7. FIFTH COLLISION
Montagmorgen. Ich hasste es. Erst stand ich verdammt früh auf, und dann musste ich auch noch in die Schule. Müde schloss ich meinen Spint und klemmte mir die Bücher unter den Arm. Ich schlurfte den Gang entlang und versuchte so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Immerhin war ich noch im Halbschlaf.
Ich schritt um eine Ecke und knallte direkt in eine Person. Ich verlor natürlich das Gleichgewicht, kein Wunder bei einer schlafwandelnden Mumie, und drohte wie ein Sack Mehl umzufallen. Blitzschnell wurde ich an der Taille ergriffen und aufrecht gezogen. Ich konnte die Lider gerade so offen halten, um meinen Retter zu begutachten.
Retter? Mörder, würde es wohl eher treffen.
»Du brauchst dich nicht selber umbringen, Kleines. Ich werde das übernehmen!«, lachte er und ich konnte nicht fassen, dass er wirklich hier war. Spionierte er mir hinterher? Ja, stimmt. Ich hatte ja etwas gesehen, was ich nicht sehen wollte, und deshalb stehe ich jetzt unter Beobachtungen. Aber diesen Spruch hätte er sich auch klemmen können!
Mittlerweile waren kaum noch Schüler auf dem Gang und ich befürchtete, dass ich die nächste Stunde nicht pünktlich erreichen würde. Schließlich stand Louis immer noch genau vor mir und blickte mich an. Er sah nicht so aus, als würde er sich jetzt verdünnisieren.
»Was?«, fragte ich leicht genervt, und biss mir dann auf die Lippe. Ich sollte Respekt vor diesem Mörder haben, immerhin hat er mich am Leben gelassen. Wahrscheinlich nicht mehr lange.
»Dicke Lippe, Kleines , sagte er ein wenig verstimmt, »ich rate dir nur dich gut zu verhalten.«
Ich nickte unterlegen und sah zu Boden.
»Weißt du, es ist deine Schuld, dass der arme Mann fürchterliche Qualen erleiden musste, Kleines!«, sagte er und seine Stimme hatte so einen merkwürdigen Klang angenommen. Sie enthielt Mitgefühl und Sorge, und das hatte ich noch nie bei ihm erlebt. Es klang so schön und gleichzeitig so falsch. Vielleicht weil es nicht echt war. Denn das Blitzen in seinen Augen verriet ihn.
Ich realisierte den Inhalt der Worte. Ich war schuld. Wegen mir hatte der Mann noch stärkere Schmerzen. Wegen mir ist er jetzt tot.
»Immerhin hatte ein zerschossenes Bein und einen Streifschuss an der Schläfe. Pass auf, Kleines, denn vielleicht wird dir das auch passieren; in naher Zukunft; deshalb rate ich dir behalt unser kleines Geheimnis für dich!«, würde es nicht so verdammt ernst sein, würde ich lächeln, weil solche Worte von einem süßem Jungen verdammt lieb waren, doch sowas existierte nur in meinen Träumen, und meiner Fantasie. Wie in Büchern oder Filmen. Dass der Junge auf das Mädchen aufpasst und so... Aber das hier war bittere Realität.
Louis wollte mir Schuldgefühle verpassen. Damit ich mich noch unwohler als sowieso schon fühlte und vielleicht somit eingeschüchtert war. Doch da musste er sich keine Mühe geben, das war ich von Anfang an gewesen!
Ohne Scheiß, Louis sah gut aus. Er war attraktiv und dann diese Haare. Gerne würde ich durch sie hindurch fahren. Doch das werde ich niemals tun. Seine Augen waren etwas Besonderes. Sie waren blau, grau und auch irgendwie in irgendeiner Hinsicht grün. Immer nur ein bisschen und immer nur wenn man genau hinschaute, doch ich hatte diese Details gefunden, was sicherlich nicht viele Mädchen geschafft hatten.
Doch Louis war ein Arschloch. Ein Psychopath und ein Mörder. Er war nicht er selbst. Denn er skrupellos und eiskalt. Wenn ich es so sehe, würde ich sogar fast sagen, dass er keine Menschlichkeit besaß. Er hatte keine Gefühle, und wenn waren sie nur Show. Vielleich steckte hinter jeder Show ein bisschen Wahrheit, aber die war so gut versteckt, dass man sie nicht sah. Ich jedenfalls nicht.
Louis war furchtbar. Er wollte mir die Schuld zuschieben. Und irgendwie hatte er es auch geschafft. Ich war wirklich Schuld, dass der Mann leiden musste. Sicherlich hätte Louis ihn sofort getötet, nur wegen mir musste er fürchterliche Schmerzen ertragen. Was wenn Louis ihn so oder so gequält hätte? Nein, unmöglich. Ich war schuld. Wegen mir hatte der Mann einen Schuss ins Bein quittiert und war somit verletzt.
Vielleicht dachte Louis ich würde es nicht sehen, doch ich hatte es getan. Es war Lust. Mörderische Lust Menschen zu zerstören, ihr Leben zu killen und ihnen Leid zuzufügen. Nur zu gerne würde ich erfahren, warum er so war.
Aber von einem Mörder wollte ich nichts wissen. Ich konnte nur hoffen, dass er mich bald in Ruhe lässt. Von mir aus sollte er mich hypnotisieren lassen, damit ich vergas was in jener Nacht passierte, wie ich ihn kennenlernte. Hauptsache er ließ mich in Ruhe.
-
Ich hatte keine Lust mehr auf Unterricht. Schließlich war ich eh schon zu spät und meine Freundinnen hatten mich sicherlich auch nicht gedeckt. Nicht mehr. Ich hatte bis jetzt keine Chance gehabt, mich mit ihnen zu unterhalten, doch selbst sie schienen nicht besonders viel Wert darauf zu legen.
Ich ging auf den Schulhof und setzte mich auf einen Bank. Ich starrte auf die befahrende Straße neben der Schule und beobachtete, wie die Autos vorüberfuhren. Seufzend stützte ich meine Ellenbogen auf die angewinkelten Knie und schloss für einen Moment die Augen.
»Solltest du nicht im Unterricht sein?«
Erschrocken öffnete ich meine Augen und sah auf. Vor mir stand der blonde Junge von gestern.
»Niall!«
»Jo. Was machst du hier, Clea?«, fragte er freundlich und normal, sodass ich ihn ein wenig verstört anstarrte.
»Ich denke nach«, sagte ich.
Niall seufzte kurz und setzte sich dann neben mich auf die Bank.
»Worüber?«
Ich seufzte ebenfalls. Ich hatte Angst vor den Jungs. Wirklich. Dennoch war mein Mund schneller als mein Verstand.
»Tu nicht so, Niall. Bist du dran mit Beobachten, mich zur Grenze der Angst treiben? Mich innerlich foltern? Ich werde nichts sagen, versprochen«, schrie ich und sah Niall verletzt an. Er starrte ebenso regungslos wie überrasch zu mir. »Ich habe ein Leben, das schwer genug ist. Glaube mir, ich habe einen Vater und eine Stiefmutter. Ich habe ein scheiß Leben, und dann ist da auch noch der Junge, der mir droht!«
-
ein kleiner Einblick in die Gefühlswelt von der lieben Clea, ... Enjoy!
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Heart of a killer [l.t.]
Fanfiction| COMPLETED | ,,Nachts. Alleine. In den dunklen, schmutzigen Gassen der Stadt. Da will man nicht alleine sein. Man möchte die rauen Gestalten der Dunkelheit nicht begegnen. Denn sie sind gefährlich und skrupellos. Ich bin anders. Ich bin froh, da...