53. Twenty-Seventh Reunion (pt. I/II)

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53. TWENTY-SEVENTH REUNION

»Warum bist du eigentlich wirklich hier, Niall?«, wagte ich es zu fragen, »Wenn du mich doch auch heimlich aus dem Busch dort hinten beschatten könntest?«

Niall seufzte wieder auf und musterte den Busch.

»Naja, das wäre schon kalt und ungemütlich in dem Unterholz zu hocken und dich beim Durch-die-Luft-Starren zu beobachten«, erwiderte Niall mit einem schiefen Grinsen.

»Selber Schuld. Spannern ist nicht komfortabel.«

»Spannern? Es geht um deine Sicherheit. Das nennt man Observation.«

»Warum bist du hier?«, fragte ich nachdrücklich.

»Wir... Ich... Ich bin hier, um mich zu verabschieden«, murmelte Niall, »Wir... wir werden endgültig weggehen.« Er sah weg und ich erkannte die Traurigkeit.

»Wir werden den Kontinent wechseln, Clea. Das ist sicherer für uns alle. Es fällt uns allen schwer, vor allem Louis, aber wir müssen hier weg«, fuhr Niall fort und sah mich reuevoll an.

»Aber du hast gesagt, dass mich immer jemand beschatten wird. Dass immer jemand auf mich aufpassen wird - hast du vorhin gelogen? Wenn ihr fünf weg sein werdet, dann bin ich hier alleine, und vielleicht fängt mich doch einer von euren Gegner, Elijah zum Beispiel«, fragte ich. Eigentlich nicht wirklich um meine Gesundheit besorgt, sondern um Niall wahrheitsgemäßen (oder nicht) Aussagen.

»Die Gang besteht nicht aus nur fünf Mitgliedern«, erwiderte Niall mit hängendem Kopf, »und um Rarmian brauchst du dir keine Gedanken machen, er wird dir nichts mehr antun.«

»Das heißt nur ihr fünf rennt weg? Und die unbestimmte Anzahl der restlichen Mitglieder bleibt alleine hier zurück?!«

»Nein, Clea, so ist das nicht«, Niall gestikulierte hilflos mit seinen Händen. »Vielleicht sollte Louis das einfach mit dir klären. «

»Ja, ruf ihn an. Ich will sofort mit ihm reden. Ich habe da wohl ein Mitspracherecht«, ordnete ich sauer an. Natürlich wusste ich, dass kein Recht hatte mich einzumischen und über bevorstehende Entscheidungen zu bestimmen. Ich könnte Rotz und Wasser heulen und es würde nichts daran ändern, wenn Louis als Gangleader entschieden hatte, dass es so gemacht wurde. Aber ich konnte wenigstens probieren auf ihn einzureden und ihn durch Emotionen zum Umdenken zwingen. Er sollte wenigstens wissen, wie ich dazu stand. Sowieso eine Frechheit, dass er mich einfach so verlassen wollte. Wohl kaum wäre er nochmal auf mich zugekommen und hätte Auf Wiedersehen gesagt, oder?

Niall erhob sich und die Schaukel bewegte sich quietschend einige Male weiter vor und zurück. Der Blonde entfernte sich mehrere Meter, sodass ich nicht verstand was genau er sagte. Ich konnte bloß gebannt mitverfolgen wie er mit der freien Hand herumgestikulierte und mich hin und wieder konzentriert ansah. Irgendwann war er fertig mit telefonieren und näherte sich mir wieder. Er nahm auf der Schaukel Platz und blickte mich an.

»Dein Lover ist auf dem Weg, Schwesterherz«, informierte er mich mit einem schwachen Lächeln. Ich nickte dankbar.

»Danke, Niall. Wirklich. Ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe. Du bist echt der beste Bruder, den ich mir vorstellen kann!« Der Blonde grinste mich mit Grübchen in den Wangen an und zeigte seine Zähne.

»Ich bin auch froh.«

Wir schwiegen einige Minuten.

»Es fällt mir wirklich schwer dich hier zurückzulassen, Clea«, sprach Niall und sah mich mit Reue in den blauen Augen an. Ich blickte ihn Mitleidig an und zuckte bloß mit der Schulter.

Heart of a killer [l.t.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt