40. Interlude

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40. INTERLUDE



A secret isn't nearly as bad as a lie


Vorsichtig tupfte ich mir das Blut von der Nase. Mein Vater hatte zwar deutlich fest zugeschlagen, doch meine Nase war zum Glück noch ganz. Es tat nur weh, wenn ich mich darauf konzentrierte und meine Wange schmerzte sowieso ständig, wodurch ich das Gefühl schon gewohnt war. Das klang so armselig, oder?

Mein Vater lag wieder auf der Couch und war im Land der Träume (oder Alpträume). Ich schmiss mich auf das Bett und nahm mein Handy hervor. Ich hatte eine Nachricht von Olivia bekommen und ich seufzte innerlich.

Komm bitte zu 7 zum Park. S ist wichtig. 4 (via)

Sicherlich wollten Via wissen, warum ich es getan hatte. Und ich war auch mehr als bereit es ihnen zu sagen. Innerlich bereute ich es, sie angelogen zu haben. Ich wollte nicht so sein wie mein Vater und andere Menschen aufgrund meiner eigenen Probleme verletzten. Wenn ich so nachdachte, taten Louis, Niall, Zayn, Harry und Liam das aber auch. Sie töteten Menschen oder raubten sie aus. Wir waren doch alle gleich!

Amara würde sicherlich nicht so bald wieder hier auftauchen, und Dad schlief jetzt hoffentlich seinen Rausch aus. Ich konnte als schnell in den naheliegenden Park gehen und mit Olivia und den anderen reden. Ich schlich die Treppe hinunter und ging zu der Haustür. Dort vergewisserte ich mich, dass mein Hausschlüssel sich auch in meiner Jackentasche befand und dann verließ ich das Haus.

-

Auf einer Parkbank unter einer Laterne sah ich drei Gestalten sitzen. Sie starrten alle auf einen Punkt vor sich und ich sah nicht, dass sie redeten.

Eden trug ihre Designerstiefel und eine enge Hose und einen Mantel, genau wie Olivia. Doch sie hatte einen knielangen Rock und dazu Stiefel an. Cassandra vertrat ihren typischen lässigen Style. Sie trug eine lockere Jeans mit Löchern und dann ein Top und da drüber eine Strickjacke von Puma.

Ich stand vor ihnen und setzte mich dann neben Eden. Alle drei sahen mich an und ich ließ sie, denn ich wollte nicht mit dem Gespräch beginnen.

»Hey«, begann Olivia schließlich »Es... schön, dass du da bist, Clea.« Ich nickte nur knapp und drehte mich dann in die Runde und hob eine Augenbraue.

»Du hast es wirklich getan«, murmelte Cassandra und sah mich irritiert an. »Aber warum?« Ich lachte freudlos auf.

»Es hatte viele Gründe. Langeweile... Doch wie gesagt, es war ein Test!«, sagte ich direkt und beobachtete, wie Olivia schockiert die Luft einzog.

»Du... du hast es wirklich getan. Ich... ich dachte, dass Eden nur...«

»...lügt? Nein. Klar, normalerweis tut sie das ja auch. Genau wie ihr!«, beendete ich ihren Satz und sie sah mich verstört an.

»Ich... wir reden doch nur!«, keifte Eden aufgebracht. »Und ich lüge nicht!«

»Mag sein, doch ihr verbreitet Gerüchte. Und ich wollte euch zeigen, wie schwer es ist, diese zu stoppen!«, erklärte ich.

»Pff«, gab Cassandra von sich und fuhr sich durch die roten Locken. »Du wolltest uns bloßstellen! Du bist ja beinahe eine Psychopathin.« Ich ignorierte sie und biss mir auf die Zunge.

»Du sagest, es war ein Test«, griff Olivia meine frühere Aussage wieder auf. Ich nickte bestätigend.

»Ja.«

»Erklär 's uns«, bat sie mich.

»Eine gute beste Freundin geht mir dir durchs Feuer«, begann ich. »Und eine beste Freundin ist auch in der Lage für dich zu lügen. Ihr drei... ihr würdet nicht für den anderen lügen. Ihr vertraut euch nicht und werdet es wohl auch nie tun. Eden, hast du deinen Freundinnen schon erzählt, dass du wieder mit Nathan ausgehst? Oder Cassie, hast du schon erwähnt, dass du mit Ryans besten Freund etwas hattest? Ihr redet nur über andere Menschen. Und ich mache das nicht mehr mit. Ich habe kein Bock auf eine Freundschaft, die nur auf Lügen basiert!«

»Als Freundinnen habt ihr versagt!«, sagte ich zum Schluss und sah in die Gesichter von Olivia, Cassandra und Eden.

»Ich konnte nicht lügen«, murmelte Olivia und griff sich in das rabenschwarze Haar. »Nicht, wenn ich nicht weiß, ob es stimmt!« Ich hätte es vielleicht getan. Bei einer Person, die mir wichtig wäre. Louis. Mein Vater. Das tat ich ja auch schon. Ich sagte niemanden etwas. Niemanden. Nur Niall wusste Bescheid.

»Woher weißt du das?«, schrie Cassandra.

»Ich und Nathan?«, murmelte Eden verzweifelt.

»Ja, er geht immer noch vor, nicht wahr, Eden?«, fragte ich spitz. Es war klar, dass sie ihn mal wieder bevorzugte. Sie vertraute ihm, und das war ein Fehler. Eigentlich stellten sich echte Freunde kein Ultimatum, doch das waren wir auch nicht...

»Woher weißt du das von Cassie und Eden?«, warf Olivia ein.

»Ich habe euch gesehen. Ihr seid nicht so unauffällig, wie ihr denkt!«

»Warum hast du nichts über Via?«, rief Eden, »uns stellst du bloß und sie? Sie hat es genauso verdient, wie wir!«

»Vielleicht macht sie etwas ein kleines bisschen anders.« Sie sahen mich fragend an. »Sie hat euch immer alles gesagt.«

Es war kurz still. Ich drehte mich zur Seite und sah, wie ein Junge zu uns kam. Ich erkannte die dunklen Haare, die zu einem Turm auf dem Kopf gestellt waren. Dan Smith. Olivias Freund.

»Via«, murmelte er, als er bei uns ankam. Olivia weinte und Dan legte seine Arme um sie. Ich sah ihn von der Seite an und merkte, wie mich ein Moment der Schwäche überrollte. Ich wollte umarmt werden. Nicht von Dan, sondern von Louis, oder auch Niall. Ich fühlte einsam! Dan hob seinen Blick und sah mir in die Augen. Ich versuchte aus ihnen schlau zu werden, doch er sah mich nur verständnisvoll an, doch dann blitze Wut in seinen schwarzen Augen auf. Er hob Olivia hoch und trug sie im Brautstyle von uns weg. Auch Cassandra und Eden standen auf und gingen.

»Das... war mutig«, sagte Eden schließlich und blickte mich mit ein wenig Anerkennung in den Augen an. Ich sah sich vernichtend an und stand ebenfalls auf.

»Als Freundinnen habt ihr verkackt.« Dann drehte ich mich um und ging den schmalen Weg zurück.

Wut, Enttäuschung und Schmerz überrollten mich. Wut, weil ich sauer auf mich selbst war. Enttäuschung, weil sie nicht versucht hatten mit mir zu reden. Schon immer. Sie hatten geredet, und wenn ich etwas sagte war es okay. Und wenn nicht, wurde ich nur halbherzig gefragt, ob es mir gut ging. Und Schmerz, weil ich sie verloren hatte. Wir kannten uns schon eine Weile. Ich war immer bei ihnen und kannte auch ihre Eltern. Olivia kannte meine Mutter und meinen Vater. Doch nachdem Mum gestorben war, hielt ich alle von meiner Familie fern. Sie wussten nur, dass Mum tot war. Aber über meinen Vater und seine neue Frau Amara wussten sie nichts. Ich hatte mich ihnen gegenüber verschlossen und sie schienen es nicht bemerkt zu haben.

Ich hatte sie von mir gestoßen, und alles nur wegen Louis. Weil er gegangen war und ich psychisch total wahnsinnig war.

Ich hasste Louis. Ich hasste ihn, weil er mir trotzdem etwas bedeutete. Ich hatte ihn, weil ich ihn liebte. Ja, ich liebte ihn. Und das war ein Fehler. Ich sollte niemals einen Mörder vertrauen, oder ihn lieben. Niemals.

Wütend trat ich gegen einen Mülleimer, der sich von seiner Halterung löste. Der Inhalt verteilte sich über dem ordentlich gemähten Rasen und die graue Tonne rollte noch ein Stückchen weiter. Ich wischte mir eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel.

Schließlich blieb die Tonne auf der Wiese liegen.

Alleine.



-

so ein bisschen länger und gefühlvoller.

Findet ihr es realistisch, wie Clea sich verhält? Oder zu dramatisch??

Vielen Dank fürs Lesen!!

Heart of a killer [l.t.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt