dem Rucksack, den man von der Unfallstelle hatte retten können und schloss beim Erklingen der Musik die Augen. Es fiel mir schwer an etwas anderes zu denken und manchmal meinte ich mich zu erinnern, dass ein Mann mit schwarzen Flügeln in meinen unruhigen Träumen aufgetaucht war.

Kaum waren wir zu Hause angekommen, beschlossen meine Eltern sich hinzulegen und ich machte es ihnen gleich. Müde angelte ich meinen Laptop unter dem Bett hervor und zog mir, während er sich hochfuhr, eine frische gemütliche Hose an. Auch wenn ich sehr erschöpft war, öffnete ich den Browser und gab meinen Verdacht in das Suchfeld ein. Schutzengel, gab es sie wirklich? Eigentlich hatten die doch weiße Flügel, oder nicht? Enttäuscht scrollte ich durch mehrere Seiten und wollte den Versuch schon aufgeben, als ich ganz unten einen Blog eines Mädchens vorfand. Interessiert öffnete ich ihn und konnte es kaum erwarten, dass er geladen war.

Mit bebenden Händen lehnte ich mich zurück und atmete tief durch. Wenn es stimmte, was dieses Mädchen schrieb, was ziemlich sicher war, da es mit meinen Erlebnissen übereinstimmte, dann gab es sie wirklich. Aber sie waren eindeutig anders, als es sich die Menschheit vorstellte. Anstatt weißer Flügel hatten sie schwarze und sie waren nicht fähig unsere schlechten Ereignisse vorherzusehen. Es gab leider keine Möglichkeit das Mädchen zu kontaktieren, sodass ich den Laptop zuklappte und mich nachdenklich zudeckte. War er also mein Schutzengel? Aber wie war es möglich, dass ich ihn gesehen hatte? Das sollte doch wohl normal nicht passieren? Ich seufzte laut und rieb mir über die vor Müdigkeit brennenden Augen. Ich wünschte ich könnte es jemandem erzählen, aber im besten Fall würden sie es dann auf meine Gehirnerschütterung schieben.

Als ich aufwachte, war alles stockdunkel und ich drehte mich zu meinem Nachttisch, um die Lampe darauf anzumachen. Doch ich fasste ins Leere und meine Hand klatschte auf kalten Betonboden. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und versuchte es noch einmal. Wieder geschah dasselbe. Erst jetzt fiel mir die eisige Kälte auf, die mich umgab und entsetzt setzte ich mich auf. Eine Gänsehaut breitete sich langsam über meinen Körper aus. Ich lag eindeutig nicht mehr auf meinem Bett, ich hatte nicht einmal mehr eine Bettdecke. Vorsichtig fing ich an um mich zu tasten, doch außer des Bodens gab es nichts. Die Tatsache, dass es gänzlich schwarz vor meinen Augen war und dass ich keine Ahnung hatte, wie ich hierherkommen hätte sollen, ließ mich darauf schließen, dass dies ein Traum sein musste. Der Gedanke sollte mich eigentlich beruhigen, doch egal wie sehr ich mich konzentrierte, es blieb düster und kalt. Als es dann schien, als würde es langsam heller werden, stellte ich mich auf und machte zögerlich ein paar Schritte. Plötzlich war mir, als wüsste ich genau, wo ich hinmüsse und so hatte ich keine Angst in der Dunkelheit gegen etwas zu laufen. Zielsicher stolperte ich vor mich hin, vor Aufregung übersah ich ständig meine eigenen Füße.

Mit einem Mal blitzte Licht an einigen Stellen um mich herum auf, wodurch die dunklen Silhouetten mehrerer Menschen deutlich sichtbar wurden. Mit einem leisen Aufschrei blieb ich wie angewurzelt stehen und krallte meine Fingernägel in die Beine, um das unkontrollierbare Zittern zu unterdrücken. Das waren keine Menschen. Nur mit Mühe hatte ich es geschafft meinen Blick zu heben und jetzt starrte ich den Engeln mit den schwarzen Schwingen entgegen, die mich ausdruckslos musterten. Mit stockendem Atem ging ich einige Schritte zurück, geschockt von der plötzlichen Bewegung.

Sie hatten alle ihren Arm gehoben, in den Händen ein blau blitzendes Schwert, das, so furchterregend die Situation auch war, fast schon anziehend auf mich wirkte.

Schweißgebadet fuhr ich aus meinem Bett hoch.

Schweißgebadet fuhr ich aus meinem Bett hoch

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Black -mein SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt