"Aber wieso?", fragte ich ihn und legte meine Stirn nachdenklich in Kraus, mir fiel im besten Willen kein Grund ein, warum er Michael hintergehen wollte. "Ich will ihn auch nicht hintergehen, aber wie gesagt, er muss ja nicht immer alles wissen", brummte Lucas und bedeutete mir ihm zu folgen, meine Frage hatte er immer noch nicht richtig beantwortet. "Wie versprochen darfst du jetzt Hayes sehen, aber nicht zu lange...", meinte er und führte mich raus aus meinem Zimmer, einige Treppen runter, durch noble und prunkvoll eingerichtete Gänge. Ich schluckte, ein dicker Kloß steckte in meinem Hals, wie sollte ich Hayes gegenüber treten? Mit dem Wissen, dass er alles für mich tun würde, war es nicht einfach sich angemessen zu verhalten. Doch tief in meinem Herzen wusste ich, dass ich auch alles für ihn machen würde, auch wenn ich ihn nicht so sehr liebte wie er mich. Da war einfach noch Black, auch wenn er tot war, er ging einfach nicht aus meinem Herzen. Vermutlich würde das noch lange dauern, vielleicht zu lange, würde ich jemals jemand anderes lieben können? "Ja natürlich, du wirst sehen, es findet sich schnell jemanden für dein Herz", lächelte Lucas und seine Stimme war das erste Mal warm und strahlte Geborgenheit aus. Wieso sagte er so etwas? Verwirrt über seine Worte schüttelte ich den Kopf, machte mich daran ihm weiter in die Tiefen des Hauses zu folgen. Wir hielten vor einer dunklen mächtigen Holztüre, doch bevor er sie öffnete sie, drehte er sich noch einmal zu mir um. "Rede in Ruhe mit ihm, du brauchst auch keine Angst zu haben, ihr werdet euch bestimmt wieder sehen", versicherte Lucas mir und ich nickte langsam. Hatte der Gute etwa ein schlechtes Gewissen?
"Hayes?", meine Stimme hallte kurz von den Wänden wieder, tief in den dunklen Raum aus Stein hinein. Es war unverkennbar der Raum, in dem ich auch bis gestern gewesen war. "Aylin?", hörte ich ihn fragen und dann erschien er in meinem Sichtfeld, erstaunt und freudig. Schnell schloss ich ihn in meine Arme, spürte wie er mich fester an sich zog. "Sie stecken dich nicht hierher zurück, oder?", fragte er mich dann nach kurzer Zeit besorgt und ich schüttelte den Kopf, so gut es eben an seine Brust gedrückt ging. "Nein, nein, Lucas hat mir erlaubt dich zu besuchen", antwortete ich leise und seufzte. Wieso ich ihm nichts von allem erzählte, nichts von meinem Geständnis gegenüber Lucas erzählte? Vermutlich um ihm unnötige Sorgen zu ersparen, auch wenn ich wusste, dass er wahrscheinlich gerade meine Gedanken las. "Ich bin so unheimlich froh dich zusehen", gab er zu und ich konnte spüren, dass es stimmte. "Ich auch, ich musste dich sehen. Hayes, du bist der einzige den ich noch habe!", flüsterte ich und schluchzte, nicht schon wieder. "Hey, ist doch gut, du bist ja bei mir. Ich glaube immer noch daran, dass wir es hier raus schaffen, lebendig.", murmelte er und ich lachte trocken auf, so viel Hoffnung konnte ein Mensch doch nicht besitzen. "Du weißt, dass wir hier in diesem Haus zum sterben verdammt sind? Vielleicht nicht heute, aber irgendwann bestimmt", erwähnte ich unsere Zukunft als ewige Hausgefangenen. "Das kann man nie wissen, die Zuversicht ist wichtig Aylin!", meinte er und wir lösten uns aus der Umarmung, nervös strich ich mir die Haare aus der Stirn. "Ich kann verstehen, dass du nicht die gleichen Gefühle zu mir hast, wie ich zu dir. Aber ich kann dir sagen, dass Black dich geliebt hat, wirklich geliebt und wenn er jetzt hier wäre, würde er so wie ich alles tun um dein Wohl zu sichern", Hayes sah mir tief in die Augen, "Gib mir die Chance dich zu retten, sei mir nicht böse, wenn ich etwas tue, was nicht nach deinem Willen geschieht, denn ich mache es für deine Sicherheit. Bitte glaub daran, dass wir es hier raus schaffen, denn wenn ich alleine glaube, dann ist es wirkungslos." Ich nickte, Tränen rollten stumm meine Wangen herunter, seine Worte hatten mich tief berührt. "Aber ich will nicht, dass du dein Leben für mich gibst, denn das ist es nicht wert!", flüsterte ich und er atmete hörbar aus. "Alles ist alles, auch mein Leben. Du bist wichtiger als ich, auch wichtiger als Black, du bist eine Auserwählte die beschützt werden muss", antwortete er und strich mir die nassen Spuren von der Wange, "Weine nicht mehr, das erschöpft nur" Ein leises "Ja" verließ meine Lippen. Lucas betrat den Raum, ich spürte seine Anwesenheit und verabschiedete mich traurig von Hayes. "Wir sehen uns bald wieder, verlass dich darauf!", meinte er und ich lächelte. Ja ich würde daran glauben, ich würde an die Freiheit glauben, an unsere Freiheit. "Stell dir vor was wir zwei noch erreichen könnten", flüsterte Hayes noch an mein Ohr, bevor ich mich umdrehte und den Raum verließ. Wir könnten so viel erreichen, das wusste ich, das hatte ich die ganze vergangene Zeit gewusst. Doch schafften wir das auch ohne Black, ohne jemanden der furchtlos war? Hayes war zwar ebenfalls mutig und selbstlos, aber er war einfach nicht der beste Kämpfer.
"Wie war es? Habt ihr euch gut ausgesprochen?", fragte mich Lucas und erneut stellte ich fest, dass er ganz anders war als ich anfangs gedacht hatte. Er war plötzlich nett, sprach mit mir über meine Gefühle und stellte seine Loyalität zu Michael in Frage. "Es war gut, sehr gut. Ich weiß wieder wieso es sich für mich lohnt zu leben", antwortete ich wahrheitsgemäß, zu lügen würde mich nicht weiterbringen. "Ich freue mich, wenn du offen mit mir redest, das erspart uns beiden eine Menge Ärger. Jetzt wirst du erst einmal etwas essen und danach will Michael mit dir reden, denk an das, was ich dir dazu gesagt habe", meinte er und ich erinnerte mich sofort.
"Ich werde es Michael erst einmal nicht sagen, das hat Zeit und ich möchte, dass du während du mit ihm redest kein Wort darüber sagst oder überhaupt denkst"
Also meinte er es ernst, wirklich ernst, er half mir. "Du musst mir nicht vertrauen, aber glaub mir, auch böse Engel können sich ändern", flüsterte er noch in mein Ohr, dann verließ er das Zimmer und ließ mich verdattert zurück. Auch böse Engel können sich ändern? Er gab also zu, dass er böse war, aber ob er sich wirklich ändern konnte?
| UUUUUUUUUUUUUUUnd yeah, another chapter...(<- heißt das Kapitel?)
Ich bin jedenfalls sehr zufrieden, ich habe sehr viel geschrieben und fühle mich jetzt echt gut! ;)
Wie sieht es jetzt aus? Gut oder Böse?
Bis bald <3
DU LIEST GERADE
Black -mein Schutzengel
FantasyTEIL 1 DER SCHUTZENGELREIHE - wird überarbeitet - ||Alles was ich noch sah, bevor mein Kopf brutal an den Vordersitz geschleudert wurde, war das gleichgültige Gesicht des Geisterfahr...