Kapitel 4 ✔

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Ich lächelte unsicher zu Liz, die mich argwöhnisch beobachtete. „Woher kommt das? Geht es dir gut?", fragte sie dann besorgt und ich ging einige Schritte vom Spiegel zurück. Es machte mir Angst. Und ich wusste, es würde ihr genauso Angst machen und sie vielleicht dazu bringen es meinen Eltern zu erzählen. Das Risiko wollte ich definitiv nicht eingehen. „Das kommt von den Medikamenten", log ich, „Die Ärzte hatten im Voraus schon gesagt, dass das passieren könnte. Aber so in der Realität, ist es doch beunruhigend" Sie nickte und schien direkt erleichtert. Ich konnte nur hoffen, dass ich bis zur Schule eine Lösung für das Problem finden würde. Und eine Antwort.

Liz und ich trugen den Rest der Maske auf und warfen uns dann zufrieden auf das weiche Sofa. Ich verdrängte die schrecklichen Gedanken, die sich die letzten Tage angesammelt hatten und konzentrierte mich darauf die Zeit mit meiner besten Freundin zu genießen. Wir einigten uns darauf ‚Fluch der Karibik' zu schauen, doch nach ungefähr der ersten Viertelstunde, sprang Liz auf einmal auf. Entgeistert sah sie mich an. „Oh Mist, ich sollte schon seit einer halben Stunde zu Hause sein!", rief sie aufgebracht und fing an so schnell wie möglich ihre Sachen zusammen zu klauben. Ich half ihr so gut ich eben konnte. An der Türe drehte sie sich nochmal um und strahlte mich an. „Ich bin so froh, dass es euch gut geht. Zwischendurch hatte ich echt Angst, weil du dich nicht gemeldet hast. Du gehst ja wieder normal zur Schule am Montag, oder?" Ich nickte und umarmte sie, froh so einen tollen Menschen wie sie zu kennen.

Der nächste, der mich auf meinem Sofa-Trip besuchte, war mein Vater. Ich lächelte ihn an und hob eine Augenbraue, nachdem er eine längere Zeit einfach nur dagestanden und mich beobachtet hatte. Diese simple Bewegung schien ihn aus seiner Starre zu holen und er setzte sich einfach neben mich. Ich hielt es für das Beste nicht näher darauf einzugehen, so wie sie es heute Morgen bei mir getan hatten. „Was schaust du?", wollte er dann wissen und ich lenkte meinen Blick erneut vom Flimmern des Bildschirms ihm zu. „Fluch der Karibik drei", antwortete ich ihm und musste leicht lächeln, als er das Gesicht verzog. „Gott, muss du immer so dämliche amerikanische Filme schauen, in der es von Brutalität nur so wimmelt? Das tut dir nicht gut", meinte er und gerade passend zu seiner Aussage wurde im Film einem der Matrosen das Herz aus der Brust gerissen. Das war typisch mein Vater und ich verdrehte leicht die Augen. „Ja, du solltest bloß aufpassen, dass ich nicht dir bald das Herz rausreiße", erwiderte ich sarkastisch, was etwas schärfer aus meinem Mund kam, als ich es hatte sagen wollen. Er wandte sich mir zu, doch ich ignorierte es. Wir hatten einen Unfall gehabt und jetzt wollte ich einfach etwas entspannen. Wieso konnten sie das nicht verstehen?

„Geht es dir gut?", erkundigte er sich nach einem Moment der Ruhe. Diese Frage brachte mich dazu genervt die Fernbedienung auf das Polster des Sofas zu schlagen. „Wieso fragt ihr das denn ständig? Mir geht es genauso wie vor zwei Stunden. Lasst mich doch jetzt endlich damit in Ruhe. Mir geht es gut!", rief ich. Ging es das wirklich? Ging es mir gut? Ich musste unweigerlich an meine Augen und die übernatürlichen Ereignisse der letzten Tage denken. Ich musste mir eingestehen, auch wenn es mir körperlich besser ging, hatte sich seit dem Anblick meiner Augen eine gewisse Angst in mir breit gemacht. Ein kurzer Seitenblick zu meinem Vater ließ mich feststellen, dass er mit zusammengepressten Lippen auf den Bildschirm starrte. Auf einmal tat mir mein kurzer Ausbruch leid, sorgten sie sich doch einfach nur um mich. „Es tut mir leid, ich meine das nicht so. Ich bin froh, dass ihr euch um mich kümmert. Die letzte Nacht ist einfach ein bisschen anstrengend gewesen", entschuldigte ich mich kurze Zeit später bei ihm. Aber es war nicht nur die Erschöpfung aufgrund der letzten Nacht, ich hatte auch Angst vor der nächsten. Umso näher diese kam, desto unruhiger wurde ich. Würde ich wieder einen Alptraum haben? Würde er sich wieder so unglaublich real anfühlen? Ich lächelte erleichtert, als mich mein Vater einfach umarmte. Es fühlte sich so geborgen an, dass ich für einen Moment meine Probleme vergaß. Familie war schon etwas Großartiges, sie wusste immer, wenn es einem von ihnen nicht gut ging.


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Black -mein SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt