Kapitel 3 ✔

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Ich atmete tief durch und drückte mich von der Matratze hoch, um mich an die Wand hinter mir anzulehnen. Der Schreck saß noch immer tief. Dennoch verwirrte mich dieses Gefühl von Sehnsucht noch mehr. Das Schwert hatte etwas an sich, das mich dazu brachte es mehr und mehr zu wollen. Kopfschüttelnd rieb ich mir über die Augen und nahm dann einen Schluck Wasser. Erleichtert stellte ich dabei fest, dass im Raum wieder alles normal war. Ich drückte mich zurück ins Kissen und schloss die Augen, nachdem ich mit einem Blick auf die Nachttischuhr festgestellt hatte, dass es gerade mal zwei Uhr war. Doch so oft ich auch die Positionen änderte und versuchte mich abzulenken, indem ich an andere, schöne Dinge dachte, ich konnte einfach nicht mehr einschlafen. Wütend ballte ich die rechte Hand zu einer Faust und schlug damit auf die weiche Matratze, um meinen Frust darüber irgendwie ablassen zu können. Es gab kaum etwas schlimmeres, als in der Nacht wach zu liegen.

Um acht Uhr hörte ich die Stimmen meiner Eltern und Klappern aus der Küche im Erdgeschoss. Erleichtert darüber, dass die Nacht vorbei war und ich aufhören konnte mich mit Serien und anderen Videos zu beschäftigen, stand ich auf und lief im Bademantel die Holztreppe nach unten, um beim Tisch decken zu helfen. Meine Eltern musterten mich zwar argwöhnisch, als ich den Raum betrat, behielten aber neckische Kommentare für sich. Vermutlich konnte jeder Vollidiot sehen, wie genervt ich von der vergangenen Nacht war. Es erübrigte sich, dass ich während des Frühstücks kaum meine Augen aufhalten konnte und letztendlich dann einfach meinen Kopf auf die Platte legte und einschlief. Es war mir in diesem Moment wirklich egal, was sie von mir dachten. So müde war ich noch nie gewesen und damit war nicht nur die physische, sondern auch psychische Müdigkeit gemeint. Die momentane Situation machte mich schlichtweg fertig.

Als ich aufwachte, fand ich mich auf dem Sofa wieder, wohin mich wohl mein Vater verfrachtet hatte. Erfreut über die drei Stunden Schlaf, die ich gehabt hatte, kuschelte ich mich etwas mehr in die wuschelige Decke ein. Fast entfloh mir sogar ein zufriedener Seufzer, doch in diesem Moment tauchte das Gesicht meiner Mutter über der Sofalehne auf.

„Geht's dir jetzt besser?", fragte sie besorgt und ich nickte lächelnd. Natürlich machte sie sich Sorgen, dennoch hatte ich eigentlich genug davon, so sehr wie ich von ihnen in den letzten Tagen bemuttert wurde. Trotzdem hob ich meinen Kopf an, sodass sie sich hinsetzen konnte und legte diesen anschließend in ihren Schoß. „Wenn du nicht schlafen kannst nachts, musst du uns das sagen. Dann gehen wir nochmal zum Arzt und der verschreibt dir Schlaftabletten", meinte sie dann und ich schüttelte sofort den Kopf. „Bitte keinen Arzt mehr, ich brauche einfach etwas Ruhe für ein paar Tage, dann geht es mir wieder blendend", antwortete ich und hörte meine Mutter seufzen, während mein Blick auf den Couchtisch fiel. Dort lag mein Handy, unberührt seit der Ankunft. Auch meine Mutter hatte dies wohl gerade bemerkt.

„Hattest du schon Kontakt zu Liz? Sie macht sich bestimmt große Sorgen" Das stimmte wohl, ich konnte mir vorstellen, dass Liz nahezu wahnsinnig wurde und mir mittlerweile an die 400 Nachrichten geschrieben hatte. Ich stützte mich auf dem Bein meiner Mutter ab, wobei ein leichter Schmerz ausgehend von der Narbe durch meinen Unterbauch fuhr, und angelte das uralte Ding vom Tisch, das vermutlich einen Sturz aus 15 Kilometern Höhe überleben würde. Allein deshalb hatte es den Unfall überstanden. Es waren nur an die 40 Nachrichten, die Liz verfasst hatte, diese dafür vor Sorge triefend. Ich lachte kurz auf und schickte ihr ein Telefonsymbol, woraufhin sie mich eine Minute später anrief.

„Gott sei Dank, Aylin, du lebst!", rief sie mir direkt durch den Hörer entgegen, „Geht es dir gut? Und deinen Eltern? Ihr seid ja wieder daheim, oder?"

Ich wimmelte sie damit ab, dass sie einfach herkommen und selbst sehen solle und kurz darauf klingelte es bereits an der Türe. Meine Mutter verschwand grinsend im Bad, um eine Dusche zu nehmen und ich öffnete freudig. Es war schön meine beste Freundin wiederzusehen und wir umarmten uns lange.

„Lass dich anschauen!", meinte Liz dann und drehte mich einmal um die Achse, um meinen körperlichen Zustand zu betrachten. Ich ließ es einfach geschehen. „Fertig?", fragte ich dann lachend und sie zuckte mit den Schultern. Wir setzten uns auf das Sofa und ich winkelte meine Beine zum Schneidersitz an, was momentan die angenehmste Pose war. „Ich könnte schwören, dass du anders aussiehst. Nur leider kann ich dir nicht sagen was genau...", meinte Liz und musterte mich erneut, woraufhin ich sie mit einem Kissen abwarf. Sie wusste genau, dass ich das hasste. Letztendlich entschieden wir uns dazu Schokomasken aufzutragen, die sie mitgebracht hatte und gerade als sie dabei war mir die Pampe auf das Gesicht zu schmieren, hielt sie inne. Ihr Gesicht erhellte sich und sie schnipste mit den Fingern.

„Ich weiß, deine Augen! Sie sind silber!", rief sie entzückt und rutschte dann noch näher, um es sich genauer anzusehen. Schnell stand ich auf und hielt entsetzt die Hände vor die Augen.

„W-was meinst du mit silber?", stammelte ich entsetzt und drehte mich von ihr weg. So schnell ich konnte, lief ich zum Spiegel im Flur und warf einen ungläubigen Blick auf das Bild, das sich mir bot. Liz hatte recht, meine sonst durch und durch grünen Augen hatten über Nacht silbrige Schleier bekommen, die das grün schon bald zu überdecken drohten. Ich schluckte. Das konnte doch nicht wahr sein. 



Yay, ich bin mal wieder ans Überarbeiten gekommen

ENJOY!

Black -mein SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt