29. Interlude

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29. INTERLUDE


Was war hier los?

Orientierungslos öffnete ich meine Augen und mein Blick fiel nicht so wie jeden Morgen aus dem Fenster, wo ein großer Baum stand, sondern auf eine graue Wand. Sie war übersäht mit Strichen, die schwarz oder auch rot waren. Ich blickte mich panisch um und sah einen kleinen Raum mit einem winzigen Fenster, das kurz unter der zwei Meter hohen Decke angebracht worden war. Die Fensterscheiben waren dreckig und ich konnte, außer Gitter davor, nichts erkennen. An der einen Seite der Wand hing eine Holzbank auf der eine dünne Decke lag und dann war da noch die Tür, die aus Eisen war. In ihr war auf Augenhöhe eine Luke eingebracht worden und diese war geöffnet. Ich blickte in zwei dunkelbraune Augen und zuckte erschrocken zusammen.

Ich richtete mich langsam auf, da ich an der Wand gelehnt dagesessen hatte, und ging auf die Tür zu.

»Zayn«, sagte ich und war erschrocken über meine kratzige Stimme. Der Dunkelhaarige sah mich besorgt an und ich starrte zurück.

»Es tut mir Leid, Clea«, raunte er und senkte seinen Blick.

»Wo bin ich hier?«, sagte ich ausdruckslos und ich schwöre, es kostete mich alle Mühe nicht herumzuschreien. Am liebsten hätte ich Zayn das Gesicht zerkratzt, und ihn verprügelt, doch ich hatte die leise Hoffnung, dass er mich hier rausholen könnte. Diese Männer hier kannte ich alle nicht, aber ich bezweifelte, dass Zayn zu ihnen gehörte.

Er war doch ein Freund, oder doch nicht? Ich dachte es jedenfalls, aber ich sollte keinem Mörder trauen.

»Das ist eine alte Zelle«, sagte Zayn und sah zur Seite.

»Warum tust du mir sowas an?«, fragte ich und beobachtete ihn durch die Gitterstäbe, die selbst an dem kleinem Fensterchen in der Tür angebracht war. Diese Zelle wurde sicherlich für Schwerverbrecher genutzt.

»Ich brauche das Geld.«

»Welches fucking Geld?«, sagte ich nun ein wenig lauter.

»Das Geld, was sie mir angeboten haben, um dich hierherzubringen!«, sagte Zayn leise und sah mich reuevoll an. »Ich brauche es. Für meine Familie und für mein Studium.«

»Du willst ein Studium machen? Witzig«, sagte ich und lachte ausdruckslos auf.

»Ja«, meinte Zayn mit fester Stimme, »es muss irgendwie weitergehen; und mein Plan ist es zu studieren!«

»Genau, und nebenbei bringst du die Leute um, die du nicht magst, die dich nerven, die es angeblich verdient haben, und dann auch noch welche bei denen es dir verdammten Spaß macht. Ich sag dir eins Zayn: am Ende sitzt du alleine im Saal, und du wirst dich wundern, warum auf einmal keiner mehr da ist, geschweige dann dich mag!« Ich war richtig in Fahrt und merkte gar nicht, wie ich immer lauter wurde.

Eine Zeit lang war es still. Meine Hände umklammerten die Gitterstäbe und meine Stirn lehnte gegen sie. Zayn war einen Schritt zurück getreten und sah mich wahrscheinlich an.

»Wie auch immer«, murmelte ich.

»Bekommst du nicht genug Geld von eurer Gang?«, fragte ich nun wieder ruhiger. Es tat mir leid, dass ich Zayn angeschrien hatte, doch es stimmte auch teilweise. Ich wusste nicht, ob er Spaß am Morden hatte, aber so wirkte er auf mich, und vielleicht sollte er das dann ändern.

»Ich hasse es Clea. Jeden verfuckten Morgen wenn ich aufstehe und daran denke, dass ich heute vielleicht wieder jemanden umbringen muss... Ich würde am liebsten aus dem Fenster springen oder weglaufen. Aber ich brauch das Geld. Meine Familie braucht das Geld. Und Louis... seitdem du in sein Leben getreten bist, ist wieder so anders geworden. Und weißt du was im Moment mit ihm los ist? Er sitzt in der Ecke und starrt die Wand an. Ich brauch das Geld, und wenn wir nichts machen und nur herumsitzen bekommen wir kein Geld. So sieht es aus.

Ich hätte niemals gedacht, dass ich unseren Gegnern mal einen Vorteil verschaffe, aber hätte ich das nicht getan würde Louis nie aufwachen!«

Ich sah Zayn mit aufgerissenen Augen an.

»Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich und sah Zayn vorsichtig an. Er ließ die Schultern hängen und sah mich prüfend an.

Ich zuckte erschrocken zusammen als ich hörte, dass sich in der Ferne eine Tür öffnete, und dann Schritte über den Gang hallten. Erschrocken sah ich zu Zayn doch der blickte mich nur hilflos an.

»Be a friend«, sagte ich. »Sag Louis Bescheid. Bitte.« Flehend sah ich Zayn an. Dieser starrte mich nur an.

Ein Mann kam auf mich zu und sah mich verschmitzt an.

»Du bist also die süße Clea«, säuselte er und grinste mich dreckig an. Ich erschauderte und ging in die hinterste Ecke der Zelle.

»Auch, noch so ängstlich. Das werden wir dir schon noch austreiben!«, lachte er gehässig und ich drehte mich um. Ich hoffte, dass Louis auftauchen würde, oder irgendjemand mich retten würde. Mir war schon klar, was die Bastarde vorhatten. Sie wollten doch eh nur auf das eine aus.

Ich hörte wie sich die Tür öffnete und ich zuckte zusammen und kauerte mich in eine Ecke. Meine Beine fest umklammert, versuchte ich mich so klein wie möglich zu machen.

Plötzlich wurde ich an den Haaren hinaufgezogen und gegen die kalte Betonwand gepresst. Der Mann drückte mit Gewalt mein Kinn nach oben und drückte meinen Schädel gleichzeitig gegen die Wand. Mein Hals tat weh und die Wunde begann wieder zu bluten. Ich atmete schwer.

»Zayn«, rief ich halblaut und betete, dass er mir half.

»Aber, aber«, murmelte der Mann. »Ich will doch nur ein wenig Spaß mit dir haben!« Er senkte seinen Kopf und begann meinen Hals zu „küssen". Es war eher ein nassen Sabbern und ich versuchte ihn wegzudrücken. Er kam meiner Burst immer näher und er fuhr mit einer Hand unter mein T-Shirt und schob es immer weiter hoch. Mit der anderen Hand drückte er mich grob gegen die Wand.

»Halt still«, fluchte er und gab mir eine Ohrfeige. Ich weinte und schrie nach Zayn, doch keiner kam. Es war die verdammte Hölle.

Vielleicht sollte ich mir einfach vorstellen, dass es Louis war. Aber er wäre nie so grob und gemein. Nicht er. Außerdem hatte es sich bei ihm gut angefühlt. Jetzt fühlte ich mich elend. Mein Hals tat weh und mein Hinterkopf auch, da der Mann mich grausam fest gegen die Wand drückte.

Seine Hand wanderte zu meinem Rücken und er tastete nach dem Verschluss meines BHs. Ich versuchte mein Knie zu heben, doch ihm entging meine Bewegung nicht, denn er lächelte mich nur böse an.

»Miezekatze«, grunzte er, »nicht so schnell.«

Erschrocken nahm ich war, wie seine Hand wieder meine Wange traf, und mein Kopf leicht zur Seite fiel. Ich sah nur noch verschwommen und alles schien so unsichtbar. Der Boden bebte und es fühlte sich an, als würde ein Welle voller Luftdruck durch die Zelle fegen. Meine Sinne waren getrübt und alles war so fern.


Heart of a killer [l.t.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt