Kapitel 71

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Finster sah ich Lucifer entgegen. Seine Augen strahlten Eiseskälte aus, an ihm war einfach nichts anziehendes. "Du hast es also geschafft...", meinte er und zog nachdenklich die Stirn in Kraus, er hatte wohl wirklich gedacht, dass ich sterben würde. "Seit wann weißt du, dass ich ein Engel werden würde?", fragte ich ihn und erkannte, dass einige der auf dem Boden liegenden langsam den Kopf hoben. "Seitdem ich von Michael das mit dem Schwert erfahren habe, auch wenn ich es damals nicht wahr haben wollte.", antwortete er ruhig und stieg über ein paar Engel hinweg. Ich hob das Schwert an und hielt es ihm entgegen. "Bleib wo du bist, du arrogantes Stück Dreck!", zischte ich aggressiv. Schulterzuckend blieb er stehen, doch ein breites hässliches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. "Dann bist du das aber auch oder habe ich ein Schwert in den Boden gerammt und dabei all meine Freunde mit umgehauen?", amüsiert betrachtete er mich und ich konnte mich kaum zurückhalten. Ich spürte das Kribbeln in mir, wie es langsam entflammte, das Feuer meiner Wut. "Ich bin nicht wie du, ich habe das getan um sie zu schützen, so wie sie es immer bei mir gemacht haben", verteidigte ich mich, wieso fühlte ich mich überhaupt angegriffen? Es war richtig gewesen, was ich getan hatte, oder? "Sie haben dich vielleicht beschützt, aber auch nur weil sie ein schlechtes Gewissen hatten. Black hat dich zu dem gemacht, was du jetzt bist und es ist kein Wunder, dass er dich unterstützt. Aber Aylin, das tut er nur aus Mitleid, so wie alle. Oder Lucas, er hat das nur gemacht, um dich später an Michael zu verraten. Niemand von deinen angeblichen Freunden steht hinter dir, weil er es für richtig hält", ich schluckte, "Ich weiß wo du ein Zuhause findest, eine Familie, einen Ort an dem du dich geborgen und verstanden fühlen kannst. Hier bei mir hast du die Chance dich weiterzuentwickeln, deine Gaben herauszufordern, sie zu beherrschen" Irgendetwas in mir löste den Drang aus zuzusagen, ich wollte das. Ich wollte mich verstehen, wissen wie ich mich selbst beherrschen konnte, alles über mein neues Ich herausfinden. "Aylin, das stimmt nicht, wir glauben alle an dich!", Lucas Stimme hinter mir ließ mich herumfahren. Er war  der einzige von den Dreien, der aufgestanden, gar wach war. "Das weiß ich doch", lächelte ich, tat dennoch einen Schritt von ihm weg in Richtung Lucifer. Er schüttelte verzweifelt den Kopf und streckte mir die Hand entgegen. "Was zieht dich dann zu ihm? Er ist böse, das weißt du doch", meinte er und ich nickte langsam. Ja, er war böse, aber dennoch vielleicht meine einzige Chance mit all dem klar zu kommen. "Was willst du denn in der Hölle? Ich weiß wie es hier ist und glaubst du nicht, dass er dich einfach umbringen wird? Wenn du zu ihm gehst, dann hat er das Schwert und tötet dich oder denkst du, dass er irgendwelche Konkurrenten will, schon gar wenn sie mächtiger sind als er?", Lucas kam mir immer näher, hatte noch immer die Hand ausgestreckt und diesmal blieb ich stehen. Langsam griff ich nach seiner Hand. "Tut mir leid, ich weiß nicht wieso ich das gerade ernsthaft machen wollte", murmelte ich leise und ließ mich von Lucifer wegziehen, der uns beide jetzt äußerst finster musterte. "Du machst einen Fehler", wandte er sich an mich und spöttisch zog ich eine Augenbraue hoch, mein Selbstbewusstsein hatte ich definitiv wiedergewonnen. "Das musst ja gerade du wissen", entgegnete ich und erstarrte, als Michael hinter Lucifer auftauchte. "Mist", zischte Lucas verärgert hinter mir und ich spürte, dass er sich langsam immer mehr aufbaute. Lucifer drehte sich langsam zu Seite, sah Michael mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck entgegen. "Bruder", meinte er dann, doch Michael schüttelte grimmig den Kopf. "Nichts da, es hat sich ausgebrüdert", knurrte er und Lucifer atmete laut ein, es klang fast ein wenig genervt. "Du weißt, dass du keine Chance gegen mich hast?", säuselte Lucifer dann, doch Michael lachte heiser auf. "Du bist nicht wie sie", entgegnete er dann und wies mit einer Hand auf mich, "Ich weiß, dass du wie jeder andere sterben kannst. Es war verdammt schlau von dir, dieses Gerücht in die Welt zu setzen, dadurch hatte schon gar niemand versucht dich zu töten" Ich horchte auf, er war also doch normal sterblich? Lucifer verdrehte die Augen. "Wo hast du denn den Schrott aufgegabelt?", wollte er dann wissen und drehte Lucas und mir nun endgültig den Rücken zu. "In Vaters Bibliothek", antwortete Michael und gespannt verfolgte ich das Gespräch, weswegen ich nur entfernt mitbekam, wie sich Lucas nach einem der Schwerter auf dem Boden bückte. "Vater hat keine Bibliothek", Lucifer war stinksauer und mit einem mulmigen Gefühl beobachtete ich, wie er langsam seine Fäuste ballte und ziemlich rot wurde. Was sollte das werden? "Du dachtest wohl, dass du alle Bücher hast mitgehen lassen, als du gegangen bist. Denkst du Vater ist so dumm und lässt die wichtigsten Bücher offen im Haus rumstehen? Was meinst du, wieso in den wenigsten Büchern etwas über dich drin steht? Nicht weil er dich am wenigsten geliebt hat, sondern weil du anders, böser warst als seine anderen Söhne und er nicht wollte, dass das jemand erfahren würde", Michaels Stimme war immer lauter geworden und hallte nun heftig von allen Seite wieder. Gerade als ich mich kurz nach Hayes und Black umschaue wollte, schoss Lucas nach vorne, überbrückte mit wenigen Schritten den Abstand zwischen ihm und Lucifers Rücken. Er hielt ein Schwert in der Hand, fest umklammert und bohrte es nun mit voller Wucht in den vor ihm stehenden. Dieser setzte ein paar Sekunden darauf mit einem Brüllen ein, was vermutlich jeder überall hören konnte. Geschockt starrte ich auf das Blut, welches aus der Wunde an seinem Rücken floss. Auch Michael wirkte entsetzt, tat dennoch nichts um ihm zu helfen. Erst als Lucifer zu Boden ging und trotzdem grinsend und zitternd die Hände in die Höhe streckte, da wurde uns der Ernst der Lage bewusst. "Oh mein Gott, Lucas lauf!", schrie ich panisch, doch gerade als dieser zu einem einzigartigen Sprint ansetzte passierte es. Lucifer riss alles, in einem Umkreis von fünf Metern, mit sich in die Tiefe.


|| So wieder ein Kapitel und das auch noch pünktlich ;)

Ich hatte heute Schulfrei und hätte eigentlich den ganzen Tag schreiben können, nur bin ich einfach nicht dazu gekommen...

Bis bald ihr kuhlen Wattpadstalker <3


Black -mein SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt