Kapitel 68

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"Aylin, noch da?", hörte ich Black fragen und nickte, natürlich war ich das. Außerdem ging es mir doch super, die Schmerzen waren völlig verschwunden. "Nein, dir geht es nicht gut", Blacks Stimme klang mehr als verzweifelt, er strich mich andauernd über den Kopf und drückte seine Finger brutal zu einer Faust. "Black, ich kann das", murmelte ich, doch irgendeine Überzeugung in meine Stimme zu legen schaffte ich nicht. Ich konnte nicht sagen, ob ich daran glaubte. Es war egal wie viel Kraft ich aufwenden würde, wenn sie das Schwert nicht rechtzeitig bekommen würden, wäre ich sowieso tot. "Wie lange werden sie brauchen?", meinte Leo von irgendwoher aus dem Raum und Black wog den Kopf hin und her. "Wenn sie springen brauchen sie vielleicht noch eine Stunde", antwortete er und sah sich um, der Lärm war wieder lauter geworden, "Wieso?" Leo erschien auf einmal auch in meinem Sichtfeld und begutachtete mich kritisch. "Weil ich nicht weiß, ob wir uns so lange in einer Besenkammer verstecken können", erklärte Leo. "Ich kann laufen, ich schaff das schon", versuchte ich die beiden zu überzeugen, doch mein Blick blieb an ihren zweifelnden Mienen hängen. "Nein, das ist zu riskant", entschlossen sah Leo sich um, "Wenn wir doch nur ein Schwert oder irgendetwas zum verteidigen hätten..." Ich setzte mich auf, was bei mir ein anstrengendes an der Wand hochschieben war. "Ihr habt doch mich", murmelte ich, den Witz darin verstanden sie wohl nicht. Ich fühlte mich schlapp und hatte das Gefühl, dass ich jede Sekunde einschlafen würde. "Ruh dich aus, du wirst deine Kraft noch brauchen", meinte Black und ich nickte leicht, wahrscheinlich war es das beste.

Ich fuhr hoch und riss die Augen auf. Wo war ich? Erst dann erkannte ich die noch dunkler wirkende staubige Kammer, in der ich lag. Black und Leo drehten sich gleichzeitig um und beruhigten sich wieder, als sie bemerkten, dass es nur ich gewesen war. Keiner sagte etwas und das beunruhigte mich. War etwas vorgefallen? "Was ist passiert?", fragte ich, obwohl ich mich anstrengen musste überhaupt noch einen Ton rauszubekommen. "Nicht schlimmes, aber jede Sekunde steigt die Chance entdeckt zu werden", antwortete Leo, woraufhin ich nicht reagierte. Verwandelte man sich so in einen Engel? Vielleicht hatte Lucas auch unrecht und ich würde einfach so sterben, hier und jetzt. Ein seltsamer Schleier zog vor meine Augen, doch ich war zu müde um ihn wegzuwischen. Wieder fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

Diesmal war ich einfach wach, einfach so und urplötzlich. Ich war nicht mehr fähig zu sprechen und nur entfernt konnte ich Stimmen feststellen, die ich jedoch nicht identifizieren konnte. Meine Sicht war nur noch sehr beschränkt und verzweifelt versuchte ich die Hand zu heben, um mir meine immerwährend juckende Nase zu kratzen. Ich wollte heim, einfach nur zu meinen Eltern und sofort fing ich an zu schluchzen. Wieso schaffte es mein Körper für so etwas genug Kraft zu haben? Irgendjemand, wahrscheinlich Black, nahm meine Hand und strich beruhigend über diese. Dann spürte ich etwas eiskaltes, etwas, was mir den Atem raubte. Ich schnappte nach Luft und meine Finger schlossen sich um etwas, was geriffelt und ziemlich schwer war. Meine Augen nahmen einen Blauton wahr, der das ganze Zimmer erleuchtete. Ich wollte etwas sagen, fragen was hier los war, doch ich merkte nur, wie ich immer weiter abdriftete. Meine Hand begann zu kribbeln, erst leicht, dann immer stärker. Das letzte was ich tat, bevor ich das Bewusstsein verlor, war zu schreien, verzweifelt und vor Schmerzen zu schreien.

Grelles Licht drang durch meine halb geschlossenen Augenlider und geblendet hielt ich mir die Hand vor die Augen. Nach ein paar Blicken stellte ich fest, dass ich in einem einfachen viereckigen Raum war, der aus nichts als weißen Wänden bestand. Doch trotzdem war ich nicht allein. Das erste was ich entdeckte, war eine alte Frau. Ihr Gesicht war von Falten benetzt, doch ihre weißen Haare schimmerten lebendig und ihre Augen waren weiß, komplett weiß. Ich schluckte, wo war ich denn hier gelandet? Oder besser gesagt, was hatte ich mir für eine Traumwelt erbaut? "Willkommen Aylin, ich freue mich dich zu sehen", lächelte sie und argwöhnisch ging ich einige Schritte zurück. Als ich meinen Kopf forschend nach rechts drehte, verharrte ich geschockt in der Bewegung. "Oh mein Gott", flüsterte ich fassungslos und lief um das Mädchen herum, welches mir zum verwechseln ähnlich sah. Sie drehte sich ebenfalls, starrte mir finster entgegen und schien von meiner Anwesenheit nicht sehr erfreut zu sein. War ich das? Aber wieso sollte es mich zweimal geben? "Das ist nicht nur dein doppeltes Ich, Aylin, sie ist auch deine dunkle Seite. Du musst sie töten um zu überleben", erklärte die Frau hinter ihr und ich sah auf. "Niemals!", zischte ich. "Wenn du sie nicht tötest, dann wird sie dich töten. Aylin, wenn du stirbst, dann sterben all deine Freunde, denn sie sind von dir abhängig", erklärte die Frau, doch ich schüttelte heftig den Kopf. Das war alles nur ein Traum. "Nein, ist es nicht", knurrte die zweite Aylin vor mir und hielt mir ein Schwert entgegen. "Vergiss es, ich töte hier niemanden.", rief ich aufgebracht, "Und wer sind sie überhaupt?", wandte ich mich an die alte Dame, welche lächelnd die Schultern zuckte. "Vielleicht erfährst du das irgendwann", antwortete sie, während sie immer wieder den gleichen Kreis um meine zwei Ichs drehte. Ich konnte mich nicht entscheiden, war sie denn jetzt gut oder böse? Half sie mir oder wollte sie mich und die menschliche Welt tot sehen? "Wo denkst du hin, ich bin die Gute, die beste überhaupt und ich möchte, dass du deine schlechte Seite umbringst, denn du kannst nur ohne sie als Engel leben", meinte sie mit sanfter Stimme, doch ich ließ mich nicht so leicht um den Finger wickeln. "Ach und was ist mit Michael und Lucifer, wieso sind deren böse Seiten noch vorhanden? Haben sie sie denn nicht umgebracht?!", erwiderte ich und sie lachte. "Hier geht es nicht um die beiden und jetzt fang an", wütend stampfte ich mit dem Fuß auf. Wieso konnte ich jetzt nicht einfach aufwachen? Es war jawohl klar, dass meine eigene Fantasie mit mir durchbrannte. Ich betrachtete das Schwert in meiner Hand, es sah aus wie Angwarding und fast schon sehnsüchtig strich ich über den Griff. Aylin zwei holte plötzlich aus und gerade noch rechtzeitig parierte ich den Schlag. Wie hatte ich das denn schon wieder geschafft? Es begann ein erbitterter Kampf, denn sie schlug immer wieder zu und mit so einer enormen Kraft, dass ich nur zur Seite abtauchen konnte. "Töte sie Aylin, töte sie!", schrie die alte Frau, doch ich wusste, dass ich zu so etwas nicht fähig wäre. "Sie gehört zu mir, wie alles andere auch. Das ist meine zweite Hälfte, niemals wollte ich, dass ich nicht mehr ich wäre, das würden auch weder Black, noch Hayes, noch Lucas wollen", rief ich verzweifelt und warf das Messer zur Seite, dann war alles still. "Die Entscheidung ist gefallen", hörte ich die hohe Stimme eines Engel, dann wurde alles komplett schwarz.


| Na ihr??

Wie gehts? :)

Wird sie es überleben oder nicht?

Bis bald ihr kuhlen Wattpadstalker <3

Black -mein SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt