Kapitel 57

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Ich hatte das Essen nicht angerührt, zu groß war die Angst vor Michael. Ob er wohl ahnte, dass Lucas ihn hinterging und sich nun selbst Informationen verschaffen wollte? Wohl eher nicht, wahrscheinlich war er einfach nur jemand, der sich seiner Sache sicher sein wollte. Seufzend stellte ich das Tablett mit der Suppe zur Seite und fing an nervös hin und her zu laufen. Wieso hatte alles so kommen müssen, so verdammt schief laufen müssen? Ich wünschte mir manchmal einfach nur, dass der Unfall nicht passiert wäre, dann würden alle noch leben. Wütend presste ich meine schon wieder zitternden Lippen aufeinander und ballte meine Hände zu Fäusten. Klar, Black und Hayes getroffen zu haben war schön gewesen, ich liebte die beiden für das was sie taten und waren, aber ich hätte das vermutlich alles verhindern können. Es klopfte und mein Herz blieb vor Schreck kurz stehen. Wieso klopfte Michael, er war doch für so etwas nicht der Typ. Er war weder ein Gentleman, noch konnte ich mir vorstellen, dass er die Privatsphäre anderer beachtete. Wieder das Klopfen, diesmal energischer und lauter. "Ja?", meinte ich und schon wurde die Tür aufgerissen. Mir gegenüber trat ein Mann, vielleicht Mitte dreißig, mit einer Glatze und stechend roten Augen. Ich musste zweimal blinzeln um darüber klar zu werden, dass sie wirklich diese Farbe hatten. Der Mann hatte das gleiche überhebliche Lächeln aufgesetzt wie Michael hinter ihm und ich schloss daraus, dass die zwei miteinander verwandt waren. Mein Mund klappte auf, wie zu oft in letzter Zeit und ich ging vorsichtshalber ein paar Schritte zurück. "Du bist also Aylin", stellte er fest und Michael nickte dazu, es war komisch. Wie als würde er eine Antwort erwarten hob er eine Augenbraue und sah mich abwartend an. "J-ja", meinte ich und sah verwirrt zu Lucas, der gerade ebenfalls den Raum betrat. "Das ist Lucifer, der Herrscher über die Hölle.", erklärte dieser und alle drei grinsten, als ich erschrocken noch einen größeren Sicherheitsabstand zwischen uns brachte. "Keine Angst, ich bin nicht so wie Michael und verhalte mich verachtend gegenüber einer jungen Dame", lächelte Lucifer und nickte zu Michael rüber, der ihm einen belustigten Blick zu warf. "Normalerweise bin ich auch nicht so, aber sie ist eine Diebin und nur durch Lucas ehrenhaftes Verhalten dem Tod entronnen. Ich darf mit ihr umgehen wie ich will", verteidigte sich Michael, woraufhin Lucifer nur den Kopf schüttelte. "Frau ist Frau und noch dazu eine so hübsche, sie würde sich gut in meinem Palast machen...", warf er dann ein und ich sah erschrocken zu Lucas, das war nicht deren Ernst?! "Nein, das geht nicht, sie gehört zu mir", meinte Lucas und jegliche Freundlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. Ich hörte nur wie Michael scharf die Luft einzog und bemerkte wie sich Lucifers Gesichtsausdruck zu gequält änderte. "Lucas, folge mir, sofort", knurrte Michael und kurze Zeit später schloss sich die Türe. Ich war allein mit Lucifer, dem Mann, der Black auf seinem Gewissen hatte.

Lucas Sicht:

"Was soll das?!", zischte Michael und drehte sich, nachdem wir im Nebenzimmer waren, ruckartig zu mir um. Doch ich ließ mich nicht klein kriegen, heute nicht. Ich stellte mich nur noch aufrechter hin, verschränkte die Arme vor der Brust und begann zu erklären. "Sie gehört jetzt mir und ich bin so nahe dran ihr Vertrauen zu gewinnen! Außerdem willst du doch auch das Schwert wieder haben und wenn sie es Lucifer erzählt, haben wir schlechte Karten" "Ich habe einen Deal mit ihm, wenn sie redet, dann muss er es mir sagen und wie du vielleicht weißt kann er sehr überzeugend sein", antwortete Michael ungerührt und seine dunklen Augen fixierten mich. "Lucifer hat schon Black bekommen, wieso gibst du ihm immer alles?! Sie ist mein Spielzeug und so langsam nimmt sie es mir ab, dass ich mich von dir abwende!", konterte ich und meine Stimme wurde immer lauter. "Solange du nur so tust als ob du dich gegen mich stellst ist es gut. Ich musste Black an ihn abgeben, er ist Lucifers Lehrling gewesen", meinte er und öffnete erneut die Türe. "Okay du behältst sie fürs Erste, aber Lucifer hat genug Gründe Anspruch auf sie zu erheben. Wenn er das tut, müssen wir sie hergeben und ich hoffe für dich, dass du ihr kleines Geheimnis bis dorthin herausgefunden hast...", fügte er noch hinten an und verließ dann den Raum. Ich folgte ihm mit einem siegessicherem Lächeln auf den Lippen.

Aylins Sicht:

Lucifer grinste noch immer, schon seit fünf Minuten starrte er mich an und rührte sich nicht. Seine Augen waren gruselig, sein ganzes Aussehen an sich war wie als hätte ich den Teufel höchstpersönlich vor mir sitzen und leider war dem auch so. "Wo ist das Schwert?", fragte er mich dann gerade heraus und seine vorher noch sanft glänzenden Augen blitzten gefährlich auf. "I-ich weiß es nicht", antwortete ich leise, doch das war wohl eindeutig die falsche Antwort. "Er hat gesagt nur du wüsstest es, also verdammt nochmal, rück mit der Wahrheit raus oder ich werde ungemütlich, so viel Respekt ich auch vor dir habe", zischte er und kam mit zwei großen Schritten direkt auf mich zu, drängte mich in die letzte Ecke des Zimmers. Gerade als ich zu einer einerseits trotzigen, aber auch weinerlichen Antwort ansetzen wollte wurde die Türe aufgerissen. "Tut mir leid Lucifer, aber Lucas hat einen höheren Anspruch als du auf sie", erklärte Michael mit fester und zugleich gleichgültiger Stimme und wies Lucifer mit einer Hand an, den Raum zu verlassen. "Nun gut, wenn das so ist... Wir sehen uns bald wieder Aylin", säuselte er und bevor er rausging, drehte er sich noch einmal um. "Vergiss nicht, ich bin dein edler Ritter", meinte er dann noch und ging. Völlig verwirrt ließ ich mich auf den Boden gleiten, ignorierend, dass ich dabei genauestens von Lucas beobachtete wurde. Was meinte Lucifer damit? Wieso sollte er mein edler Ritter sein? "Ihr kennt euch?", hörte ich Lucas fragen und schnell schüttelte ich den Kopf, woher auch? "Er hat mir gedroht, er wollte wissen wo ich das Schwert habe", flüsterte ich und realisierte, dass ich wieder angefangen hatte zu weinen. Es sollte einfach alles wieder gut werden!

| Na ihr?
Habt ihr das Kapitel auch gut gelesen?  😁
Bis bald, mal schaun wie viel ich schaffe in den nächsten Tagen zu schreiben... ❤️

Black -mein SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt