Kapitel 55

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"Lucas, Lucas mach schon auf!", schrie ich und hämmerte mit den bloßen Fäusten auf die Türe ein. Vermutlich war es idiotisch zu denken, dass er da draußen stehen und mich hören würde... Meine Ohrfeige hatte ihn verärgert, garantiert und ich konnte nur hoffen, dass er es nicht zu persönlich nehmen würde. Verzweifelt ließ ich mich auf den Boden sinken, starrte an die kalte Wand gegenüber und rieb mir über meine Augen. Ich hatte keine Lust mehr zu weinen, vermutlich war ich einfach ausgetrocknet. Ich wusste, dass sie es herausfinden würden, Hayes wusste es auch. Sie würden alles herausfinden, was Black getan hatte, wo das Schwert war und überhaupt, was ich konnte. Wieso sah mich das Schwert als eine Auserwählte an? War ich das wirklich? Was war ich überhaupt? "Das frage ich mich auch", meinte jemand und als ich erschrocken den Kopf hob, erblickte ich Lucas direkt vor mir sitzend. Wieso hatte ich ihn nicht bemerkt? "Wie lange liest du schon meine Gedanken?", fragte ich ihn nur, zu erschöpft um mich aufzuregen. "Naja, sagen wir es so: Schon eine lange Zeit", grinste er und ich konnte mich doch dazu durchringen ihm einen durchaus giftigen Blick zuzuwerfen. "Was finden eigentlich alle daran meine Gedanken zu lesen?!", schimpfte ich los und warf meine Hände deprimiert in die Luft, "Könnt ihr mich nicht einfach mal in Ruhe damit lassen? Schonmal was von der verdammten Privatsphäre gehört?! Wenn ich mir vorstelle, dass andauernd meine Gedanken gelesen werden..." "Wir können nur wissen was du denkst, wenn du es bewusst tust, alles andere bleibt sogar für uns verschlossen", unterbrach mich Lucas und meine Hände sanken nach dem wilden Rumgefuchtel wieder zurück in meinen Schoß. "Echt jetzt?", meinte ich nur und als er nickte, lehnte ich mich wieder etwas entspannter zurück.

"Also, willst du mir jetzt sagen, wieso du etwas besonderes bist oder weiterhin vor dich hin schweigen?", fragte er mich nach einiger Zeit der Stille und ich lachte auf. "Wieso sollte ich dir das erzählen?", antwortete ich und legte eine besonders abwertende Betonung in das 'dir'. "Vielleicht weil du keine andere Wahl hast?!", gab er zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust. Ich schüttelte nur den Kopf, wieso dachte er, ich hätte auf so gut wie alles eine Antwort? "Das denke ich nicht, allerdings glaube ich, dass du mir einige Sachen verschweigst und das tust du garantiert.", lächelte er und zog besserwisserisch eine Augenbraue hoch. "Gebt ihr euch immer so eine Mühe um Menschen die ihr später doch eh umbringt?", erwiderte ich nur und tat ihm das Verschränken der Arme gleich. So saßen wir uns nun gegenüber, wie zwei Indianer in ihrem Tipi, nur die Friedenspfeife fehlte. "Ich könnte organisieren, dass du Hayes nochmal siehst und dass die Anschuldigungen gegen ihn vorerst fallen gelassen werden", meinte er und lächelte, er wusste er hatte mich. "Du hast gesagt ihm würde nichts passieren!", zischte ich und er zuckte nur mit den Schultern. "So was gesagtes kann sich schnell ändern, Michael wollte ihn eigentlich vor das Gericht bringen...", erwiderte Lucas und ich war nahe dran ihm wieder eine Ohrfeige zu verpassen, beließ es aber dann dabei meinen Blick verachtend von ihm abzuwenden. "Also?", erkundigte er sich und ich lächelte nur säuerlich. "Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dir das jetzt sage, nachdem du mir offenkundig mitgeteilt hast, dass deine Worte sowieso nur dahergeredet sind", formulierte ich meine Antwort, wagte es dennoch nicht ihn wieder anzuschauen. Das einzige was ich draußen entdecken konnte, war der graue Himmel und eine Baumkrone, die sich leicht im Wind bewegte. "Michael möchte dich heute noch sprechen, glaub mir, da ist unser Gespräch noch ein Kaffeeplausch.", lenkte Lucas das Thema in eine andere Richtung, die Frage war nur ob es jetzt beruhigender war. "Ich komme gut damit klar, mächtige Engel wie du sind doch alle gleich", entgegnete ich nur und versuchte so überzeugend wie möglich zu wirken, während ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht schob und hinter mein Ohr verfrachtete. "Aylin, komm schon, rede mit mir. Wieso bist du so anders, so anziehend?", murmelte er und mein Atem stockte. "Ähm, w-was?", stotterte ich nur und realisierte die Röte, die mir eilig ins Gesicht stieg. Er spielte bloß mit mir, versuchte mich auf andere Weise zum reden zu bekommen. Trotzig schwieg ich, ließ meinen Blick weiterhin im Zimmer umher kreisen. "Gut, dann sorge ich dafür, dass Hayes noch heute vors Gericht gestellt wird und seine gerechte Strafe erhält", schulterzuckend machte er sich daran die Tür zu öffnen, doch ich schnappte mir seinen Ärmel und hinderte ihn am Verlassen des Raumes. "Ich sag dir alles, ich werde dir alles berichten, aber lass Hayes in Ruhe", flehte ich ihn an und er nickte langsam und ernst, während er letztendlich die Türe schloss. 

"Ich hatte vor ein paar Wochen einen Autounfall, ein Geisterfahrer, der mit voller Wucht gegen uns gestoßen ist. Im Gegensatz zu meinen Eltern bin ich aufgewacht, habe Black gesehen, der sich um mich kümmern wollte. Meine komplette Hüfte war auf einer Seite aufgeschlitzt gewesen und laut Black hatte ich viel zu viel Blut verloren. Er hat mir erst die Schmerzen genommen, aber er wusste, dass ich es eventuell nicht schaffen würde, wenn er mir nicht helfen würde, also tat er was er für richtig hielt.", ich schluckte und sah in Lucas Gesicht, einzig die Neugier spiegelte sich darin. "Er hat mir von seinem Blut gegeben", ergänzte ich die kleine Geschichte noch und meine Finger verhakten sich gewaltsam miteinander. "Er hat dir, einem Menschen, Blut gegeben?", Lucas starrte mich entsetzt an, doch das war nicht das einzige. Er war auch verblüfft und, und unheimlich fasziniert. "Er wollte mich doch bloß retten, wie es sich gehört für einen Schutzengel, es war die einzige Chance...", flüsterte ich und beobachtete weiterhin meine Finger, die ihr nervöses Spielchen fortsetzten. "Ich werde es Michael erst einmal nicht sagen, das hat Zeit und ich möchte, dass du während du mit ihm redest kein Wort darüber sagst oder überhaupt denkst", befahl mir Lucas und jetzt war es an mir erstaunt den Kopf zu heben. "Du erzählst es nicht Michael?", mein Mund stand garantiert auf, wie immer und ich konnte nur hoffen, dass ich mich nicht verhört hatte. "Nein"


|| Ajajajajajajaj...

Was macht der Herr denn da? Wird da jemand aufsässig?

Jedenfalls möchte ich euch mitteilen, dass ein Kapitel ab jetzt immer circa tausend Wörter lang wird, was aber auch heißt, dass es mal länger dauern könnte bis ich update.

Danke für euer Verständnis <3 


Black -mein SchutzengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt